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Ungestüm des Herzens

Ungestüm des Herzens

Titel: Ungestüm des Herzens
Autoren: Johanna Lindsey
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zarten Alter nichts gesagt. Einmal hatte sie Maria gefragt, was eine puta war, und Maria hatte ihr eine Ohrfeige gegeben. Daraufhin hatte sie eine Woche lang kein Wort mit Maria gesprochen, und sie hatte sie nie mehr nach der Bedeutung eines Wortes gefragt.
    Später war sie in eine Schule im Osten gegangen. Dort sprachen die Mädchen offen und ausführlich über Sex und über Männer, wenn kein Erwachsener in der Nähe war. Schnell und ohne jedes Anzeichen des Schockiertseins beantworteten sie ihr alle ihre Fragen. Auch Samanthas Vokabular an Worten, die sich für eine Dame nicht schickten, schien sie nur geringfügig zu schockieren.
    Bei diesem Mann fiel es ihr sehr schwer, daran zu denken, dass sie eine Dame war. Sie sagte sich, dass sie alles für eine Waffe gegeben hätte. Aber ihre kleine Taschenpistole, die in ihrer Handtasche auf dem Schreibtisch lag, hätte ihr nichts genutzt. Mit nur einer Kugel eignete sie sich für die offenen Straßen der Stadt, in denen auf einen Schuss hin Hilfe zu erwarten war. Nein, sie brauchte die Waffe aus ihrem Schlafzimmer - ihren Revolver mit sechs Schuss Munition.
    »Ich warte, Froillein, und ich habe das Warten verdammt satt«, knurrte Tom.
    Samantha holte tief Atem, um ihn nicht anzuschreien. »Sie erwarten Antworten von mir. Vorher werden Sie mir eine Frage beantworten. Was habe ich bloß getan, um Ihnen das Gefühl zu geben, dass ich mir etwas aus Ihnen machen könnte?«
    Er sah sie finster an. »Das ist eine dumme Frage.«
    »Beantworten Sie sie!« sagte Samantha.
    »Na ja ... Sie wissen schon. In dem Moment, in dem Sie mich gesehen haben, haben Sie übers ganze Gesicht gelächelt und mit Ihren hübschen grünen Augen geklimpert. Ein so schönes Mädchen hatte ich noch nie gesehen. In dem Moment wußte ich, dass Sie die Richtige für mich sind.«
    Samantha seufzte. Bei Gott, sie würde nie mehr einen Mann höflich anlächeln.
    »Mr. Peesley, ein Lächeln deutet nicht zwangsläufig auf Zuneigung hin«, sagte sie. »Ich habe an jenem Tag jeden angelächelt, und zwar deshalb, weil ich vor Freude ganz außer mir war bei der Vorstellung, wochenlang keine Postkutsche mehr sehen zu müssen. Ich habe jeden angelächelt. Verstehen Sie das?«
    »Aber mich haben Sie ganz speziell angelächelt«, protestierte er hartnäckig. »Ich habe es doch gemerkt.«
    Verdammt noch mal. Sie würde sich gröber ausdrücken müssen.
    »Tut mir leid«, sagte sie mit zusammengepressten Lippen. »Sie haben sich geirrt, Mr. Peesley.«
    »Nenn mich Tom.«
    »Nein, das werde ich nicht tun«, fauchte sie. »Wie soll ich es Ihnen bloß begreiflich machen? Ich habe nicht den Wunsch, Sie kennenzulernen. Ich liebe einen anderen, den Mann, mit dem ich hierhergekommen bin. Mr. Allston. Und ihn werde ich heiraten. Würden Sie mich jetzt in Ruhe lassen und gehen?«
    Statt sich zu erzürnen, lachte Tom Peesley. »Jetzt weiß ich, dass Sie lügen. Ich habe Sie mit ihm zusammen gesehen. Er schenkt seiner Schwester mehr Aufmerksamkeit als Ihnen.«
    Das traf sie, denn es war absolut wahr. »Das geht Sie nichts an. Er ist es, den ich liebe.«
    Ihre Beharrlichkeit erboste ihn. »Wenn ich das wirklich glauben würde, würde ich ihn umbringen.«
    Und jetzt kam endlich der Kuss . Samantha war nicht auf diesen brutalen Überfall vorbereitet. In seine Arme gepresst , schmeckte sie ihr eigenes Blut auf den Lippen, die an seine Zähne gerissen wurden. Der wütende Schrei, der sich ihr entrang, wurde in ihrer Kehle erstickt.
    Plötzlich ließ er sie los, aber im ersten Moment war sie zu benommen, um es zu merken.
    Sein Tonfall war eisig. »Ich kann ein zärtlicher Liebhaber sein, aber ich kann dich auch leiden lassen. Ich habe einmal ein Mädchen, das mich geärgert hat, beinahe umgebracht. Und genau das tun Sie gerade, Froillein. Ihr Spott fängt an, mich zu ärgern.«
    Eigentlich hätte sie sich fürchten müssen, doch stattdessen war sie wütend. So war sie noch nie behandelt worden, und sie würde das nicht länger mit sich geschehen lassen. Sie schlug ihm so kräftig ins Gesicht, dass ein leichterer Mensch quer durchs Zimmer geflogen wäre. Tom Peesley rührte sich nicht von der Stelle, doch er war sprachlos vor Staunen. Das war so in etwa das letzte, was er erwartet hatte, und er blieb mit aufgerissenem Mund stehen, als sie herumwirbelte und in ihr Schlafzimmer stürzte.
    Samantha schlug die Tür zu. Allerdings ließ sich die Tür nicht abschließen, und sie wußte nicht, ob Tom Peesley aufgeben oder ihr folgen würde. Sie
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