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Ungezaehmte Begierde

Ungezaehmte Begierde

Titel: Ungezaehmte Begierde
Autoren: Pamela Palmer
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nacheinander die Wagen seiner Opfer gestohlen, sodass es unmöglich war, ihm zu folgen. Das ist schlau. Ebenso wie die Tatsache, dass er sich von therianischem Gebiet fernhält, obwohl die therianische Energie seine natürliche Nahrung ist. Er muss Menschen umbringen, um sich von ihnen zu ernähren, denn er weiß ja, dass die Therianer ihn suchen.«
    »Ja, und vielleicht macht ihm das Morden sogar Spaß«, knurrte Tighe. »Wenn ich noch einmal eine richtige Vision hätte, könnten wir ihn vielleicht aufhalten …« Als wenn die Natur seine Bitte erhört hätte, wurde sein Blickfeld auf einmal schwarz. »Es ist wieder so weit«, keuchte er. Während es seinen Geist an einen anderen Ort verschlug, griff er geistesgegenwärtig nach dem Tisch und hielt sich daran fest.
    Als er in das Gesicht der dunkeläugigen Schönen starrte, die ihn in seinen Gedanken Tag und Nacht verfolgt hatte, war er vollkommen verwirrt. Sie war gar nicht tot . Er beobachtete sie im Spiegel einer öffentlichen Toilette, als könne er durch ihre Augen sehen. Sie beugte sich weiter vor und öffnete den Kragen ihrer weißen Bluse. An ihrem sonst makellosen, olivfarbenen, anmutigen Hals war ein Oval aus roten Striemen zu erkennen.
    Der Abdruck von einem Gebiss.
    Der Klon hatte sie angegriffen, doch sie war nicht gestorben. Wie war das möglich?
    Gelobt seien Himmel und Erde .
    Er wunderte sich über sich selbst, weil er von Erleichterung und, verdammt noch mal, sogar von Freude durchströmt wurde. Immerhin war sie bloß ein Mensch, Himmelherrgott. Ein Mensch!
    Doch zumindest erinnerte sie ihn kaum an Gretchen. Sie war groß, wohingegen Gretchen klein gewesen war. Sie war dunkel, Gretchen hatte aber blonde Haare gehabt. In seiner Vision glühten ihre Augen, so wie sie es schon bei ihrer Begegnung mit dem Klon getan hatten. Gretchens Augen waren in seiner Erinnerung dagegen immer nur von Angst erfüllt gewesen.
    In dieser Frau brannte eine Wut, die offenbar ebenso zu ihr gehörte wie ihre braunen Haare und ihre hohen Wangenknochen. Er musste nicht erst ihre Gedanken lesen, um zu wissen, dass sie das Wesen fangen wollte, das sie überfallen hatte.
    Aber dazu würde es nicht kommen.
    Die Krieger konnten auf keinen Fall zulassen, dass dieser Kerl in die Hände menschlicher Behörden geriet. Sobald sie feststellten, dass er nicht blutete, würde alles aus sein. Jahrhundertelang hatten die Therianer und die Magier ihre Existenz sorgfältig vor den Menschen verborgen. Die Sterblichen waren zu zahlreich geworden, zu mächtig. Dennoch waren ihre Angst und ihr Hass auf alles, was sie nicht verstanden, so groß wie eh und je. Erfuhren sie aber von den unsterblichen Rassen, würden sie ihren ganzen Verstand und ihre Waffentechnik einsetzen, um sie zu vernichten.
    Am Ende würden sie die Einzigen vernichtet haben, die in der Lage waren, sie zu retten.
    Auf einmal verzog die Frau das Gesicht – vor Schmerz –, hatte sich jedoch gleich darauf wieder in der Gewalt. In ihren Augen war deutlich Leid zu sehen, und ihr Körper stand unter Strom. Sie fasste auf dieselbe Art nach dem Waschbecken, wie er kurz zuvor nach dem Küchentresen gegriffen hatte. Als fürchtete sie zu fallen.
    Plötzlich verdeckte eine zweite Vision das Gesicht der Frau. Diesmal erblickte er eine schockiert wirkende alte Frau; dann verschwamm ihr Gesicht und stattdessen war ihr faltiger Hals groß und deutlich zu sehen.
    »O Gott«, keuchte die dunkeläugige Schöne und auf einmal sah er wieder nur sie. »Was hat er mit mir gemacht?«, flüsterte sie ihrem Spiegelbild zu. »Nicht genug, dass er mich fast umgebracht hätte. Jetzt muss ich auch noch zusehen, wie er andere ermordet?«
    Als ihm die Bedeutung ihrer Worte klar wurde, kribbelte Tighes Kopfhaut. Sie sah die Morde. Sie bekam seine Visionen.
    »Agent Randall?« Im Spiegel tauchte eine zweite Frau auf. Eine ältere Frau asiatischen Ursprungs eilte zu der Schönheit. »Delaney, was ist los?«
    »Nichts«, erklärte die Diebin der Visionen schroff und richtete sich auf. Aus ihrem Gesicht war jeglicher Ausdruck von Schmerz verschwunden, so als wäre er niemals da gewesen. »Mir geht es gut.«
    Tighe blinzelte, als die Schöne verschwand. Er drehte sich um und bemerkte, dass Hawke ihn erwartungsvoll anstarrte.
    »Was hast du gesehen?«
    Tighe schüttelte den Kopf. Er war über die Bedeutung der Vision ebenso verwirrt wie über sein unerklärliches Bedürfnis, diese Frau zu finden.
    »Jemand stiehlt meine Visionen.«
    »Wie meinst du das?«
    Er
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