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Ungezaehmte Leidenschaft

Ungezaehmte Leidenschaft

Titel: Ungezaehmte Leidenschaft
Autoren: Amanda Quick
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Tatsächlich bin ich Jäger.«
    »Wen oder was jagen Sie, Mr. Sweetwater?«
    »Monster der menschlichen Gattung, Miss Dean. Wie Sie arbeite auch ich am besten in der Nacht.«
    Sein eigenes Haus war dunkel und still, als er zurückkam, doch so war es nachts immer. Er lebte allein. Seine Haushälterin kam früh am Morgen und ging nachmittags aus dem Haus. Dieses Arrangement verschaffte ihm die Ruhe, die er nach Einbruch der Dunkelheit immer mehr suchte. Niemand war da, der registrierte, dass er nachts ausging, niemand, der seine neue Gewohnheit beiläufig vor einem Mitglied seiner Familie erwähnt hätte.
    Der Fall der Spiegellicht-Deuterinnen lenkte ihn immerhin vorübergehend von seinen nächtlichen Streifzügen und dem Abgrund ab, auf den er langsam zudriftete.
    Owen brachte die Kutsche in die Bibliothek und stellte sie auf einen Tisch. Die dunklen Fenster des Miniaturfahrzeugs blinkten bösartig im Licht der Gaslampe. Vor dem Zubettgehen wollte er das Ding in seinen Kellersafe einschließen. Er war zwar sicher, die Waffe entschärft zu haben, wollte aber kein Risiko eingehen. Da das Ding für ihn etwas völlig Neues war, musste er es mit größter Vorsicht behandeln.
    Er trat an einen Beistelltisch, auf dem eine Flasche Brandy und Gläser standen, um sich eine ordentliche Dosis des belebenden Getränks einzuschenken. Mit dem Glas in der Hand setzte er sich vor den Kamin und betrachtete das Spielzeug. Die laufende Untersuchung hatte eine unheilvolle Wendung genommen. Dabei war Hollisters Tod seine geringste Sorge. Es gab noch immer mehr Fragen als Antworten, nur eines war klar: Virginia Dean war der Schlüssel zu der ganzen Affäre.

4
    Am kommenden Morgen holte Owen die kleine Kutsche aus dem Safe, trug sie hinauf in die Bibliothek und stellte sie auf den Tisch. Er suchte eine Auswahl kleiner Werkzeuge zusammen und ging daran, das Ding auseinanderzunehmen. Als er eben vorsichtig eines der Wagenfenster entfernen wollte, klopfte es an die Tür.
    »Nicht jetzt, Mrs. Brent.« Er blickte von seiner kniffligen Arbeit nicht auf. »Sie wissen, dass ich heute Morgen nicht gestört werden möchte.«
    »Ja, Sir, ich weiß.« Die Stimme der Haushälterin wurde durch die Tür gedämpft. »Es ist Mrs. Sweetwater, Sir.«
    »Welche Mrs. Sweetwater? In London gibt es ein halbes Dutzend.«
    Die Tür ging auf. Mrs. Brent fixierte ihn streng. »Mrs. Aurelia Sweetwater, Sir. Sie muss Sie unbedingt sprechen.«
    Natürlich, es ist Aurelia, dachte er. Sie war die älteste seiner Großtanten und erfreute sich der Stellung einer Familienmatriarchin. Er hatte diesen Besuch erwartet und ihn gleichzeitig gefürchtet.
    »Verdammt«, murmelte er. »Also gut, Mrs. Brent, lassen Sie sie bitte eintreten.«
    »Ja, Sir.« Mrs. Brent wollte sich schon in die Diele zurückziehen, als Owen sie noch einmal aufhielt.
    »Aber ich warne Sie, dass es Sie Ihre Stellung kostet, falls Sie sich einfallen lassen, Tee zu servieren«, zischte er. »Ich möchte meiner Tante keinen Vorwand liefern, länger hier zu verweilen.«
    Um Mrs. Brents Mund zuckte es amüsiert, wiewohl sie ihre professionelle Fassung wahrte. »Ja, Sir.«
    »Ich habe das gehört«, verkündete Aurelia Sweetwater, die in diesem Moment in einem eleganten purpurnen Kleid in die Bibliothek rauschte. Ihr graues Haar war zu einem imposanten Knoten aufgetürmt, den ein auf das Kleid farblich abgestimmter Federhut krönte. Das Rascheln ihrer langen, über den Boden fegenden Unterröcke klang äußerst bedrohlich. »Zufällig habe ich heute ohnehin keine Zeit für Tee, doch das ist Nebensache.«
    »Guten Morgen, Tante Aurelia«, sagte Owen, ging auf sie zu und küsste sie liebevoll auf die Wangen. »Du scheinst heute blendender Stimmung. Ein wenig früh, findest du nicht? Was führt dich um diese Zeit zu mir?«
    »Du weißt sehr gut, warum ich dich in aller Herrgottsfrühe aufsuchen muss. Du bist ja nur um diese Zeit zu Hause anzutreffen. Owen, du gehst mir aus dem Weg.«
    »Aber gar nicht. Ich war in letzter Zeit sehr beschäftigt. Neue Auftraggeber, musst du wissen.«
    »Ich weiß, dass die Familie jetzt Arcane als Klienten hat. Ob das klug war, weiß ich nicht, aber man wird ja sehen.«
    »Arcane ist im Wandel begriffen«, sagte Owen. »Unter der neuen Führung hat die Society andere Aufgaben übernommen. Wie es aussieht, fühlen sich die Jones verpflichtet, die Öffentlichkeit vor den Monstern zu schützen.«
    Aurelia zog die Brauen hoch. Ein nachdenklicher Ausdruck glitt über ihr Gesicht. »Wenn
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