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Ungezaehmte Leidenschaft

Ungezaehmte Leidenschaft

Titel: Ungezaehmte Leidenschaft
Autoren: Amanda Quick
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Forscher der Arcane Society bewegten sich in äußerst gehobenen, zuweilen sogar exklusiven Kreisen. Die kalte Verachtung einer gesellschaftlich unter ihnen stehenden psychischen Praktikerin, einer Frau, die ihre Talente zum Broterwerb nutzte, war für sie ungewohnt.
    Nachdem sie sich erholt hatten, war ein hitziger Dialog zwischen der hochroten und sehr verärgerten Lady Pomeroy und den Mitgliedern der Arcane Society entfacht.
    »Was sagte sie, Ma’am?«, hatte Hedgeworth gefragt.
    »Miss Dean eröffnete mir, dass mein Mann nicht ermordet wurde und dass sein Tod auch kein Selbstmord war, wie vielfach vermutet wurde«, hatte Lady Pomeroy brüsk geantwortet. »Sie sagte, Carlton hätte sich allein hier im Salon befunden, als er eines natürlichen Tode starb, wie ich es immer schon vermutete. Es gäbe keine Hinweise auf Gewalt.«
    »Nun, für sie war das wohl eine völlig sichere Aussage«, hatte einer der anderen hervorgehoben. »Nach mehreren Monaten kann man das Gegenteil nicht beweisen.«
    »Zweifellos hat sie sich eingehend mit dem Tod Ihres Gemahls befasst, ehe sie kam, Lady Pomeroy«, war Hobson erneut zu hören gewesen. »Schließlich waren die Zeitungen voll davon. In der Presse war die Rede von einem Schlaganfall.«
    »Ganz recht«, meldete sich einer der anderen zu Wort. »Diese Dean könnte eine Betrügerin sein. Die Scharlatane auf diesem Gebiet sind sehr geschickt. Und da keiner von uns ein Spiegellicht-Talent ist, können wir nicht ausschließen, dass wir getäuscht wurden.«
    Owen aber hatte gewusst, dass Virginia Deans Talent echt war. Die Schatten in ihren Augen hatten ihm verraten, dass sie den Tod schon oft gesehen hatte. Er kannte diese Schatten gut. Immer wenn er in den Spiegel sah, erblickte er ähnliche Gespenster in seinen eigenen Augen.
    Er bog in einen anderen Korridor ab, Virginia und Becky folgten ihm.
    »Ich bewundere Ihren Mut, Miss Dean«, sagte er. »Und jenen Miss Beckys. Sie beide haben heute einiges mitgemacht. Viele Menschen, Männer wie Frauen, wären inzwischen völlig am Ende.«
    »Keine Angst, Mr. Sweetwater«, sagte Virginia. »Becky und ich leisten uns unsere Nervenzusammenbrüche zu einem passenderen Zeitpunkt. So ist es doch, Becky?«
    »Ja, Ma’am«, sagte Becky. »Im Moment möchte ich nichts wie fort von diesem Ort.«
    »Genau wie ich«, sagte Virginia. »Becky, sind Sie sicher, dass Ihre Erinnerung völlig aussetzte, nachdem Sie in die Kutsche des Gentlemans stiegen?«
    »Ja, Ma’am.« Becky zögerte. »Ich weiß nur, dass der Herr so hübsch und liebenswürdig war. Ach, und die Blumen. Ich kann mich an diese Blumen erinnern.«
    »Was für Blumen?«
    »Sicher bin ich nicht, aber ich roch etwas ganz Süßes wie welke Rosen.«
    »Chloroform«, sagte Virginia grimmig. »Sie wurden betäubt. Becky. Deshalb setzte bei Ihnen die Erinnerung aus.«
    Owen öffnete eine Tür am Ende des Korridors und ließ sie in den alten Schuppen eintreten.
    »Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch, Sir, Ma’am«, sagte Becky. »Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar, aber ich begreife nicht, wie Sie mich finden konnten. Woher wussten Sie, wo ich bin?«
    »Mr. Sweetwater ist Ermittler«, sagte Virginia. »Eine Art Privatdetektiv. Menschen zu finden gehört zu seinen Aufgaben. So ist es doch, Sir?«
    »In gewisser Weise«, erwiderte Owen.
    »Ach, ich verstehe.« Beckys Miene erhellte sich. »Einem Privatermittler bin ich noch nie begegnet. Ein interessanter Beruf.«
    »Gelegentlich«, gab Owen zurück.
    Er konzentrierte sich auf seine Sinnesempfindungen und spähte hinaus in die in Nebel gehüllte Gartenanlage. In der Finsternis rührte sich nichts. Das von Mauern umschlossene Anwesen war so gespenstisch still wie bei seiner Ankunft. Auch das Haus wirkte verlassen.
    Owen führte die Frauen aus dem Schuppen ins Freie. Hinter sich hörte er Becky leise zu Virginia sprechen.
    »Sind Sie Mr. Sweetwaters Assistentin, Ma’am?«, fragte sie.
    »Nein«, sagte Virginia entschieden. »Ich arbeite nicht für Mr. Sweetwater.«
    »Ach, dann sind Sie seine Geliebte«, sagte Becky altklug. »Das dachte ich mir. Es muss sehr aufregend sein, die Geliebte eines Privatermittlers zu sein.«
    Owen zuckte zusammen, auf das Gewitter gefasst, das im nächsten Moment im Garten losbrechen würde. Zu seiner Verwunderung aber verlor Virginia nicht die Fassung. Ihr Ton war höflich, fast sanft. Nie hätte man vermutet, dass sie eben zutiefst beleidigt worden war.
    »Nein, Becky«, sagte sie. »Ich habe keinerlei
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