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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI
Autoren: Johanna und Günter Braun
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bestätigte. Aber als ich die A n tennen eingezogen hatte und ihr einen Saft anbot und ihr klarzumachen versuchte, daß es echter alter Hennessy aus dem Hotelshop war, brach sie fast zusammen.
    Wir haben auf dem Lehrgang durchgenommen, daß du damals echten Rettichsaft, naturtrüb, getrunken hast. Man kann doch nicht etwas le h ren, wenn es nicht zutrifft.
    Theoretisch trifft es zu, sagte ich, die Praxis sieht anders aus. Aber Alkohol an Bord ist ein Verbrechen, rief Elektra, und ihre Stimme kei f te sogar ein wenig, mancher Besatzung hat die Trunkenheit das Leben gekostet, ich bitte dich, Merkur. Ich will nicht weiter fragen, wie diese Flaschen hier hereingelangt sind. Ich will dir zuliebe glauben, daß es durch einen unglücklichen Zufall, ein maschinelles Versagen geschehen ist, aber ich bitte dich, laß sie geschlossen. Wir nehmen uns gegenseitig das hohe und heilige Versprechen ab, diese Kiste niemals zu berühren. Sie heulte schon.
    Ich wurde so von Mitleid gepackt, daß ich rausgehen wollte.
    Du mußt verstehen, Merkur, ich würde gerne sagen, zieh meinetw e gen die Antennen ein, trink meinetwegen, mach meinetwegen keine Gymnastik, aber ich kann das nicht, ich bin einfach nicht so strukt u riert.
    Gut, sagte ich, fahren wir die Antennen aus.
    Machst du es mir zuliebe?
    Nein, sagte ich, aus Pflichtbewußtsein.
    Und trinken wirst du auch nicht?
    Doch, sagte ich, wenn ich den Quatsch da von der Erde höre, muß ich trinken. Hörst du nicht, wie die uns scheuchen? Was sollen wir denn noch alles nebenbei erledigen? Vielleicht auf dem Rückflug eine Ladung Uran vom Titan mitbringen?
    Dann ziehen wir die Antennen eben wieder ein, aber an diese Kiste gehst du nicht.
    Gut, Reiseleiter, dann hau ich mich in meine Koje, der Tee war etwas dünn, das muß ich sagen.
    Ich kroch zu meinen Aufzeichnungen. Die und meine Gedanken an Alberna waren im Augenblick mein einziger Trost.
     
     
    6
    Alberna besaß keine Goldmedaillen, dafür aber einen Packen Verwei s zettel, solche langen grünen Streifen, die der Lehrcomputer ausspuckt, wenn man eine unprogrammierte Antwort gibt. Inzwischen haben wir ja Computer, die sich auf die Antworten der Schüler einstellen können und mit denen man sogar diskutieren kann, aber Alberna diskutierte nicht allzugern, und anstatt zu antworten, fragte sie lieber.
    Mit ihrer Fragerei war es manchmal wirklich schlimm. Sie nahm nie etwas als gegeben hin, das ist so, und das muß man lernen, oder man muß es, da man ja nicht alles nachprüfen kann, dem Computer auf Treu und Glauben abnehmen. Damit fand sie sich nicht ab.
    Als sie vor der Kommission für die Raumfahrtprüfung stand, fing sie an, die Leute bis unters Hemd auszufragen, anstatt ihre Fragen zu b e antworten. Obwohl sie technisch und körperlich die Prüfung schon bestanden hatte, rauschte sie in Theorie vollkommen durch. Deshalb war sie noch nie in den Raum gestiegen, aber Cäsar Brynn, dem ihre Fragerei gefiel, weil er gerne weitschweifende Antworten gab und alles vom Urschleim an erklärte, brachte sie in der Verwaltung der Raumfa h rerpersonalien unter. Ich lernte sie allerdings kennen, als sie gerade die Prüfung vermasselt hatte. Sie saß in dem kleinen Cafe vor dem Kosm i schen Palast, und ich weiß noch genau, sie hatte ein kurzes Streifenkleid an, die Streifen leuchteten, es waren türkisfarbene Glimmerstreifen.
    Albernas Haar war damals gerade kastanienbraun, es stand in zwei Zöpfen vom Kopf.
    Ich dachte zuerst, was ist das für ein häßliches Mädchen, denn ihr Gesicht, überhaupt nicht mit einem angel-face zu vergleichen, war bräunlich und ungleichmäßig. Das eine Auge saß ein paar Millimeter höher, deshalb wirkte eine Augenbraue hochgezogen, als ob Alberna dauernd fragte oder etwas nicht für voll nahm. Die Nase war ganz ve r nünftig, aber es saß eine Narbe drauf; Alberna hatte da gekratzt, als sie die Windpocken hatte. Der Mund bestand aus einer dünnen Ober- und einer sehr vollen Unterlippe, und Alberna hatte sie noch hellrot bemalt, wodurch sie besonders voll wirkte.
    Als Alberna nachher vom Hocker stieg, war sie drei Köpfe kleiner als ich, und sie ging nicht durch die Tür, sondern sie hopste. Zuerst fiel sie mir auf, als sie vor ihrem Glas mit einer kitschig gefärbten Mixe dasaß und als ihr plötzlich Tränen über das Gesicht liefen.
    Das konnte ich nicht ertragen. Ich stellte mich ihr vor, und sie erzäh l te mir von ihrem Pech.
    Ich sagte, das Beste, was wir machen können, wir gehen jetzt in die Badehalle und
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