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Ungezaehmte Leidenschaft

Ungezaehmte Leidenschaft

Titel: Ungezaehmte Leidenschaft
Autoren: Amanda Quick
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blockt psychische Strömungen ab.«
    Das Klappern verstummte, dafür drang ein schwaches, verängstigtes Stimmchen aus dem dunklen Gang, in dem die Kutsche stand.
    »Ist da draußen jemand? Bitte, helfen Sie mir.«
    Owen erstarrte. »Verdammt«, sagte er leise. »Eine Komplikation nach der anderen.«
    Virginia drehte sich um. »Wer ist da?«, rief sie.
    »Ich heiße Becky, Ma’am. Helfen Sie mir, ich bitte Sie. Ich kann nicht hinaus. Hier ist es ganz dunkel. An der Tür sind Gitterstäbe.«
    »Eines von Hollisters Opfern«, sagte Owen.
    Virginia sah ihn an. »Wir müssen etwas tun.«
    »Wir können nicht zu ihr, wenn wir nicht an diesem mechanischen Ding vorbeikommen.«
    »Es produziert meine Art von Energie«, sagte sie. »Ich könnte sie in den Griff bekommen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ich muss es versuchen. Lassen Sie mich mal hinsehen.«
    Owens Finger umschlossen ihr Handgelenk wie eine Fessel. »Was Sie auch tun, ich lasse Sie nicht los. Verstanden?«
    »Ja, ja, natürlich«, sagte sie ungeduldig. »Ich brauche etwas Licht.«
    Er hielt die Lampe so hoch, dass sie den Korridor, in dem die Kutsche stand, zum Teil erhellte. Virginia riskierte einen Blick um die Ecke. Im flammenden Licht blinkten unheilvoll die Fenster des Miniaturvehikels, und wieder setzte das Klappern ein. Als witterte sie ein Opfer, tat die Kutsche einen Satz vorwärts.
    Owen lauschte. »Interessant«, sagte er. »Das Gefährt scheint durch Bewegung aktiviert zu werden. Vielleicht reagiert sie auf unsere Auren.«
    »Ja, das glaube ich auch.« Virginia zog sich aus der Reichweite des Wagens zurück und drückte sich an die Mauer. »Die Energie wird durch die Fenster zugeführt. Ganz sicher kann ich erst sein, wenn ich es versuche, aber ich glaube, dass ich die Strömungen zumindest vorübergehend neutralisieren kann.«
    Im anschließenden Korridor verstummten die Geräusche wieder.
    »Die Kutsche reagiert eindeutig auf Bewegung«, sagte Owen. »Wenn Sie es schaffen, das Ding so lange zu neutralisieren, dass ich ganz nahe herankommen kann, könnte ich es zerschmettern oder irgendwie außer Betrieb setzen. Falls es eine Mechanik hat, muss es einen Schlüssel geben.«
    »Sind Sie noch da, Ma’am?«, kam Beckys Stimme aus der Dunkelheit. »Bitte, lassen Sie mich nicht hier zurück.«
    »Ich komme schon, Becky«, gab Virginia gelassen zurück. »Einen Moment noch.«
    »Vielen Dank, Ma’am. Aber beeilen Sie sich, bitte. Ich habe solche Angst.«
    »Wir haben alles im Griff, Becky«, antwortete Virginia.
    Owen umfasste ihr Handgelenk fester. »Versuchen Sie es. Wenn ich spüre, dass Ihre Kräfte nachlassen, ziehe ich Sie außer Reichweite.«
    »Klingt vernünftig.«
    Sie beruhigte ihre Nerven, konzentrierte sich auf ihr Talent und bog vorsichtig um die Ecke. Owen hielt das Licht so, dass es auf das bewegungslos dastehende Gefährt fiel.
    Es herrschte kurze, angespannte Stille, ehe die dunklen Fenster zu funkeln anfingen, als würden sie vom Wageninneren her beleuchtet. Virginia spürte abermals Energie in der Atmosphäre. Die mechanischen Pferde setzten sich in Bewegung. Die Räder drehten sich. Nun war ihr das Ding schon viel näher.
    Unvermittelt wurde Virginia von Energieströmungen getroffen, die ihre Sinne zu lähmen drohten. Obwohl darauf gefasst, zuckte sie unter dem Angriff zusammen. Owen hielt sie fester. Sie wusste, dass er bereit war, sie um die Ecke und außer Reichweite der als Wagen getarnten Waffe zu ziehen.
    »Schon gut«, brachte sie heraus. »Ich schaffe das.«
    Der lähmenden Energiewelle widerstehend, fand sie einen Fokus, als blickte sie tief in einen Spiegel. Sie stellte ein kontraproduktives Schema her, das die oszillierenden, vom Gerät ausgeschickten Kraftwellen dämpfte. Die Wirkung trat fast unmittelbar ein. Die Strömungen verebbten. Der Wagen rollte weiter.
    »Geschafft«, sagte Virginia. Sie wagte es nicht, das Gefährt aus den Augen zu lassen. »Tun Sie, was Sie tun müssen. Ich weiß nicht, wie lange ich das Ding unter Kontrolle habe.« Man konnte auf so hohem Niveau, wie sie es nun tat, nur kurze Zeit von psychischen Reserven zehren.
    Owen vergeudete keine Zeit mit Fragen. Er ließ sie los und ging rasch um die Ecke in den Gang, wo er vor der Miniaturkutsche stehen blieb. Mit einer Schuhspitze kippte er sie um. Die Pferdebeine schlugen rhythmisch und nutzlos in der Luft weiter. Man konnte ein gedämpftes Ticktack vernehmen.
    »Klingt wie ein Uhrwerk«, sagte Virginia.
    Owen ging neben dem kleinen Gefährt in die Knie.
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