Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ungestüm des Herzens

Ungestüm des Herzens

Titel: Ungestüm des Herzens
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
Wunden!« schrie sie. Dabei vergaß sie völlig, dass sie seinen Tod eigentlich gar nicht wollte.
    Doch Samantha wäre noch elendiglicher zumute gewesen, wenn sie gewusst hätte, dass ein großer dunkler Fremder das Schauspiel auf dem Treppenabsatz mit angesehen hatte.
     

2
    Das Hotel, in dem Samantha Kingsley ihre Suite hatte, lag im neuen Teil von Denver, am Stadtrand, an dem ständige Expansion die Regel war. Vor dem Hotel verlief eine Straße, in der sich Läden ballten, mehrere Saloons, zwei Restaurants, zwei kleinere Hotels, ein Fleischmarkt, eine Bank, und sogar eines der neuen Theater gab es dort. Aber hinter Samanthas Hotel lag freies Land, Land, das noch darauf wartete, von Denver beansprucht zu werden.
    Hank Chavez ritt von Süden her langsam auf das Hotel zu. Er hoffte, dass die Größe des Gebäudes nicht teure Zimmer bedeutete. Er wollte lieber dort bleiben, als noch länger nach einer Unterkunft zu suchen.
    Er hatte sein Pferd unter einer Pappel anhalten lassen, als er einen Mann und eine junge Frau auf den Treppenabsatz hinter dem Hotel treten sah. Im hellen Licht des Nachmittags konnte er erkennen, dass der Mann blutete. Hatte ihn die junge Dame verwundet, die den Revolver in der Hand hielt? Es war kaum zu glauben, und doch schnitt Hank eine Grimasse, als der Mann nach der Frau griff und der Revolver abgefeuert wurde.
    Hank starrte die Frau hingerissen und fasziniert an. Die Frau - nein, es war noch ein Mädchen, siebzehn oder achtzehn - war sehr hübsch. Ein junges Mädchen mit dem Körper einer Frau. Bezauberndes Haar floss über ihren Rücken und ihre Schultern, dunkles Haar, das in der Sonne leuchtend rot glänzte.
    Hank beugte sich vor, stützte sich mit den Armen auf den Sattelknauf und beobachtete das Schauspiel. Er hätte alles dafür gegeben, zu erfahren, was die beiden sagten, aber er war zu weit weg, um es zu hören. Kurz darauf fiel der Mann die Treppe hinunter und humpelte dann davon. Hanks dunkelgraue Augen flogen zu dem Mädchen zurück, und er starrte sie unablässig an. Er wollte, dass sie in seine Richtung sah, damit er ihr Gesicht ganz sehen konnte. War sie so hübsch, wie es schien?
    Doch sie drehte sich nicht zu ihm um. Und einen Moment später war sie fort, wieder im Hotel, und ebenso schnell, wie er den Wunsch verspürt hatte, sie kennenzulernen, war dieser Wunsch auch schon wieder verflogen. Die Dame mit dem Revolver. Nein, er wollte sie nicht kennenlernen. Er hatte wichtigere Geschäfte hier zu erledigen, vielleicht sogar Mordgeschäfte, und er hatte keine Zeit, sich mit streitsüchtigen Frauen einzulassen.
    Er hatte Monate gebraucht, um von Dallas nach Denver zu kommen, Monate, in denen er sich selbst angetrieben hatte, in die Irre geritten war, Rückzieher gemacht hatte und immer Städte gemieden hatte, die ihn in Versuchung hätten führen können, dort eine Weile auszuruhen. Er hätte Pat McClure einholen können, der Dallas erst vor ein paar Tagen verlassen hatte, als Hank herausfand, dass er fort war. Doch nachdem er Pats Nachricht gelesen hatte, war er so wütend gewesen, dass er sein Hotelzimmer kurz und klein geschlagen hatte, in den nächsten Saloon gezogen war und auch diesen kurz und klein geschlagen hatte. Da er nicht in der Lage war, den entstandenen Schaden zu zahlen, hatte er einen Monat im Gefängnis gesessen.
    Vielleicht hätte er das Geld von Bradford Maitland bekommen können. Schließlich hatte Hank Maitland einmal das Leben gerettet, und Maitland war reich. Doch Hank war zu stolz gewesen, um ihn darum zu bitten. Maitland hatte die Frau bekommen, die Hank für sich gewollt hatte, und wenn sich Hank auch gnädig zurückgezogen hatte, so hegte er in seinem tiefsten Innern doch noch einen gewissen Groll. Schließlich war sie die einzige Frau, die Hank je gebeten hatte, sein Leben mit ihm zu teilen. Aber er hatte nie wirklich Chancen bei Angela gehabt. Als Hank sie kennengelernt hatte, hatte sie bereits Maitland gehört, mit Leib und Seele. Natürlich war Maitland zu blöd gewesen, um das selbst zu wissen. Wäre er nur weiterhin so blöd geblieben, dachte Hank versonnen.
    Nein, er würde Maitland niemals bitten, ihm zu helfen. Und auch nicht Angela, die jetzt eigenen Reichtum besaß. Er hatte schon Geld von ihr genommen, es ihr genaugenommen sogar abgenommen, als er die Postkutsche überfallen hatte, in der sie reiste.
    So hatte er Angela Sherrington kennengelernt. Es war Hank nicht gelungen, sie zu vergessen, und er hatte sich auf die Suche nach ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher