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Unschuldiges Begehren

Unschuldiges Begehren

Titel: Unschuldiges Begehren
Autoren: Brown Sandra
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erst bei Faiths Klage über all die Ungerechtigkeiten, die ihr während ihres jungen Lebens bereits widerfahren waren, aufgefallen war.
    Ihr Zusammensein mit Tyler und dem Kind hatte desaströse Auswirkungen auf die zwei gehabt. Hailey ließ sich auf den Kiesstrand sinken, drückte ihre Stirn gegen die angezogenen Knie und brach in leises Schluchzen aus. Unbewusst hatte sie einen Keil zwischen zwei Menschen getrieben, deren Verhältnis auch schon vorher kompliziert gewesen war. Faith machte dem Vater einen Vorwurf, da er offensichtlich nicht die Absicht hatte, Hailey offiziell zu seiner Frau zu machen  – ein Gedanke, der ihm bisher sicher nie gekommen
war –, Hailey hielt sie vor, nicht gut genug für ihn zu sein. Weshalb es nur Verlierer gab.
    Letzte Nacht, erfüllt von heißer Leidenschaft, hatte Tyler ihr zahllose wunderbare Dinge zugeraunt. Seine anfänglich schockierend kühnen, dann aber poetisch sanften Worte hatten Hailey erst erregt und schließlich in den Schlaf gelullt. Aber kein einziges Mal hatte er schlicht und einfach »Ich liebe dich« gesagt. Und seine Reaktion darauf, dass sie die Worte ausgesprochen hatte, würde jetzt für immer ein Geheimnis bleiben, denn sie würde morgen früh gleich nach dem Aufstehen heimfahren. Weder ihr noch Tyler konnte etwas daran liegen, die Affäre, die sie angefangen hatten, fortzusetzen, wenn dadurch das Seelenheil von Faith gefährdet war.
    Mühsam stand sie wieder auf und schleppte sich zurück zum Haus.
    Obwohl die Tür des Kinderzimmers noch immer geschlossen war, hörte Hailey, dass der Vater leise mit der Tochter sprach. Entschlossen ging sie weiter in ihr eigenes Zimmer, sperrte die Tür hinter sich ab und spürte die kalte, dunkle Einsamkeit, die sie abermals umgab. Sie hatte jahrelang damit gelebt, doch nachdem sie für kurze Zeit hatte erleben dürfen, was für ein Gefühl es war, Teil einer Familie zu sein, nahm sie sie so schmerzlich wahr wie nie zuvor.
    Geistig und körperlich erschöpft zog sie sich aus. Sie sollte aufbleiben und überlegen, ob sie ihren Job im Freizeitpark auch weiterhin behalten könnte, ob sie Ellen auch in Zukunft helfen sollte, wenn sie in
der Klemme steckte, und vor allem, was sie mit dem Rest ihres Lebens machen sollte, wenn es keinen Tyler Scott mehr darin gäbe, war aber derart ermattet, dass sie praktisch auf dem Bett zusammenbrach. Und noch während sie versuchte, die Probleme, die ihr durch den Kopf gingen, in einer ordentlichen Reihenfolge nacheinander anzugehen, fielen ihr die Augen zu, und sie schlief ein.
    Â 
    Das Erste, was sie sah, als sie am nächsten Vormittag die Augen verschlafen wieder aufschlug, war ein jeansverhülltes Knie. Ihr Blick wanderte an einem muskulösen Bein hinauf, bis er auf die Bestätigung ihrer Vermutung, dass das Knie zu einem Mann gehörte, traf.
    Sie richtete sich kerzengerade auf und zog die Bettdecke über das Serendipity- Shirt, in dem sie schlief. »Was machst du hier?«
    Â»Ich sitze in einem Sessel und schaue dir beim Schlafen zu«, erklärte Tyler ihr. Dabei lungerte er mehr, als dass er saß. Erwirkte so zerknautscht, wie sie selbst sich fühlte, und bedachte sie unter seinen breiten, dunklen Brauen hervor mit einem grüblerischen Blick.
    Â»Das ist nicht witzig«, sagte sie.
    Â»So war’s auch nicht gemeint. Du hast mich gefragt, was ich hier mache, und ich habe es dir gesagt.«
    Â»Wie bist du hier hereingekommen? Ich hatte die Tür von innen abgesperrt.«
    Â»Ich hab sie einfach aufgebrochen.«
    Hailey räusperte sich leise. »Wie geht’s Faith?«

    Â»Es geht ihr wieder gut.« Zum ersten Mal, seit Hailey wach geworden war, umspielte ein Lächeln seinen Mund. »Sie ist einfach ein toller Mensch.«
    In Haileys Augen stiegen Tränen auf. Gott sei Dank. Ihre Dummheit hatte die Beziehung zwischen ihm und seiner Tochter nicht zerstört. »Hast du ihr tatsächlich eine Tracht Prügel verpasst?«
    Â»Ja. Und außerdem habe ich sie gezwungen, die Polizei anzurufen und sich dafür zu entschuldigen, dass sie eine derartige Unruhe gestiftet hat. Und dann haben wir miteinander geredet, und sie hat gesagt, sie wünschte sich, ich hätte sie bereits viel früher mal versohlt. Denn das hätte ihr gezeigt, dass sie mir wichtig ist.« Er stieß ein reumütiges Lachen aus. »Sie wusste nämlich nicht, dass ich sie
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