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Ungezaehmte Begierde

Ungezaehmte Begierde

Titel: Ungezaehmte Begierde
Autoren: Pamela Palmer
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still, Jag«, zischte Wulfe. »Deine Sticheleien kann er jetzt überhaupt nicht gebrauchen.«
    Was er jetzt überhaupt nicht gebrauchen konnte, war vor allem, dass ihn alle wie ein Pulverfass betrachteten, dem eine Zündschnur aus dem Mundwinkel hing. Es ging ihm doch gut .
    Aber das Brennen in seinen Fingerspitzen strafte ihn Lügen. Er kämpfte mit seiner Selbstbeherrschung und versuchte seine ungezügelte Wut in den Griff zu bekommen. Unter normalen Umständen verlor man im wilden Zustand bloß die Beherrschung und riskierte einen anständigen Kampf. Man war dann weder Mensch noch Tier, sondern irgendetwas dazwischen. Die Menschenzähne wurden zu Reißzähnen, aus den Fingerspitzen schossen Krallen hervor und die Augen wirkten nicht mehr menschlich. In diesem Zustand konnten ein Falke und ein Tiger ihre wilde Natur in einem gleichberechtigten Kampf ausleben.
    Aber dies waren eben keine normalen Umstände. Ohne seine Seele wusste er nicht, wie lange er sich noch unter Kontrolle halten konnte.
    Er rang mit der Wut, die allmählich von seinem gesamten Körper Besitz ergriff, biss die Zähne zusammen, um sich zur Ruhe zu zwingen. Aber es war schon zu spät. Aus seinen Fingerspitzen schossen die Krallen hervor. Aus seinem Oberkiefer wuchsen Reißzähne, und als ihm eine Welle aufgestauter Wut die Kontrolle entriss, schnellten aus dem Unterkiefer messerscharfe Schneidezähne hervor. Erfüllt von wildem Zorn stürzte er sich auf Jag und warf ihn auf den steinigen Boden.
    Im Blutrausch spürte er, wie ihm Jag, der auch wild geworden war, mit den Krallen die Haut aufriss. Er schmeckte Blut, sowohl sein eigenes als auch das von Jag. Es war warm und köstlich. Der Blutrausch trübte seinen Blick – und plötzlich sehnte er sich danach, seine Zähne in Jags Hals zu schlagen und diesem Mistkerl tatsächlich den Hals aufzureißen.
    Er verlor den Verstand. Dabei konnte er geradezu sehen, wie sein ganzer Geist von einem dunklen Strudel verschlungen wurde. Während seine Vernunft ihn zwang, sich von der Kliffkante zurückzuziehen, drängte sich Wulfe zwischen die beiden Krieger und entriss ihm Jag.
    Nur langsam gewann Tighe die Kontrolle über sich zurück und nahm wieder menschliche Gestalt an. Während sich seine Krallen und Reißzähne zurückbildeten, ballte Wulfe die Faust und versetzte Jag einen heftigen rechten Haken.
    Jag flog der Länge nach hin. »Wofür war das denn?«
    »Du kannst ein solcher Idiot sein«, zischte Wulfe. » Willst du, dass er eingesperrt wird? Jetzt? Ist es denn zu viel von dir verlangt, die Vernichtung eines unserer besten Krieger nicht noch unnötig voranzutreiben?«
    Mit finsterer Miene stand Jag auf. »Leck mich!«
    »Niemand wird mich vernichten«, knurrte Tighe, während er sein zerrissenes Hemd so herrichtete, dass es sich gerade noch so an seinem Körper hielt. Das würde er nicht zulassen. Er weigerte sich.
    Aber er konnte auch nicht leugnen, dass er durcheinander war.
    »Lasst uns ein paar Drader umbringen«, warf Wulfe ein.
    Tighe presste die Lippen aufeinander und nickte. Sie jagten Drader, indem sie darauf warteten, dass diese kleinen Teufel die therianische Energie rochen, die die Krieger in Menschengestalt verströmten. Es dauerte auch nicht lange, bis eine dunkle Wolke über den Felsen auf der anderen Seite des Flusses auftauchte.
    »Sie kommen«, stellte Wulfe gelassen fest. Die Drader hatten sie gefunden. Wulfe riss sich sein T-Shirt vom Leib, zog die Hose aus und warf seine Kleidung auf den Felsen. Jag streifte seine Tarnhose und sein militärgrünes T-Shirt ab. Tighe jedoch tat überhaupt nichts. Er war einer der Krieger, die die Gabe besaßen, die Kleidung beim Gestaltwandel anzubehalten. Sehr praktisch, vor allem, wenn er unter Menschen jagte.
    Die dunkle Draderwolke raste über das glitzernde Wasser auf sie zu, ein düsterer Schemen vor den Sternen und den dunklen Felsen auf der anderen Seite.
    Ein riesiger Schemen.
    »Heilige Scheiße.« Leise pfiff Jag durch die Zähne. »Bilde ich mir das nur ein oder sind das ungefähr fünf Mal so viele wie sonst?«
    Hunderte kamen auf sie zu. Vielleicht waren es sogar mehr als tausend. »Heilige Scheiße« war also ganz der richtige Ausdruck. Sie wussten zwar, dass sich die Drader ungewöhnlich schnell vermehrten, aber es war doch noch erschreckender, dies auch tatsächlich vor Augen geführt zu bekommen. Wenn sie die Drader nicht unter Kontrolle bekamen, fanden sie nicht genügend therianische Energie, um sich zu ernähren. Also würden
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