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Unschuldiges Begehren

Unschuldiges Begehren

Titel: Unschuldiges Begehren
Autoren: Brown Sandra
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Augenblick, in dem sie ihm zum ersten Mal begegnet war.
    Ist das endlich die Frau, auf die wir eine Ewigkeit gewartet haben?, hatte er gefragt.
    Hatte sie sich vielleicht schon in dem Moment in ihn verliebt, als sie aus seinen grauen Augen halb frustriert und halb … ja, wie nur? … angeschaut worden war? Was hatte sie an jenem Tag in seinem Gesicht gesehen, wodurch sie für alle Zeit verändert worden war?
    Was auch immer sie dazu bewogen hatte, sich in diesen Menschen zu verlieben, wann auch immer es geschehen
war, füllte dieses herrliche Gefühl Hailey mit einer solchen Freude an, dass sie am liebsten laut gejauchzt hätte vor Glück. Und vielleicht tat sie das sogar, denn in diesem Augenblick hob Tyler ruckartig den Kopf und sah sie an. Seine unglückliche Miene war fast mehr, als sie ertrug, und das stumme Flehen in seinen rot verquollenen Augen brach ihr regelrecht das Herz.
    Â»Hailey …?«
    Jetzt war sein Flehen nicht mehr stumm. Sie hörte es ihm deutlich an. Und wusste, was es einen selbstbewussten Mann wie Tyler kosten musste, einem anderen Menschen zu gestehen, dass er am Ende war.
    Indem er nichts als ihren Namen sagte, bat er sie, ihm beizustehen.
    Ohne zu zögern stand sie auf, ging dorthin, wo er saß, und schlang ihm die Arme um den Hals.
    Â»Tyler, Tyler«, wisperte sie sanft, als er seinen Kopf an ihrer Brust vergrub. Was kein Akt der Leidenschaft, sondern der Verzweiflung war. Er war wie ein kleines Kind, das sich trösten lassen wollte, war ein Mensch, der die Berührung eines anderen Menschen brauchte, damit ihn nicht auch noch die letzte Kraft verließ. Hilfesuchend schlang er ihr die Arme um die Taille, und sie hielt ihn fest, streichelte liebevoll seine verspannten Schultern, neigte ihren Kopf und küsste zärtlich seine Schläfen, seine Brauen und sein Haar.
    Sie würde ihm alles geben, was sie geben könnte, wusste sie.
    Da sie Tyler leidenschaftlich liebte, gäbe sie ihm die Erlaubnis, sie in einer Weise zu verletzen und auch
zu missbrauchen, wie noch nie jemand zuvor, weil es schließlich noch viel wichtigere Dinge gab. Wie, dass er sie brauchte und dass es in ihrer Macht stand, ihm zu helfen, selbst wenn er am Ende war. Es war für sie unvorstellbar, sich ihm zu verweigern, während er so unglücklich wie nie zuvor in seinem Leben war. Und nachdem sie ihm am Vorabend schon ihren Körper hingegeben hatte, würde sie ihm heute Abend ihren Geist und ihre Seele hingeben.
    Â»Tyler«, sagte sie und legte ihre Wange vorsichtig auf seinen Kopf. »Tyler, ich liebe dich.«
    Sie hielt furchtsam den Atem an. Einen Augenblick lang saßen sie völlig reglos da. Hatte er sie überhaupt gehört? Und wenn ja, war er schockiert? Angewidert? Froh?
    Langsam hob er den Kopf und schaute sie durchdringend aus seinen grauen Augen an.
    Ehe jedoch einer von ihnen etwas sagen konnte, wurde leise die Hintertür geöffnet und der metallene Riegel klickend zurückgelegt. Tyler riss den Kopf herum, um sich zu vergewissern, dass dieses Geräusch nicht seiner Fantasie entsprungen war, und Hailey sprang vom Sofa, ballte die Hände in Höhe ihrer Hüften, machte vorsichtig zwei Schritte Richtung Küche …
    â€¦ und tatsächlich tauchte Faith in der Tür zwischen den beiden Räumen auf.
    Sie war hoffnungslos verdreckt. Tränen hatten zwei schmutzige Spuren auf ihren Wangen hinterlassen, die Knie ihrer Jeans waren verschlammt und abgewetzt,
und Blätter und Zweige hingen in ihrem wirren Haar. Doch es war nicht ihre äußere Erscheinung, die die beiden Erwachsenen am meisten traf. Sondern ihr hasserfüllter Blick.
    Â»Faith«, stieß Tyler aus, während die Anspannung aus seinem Körper wich, »wo hast du gesteckt?«
    Â»Im Wald.«
    Â»Die ganze Zeit? Hast du uns denn nicht rufen gehört?«
    Â»Doch. Aber ihr solltet mich nicht finden, deshalb habe ich nicht reagiert. Ich wollte nicht hierher zu euch zurück. Ich wollte nur noch sterben.«
    Sie klang derart giftig, dass Tyler, der auf sie zugelaufen war, erschrocken stehen blieb. Er schüttelte verständnislos den Kopf, da er ganz einfach nicht begriff, was in das Kind gefahren war. Seine Arme baumelten leblos an seinen Seiten, und obwohl er Faith am liebsten eng an seine Brust gezogen und sich vergewissert hätte, dass sie wirklich wohlbehalten heimgekommen war, hielt ihr feindseliger Blick ihn davon ab.
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