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Ungezaehmte Leidenschaft

Ungezaehmte Leidenschaft

Titel: Ungezaehmte Leidenschaft
Autoren: Amanda Quick
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und jetzt. Mit ihm zu gehen erschien ihr klüger, als sich auf eigene Faust in Sicherheit zu bringen.
    Als sie die Tür durchschritten, blieb Owen kurz stehen, um eine Lampe zu entzünden, die er hier wohl deponiert hatte. Das aufflammende Licht erhellte einen alten gemauerten Gang.
    »Wo sind wir?«, flüsterte sie.
    »Im Kellergewölbe unter den Grundmauern des Hollister-Hauses«, sagte Owen. »Es wurde auf den Ruinen einer mittelalterlichen Abtei errichtet. Hier unten verläuft ein wahres Labyrinth von Tunneln, die von Zellen gesäumt werden. Ein richtiger Irrgarten.«
    »Wie haben Sie mich gefunden?«
    »Die Antwort auf diese Frage wird Ihnen nicht gefallen.«
    »Ich bestehe darauf zu erfahren, wie Sie mich fanden.«
    »Ich ließ Ihr Haus in den letzten Nächten von zwei Personen aus einem leeren Haus gegenüber beobachten.«
    Virginia war einen Moment so perplex, dass sie kein Wort herausbrachte. »Wie können Sie es wagen!«, stieß sie schließlich hervor.
    »Ich sagte ja, dass Ihnen die Antwort nicht gefallen würde. Als Sie gestern Abend zu einer Deutung aufbrachen, dachten sich meine Späher nichts dabei. Sie gingen abends ja oft außer Haus, um Ihre Kunst auszuüben. Aber als Sie nach einer vernünftigen Zeitspanne nicht zurück waren, verständigten mich meine Leute. Ich begab mich zu Ihrem Haus und erkundigte mich bei Ihrer Haushälterin nach dem Namen Ihres Kunden.«
    »Und Mrs. Crofton verriet Ihnen, ich sei zu einer Spiegel-Deutung bei Lady Hollister?«
    »Sie war schon in großer Sorge, weil Sie noch nicht zu Hause waren. Auf dem Anwesen der Hollisters angelangt, wusste ich sofort, dass etwas nicht stimmte.«
    »Das sagte Ihnen Ihr Talent?«, fragte sie wachsam.
    »Leider ja.«
    »Wie denn?«
    »Sagen wir es so … Sie sind nicht die erste Frau, die in diesem Tunnelsystem verschwand. Im Unterschied zu den anderen Opfern Hollisters sind Sie aber noch am Leben.«
    »Du lieber Himmel.« Es dauerte einen Moment, bis sie den Sinn seiner Worte erfasst hatte. »Sie haben gewaltsamen Tod gespürt?«
    »In gewisser Weise.«
    »Erklären Sie sich, Sir.«
    »Glauben Sie mir, es ist besser, wenn Sie nichts wissen.«
    »Es ist zu spät, sich um meine Empfindlichkeit zu sorgen«, entgegnete sie gekränkt. »Ich erwachte eben neben einem hochgestellten Gentleman, der erstochen wurde.«
    »Ihre Nerven halten offenbar einiges aus. Trotzdem ist es weder der Ort noch die richtige Zeit, um die Natur meines Talents zu erörtern.«
    »Und warum ist das so?«, fragte sie.
    »Im Moment gibt es Dringenderes. Darf ich Sie daran erinnern, dass jemand anderes Hollister erstochen haben muss, wenn Sie es nicht taten? Dieser Jemand könnte noch in der Nähe sein.«
    Sie schluckte schwer. »Also gut. Dann spare ich mir die Frage für später auf.«
    »Eine kluge Entscheidung«, sagte Owen.
    Er blieb so unvermittelt stehen, dass Virginia strauchelte und gegen ihn stieß. Er schien es nicht zu spüren und hob die Lampe, um den Gang zu ihrer Rechten zu erhellen.
    »Spüren Sie irgendeine Energie?«, fragte er leise.
    Ein sonderbares Gefühl eisiger Bewusstheit durchfuhr Virginias Sinne. »Ja«, sagte sie.
    Die Empfindung wurde stärker und nun auch von einem rhythmischen Klappern begleitet. Aus der Finsternis kam eine Miniaturkutsche auf sie zugerollt. Als sie den Lichtkreis erreichte, sah Virginia, dass sie von zwei Pferden gezogen wurde. Das Gefährt war jedoch ein wahres Kunstwerk und kein Kinderspielzeug. Jedes einzelne Detail des schwarz emaillierten und kunstvoll vergoldeten Wagens war von erlesener Feinheit, die kleinen Fenster blitzten im Lampenlicht. Die Pferde mit ihren wallenden schwarzen Mähnen und Schweifen und dem golden verzierten Zaumzeug waren naturgetreu nachgebildet.
    »Warum lässt jemand hier ein so kostbares Spielzeug zurück?«, fragte Virginia.
    Owen nahm wieder ihren Arm und zog sie einen Schritt zurück. »Das ist kein Spielzeug.«
    Virginia konnte den Blick nicht von der kleinen Kutsche losreißen, so fasziniert war sie. »Was ist es dann?«, fragte sie.
    »Verdammt, wenn ich das wüsste.«
    Wieder streifte eine Welle eisiger Energie Virginias Sinne. »Ich spüre die Kraft«, sagte sie. »Es ist Glaslicht, dieselbe Energie, die in Spiegeln enthalten ist. Aber psychische Energie können nur Menschen hervorbringen. Wie macht das der Wagen nur?«
    »Das werden wir jetzt nicht untersuchen.« Owen zog sie um eine Ecke. »Wir müssen zwischen uns und diesen Apparat, oder was immer es ist, eine Wand bringen. Stein
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