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Ungestüm des Herzens

Ungestüm des Herzens

Titel: Ungestüm des Herzens
Autoren: Johanna Lindsey
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ihr war klar, dass er sie wahrscheinlich umbringen würde, wenn er sie erwischte.
    »Meine Geduld ist am Ende, Mr. Peesley«, sagte sie kühl.
    »Ich gehe«, erwiderte er verdrossen. Er drehte sich um. Dann verließ er das Schlafzimmer und blieb in der Tür zum Korridor stehen. Sie folgte ihm in sicherer Entfernung, ohne die Waffe zu senken, die auf seine humpelnde Gestalt gerichtet war. Als er noch länger in der Tür stehenblieb, sagte sie: » Muss ich Sie aus dem Gebäude hinausbegleiten?«
    Sein Rücken richtete sich kantig auf, während sie sprach, und er wirbelte zu ihr herum. Kugel Nummer drei bohrte sich in seine rechte Schulter und warf ihn gegen die Tür.
    »Gehen Sie!« schrie Samantha über den Lärm des Schusses. Ihre Augen tränten von dem Rauch, und sie war wütend, weil er sie dazu gebracht hatte, so weit zu gehen. »Jetzt sofort!«
    Er ging. Endlich war er zum Rückzug bereit. Samantha folgte ihm durch den Gang, ohne auf den Tumult zu achten. Gäste hatten sich beim Geräusch der Schüsse versammelt. Sie ging hinter Peesley her, an den Gästen vorbei bis zur Rückseite des Hotels. Die Hintertreppe befand sich außerhalb des Gebäudes im Freien. Sie wartete ungeduldig darauf, dass er die Tür öffnen würde, und während er an der Klinke herumfummelte, kam sie ihm zu nah. Während er die ersten Stufen hinunterging, holte er mit dem linken Arm nach hinten aus und versuchte, sie niederzuschlagen. Doch ehe seine Faust sie berühren konnte, durchschoss sie mit ihrer vierten Kugel die starken Muskeln seines Oberarms.
    Wenngleich auch sein übriges Gesicht vor Wut verzerrt war, so stand doch glühender Zorn in seinen Augen. Seine Hand streckte sich nach ihr aus, und Blut tropfte auf den hölzernen Treppenabsatz. Der verwundete Arm war kraftlos, doch die Finger griffen trotzdem noch nach ihr.
    Samantha verzog ihr Gesicht und trat einen Schritt zurück. »Sie sind verrückt! « keuchte sie. Beim Anblick des Blutes, das von seinem Arm, seiner Schulter und seinen Beinen rann, drehte sich ihr der Magen um. Er stand da, ein großer Ochse, der nicht genügend Verstand hatte, um aufzugeben.
    »Ich wollte Sie nicht verletzen«, flüsterte sie eindringlich. »Sie hätten mich nur in Ruhe lassen müssen. Verdammter Kerl! Gehen Sie jetzt endlich? Würden Sie jetzt endlich gehen?« flehte sie.
    Doch der sture Dummkopf ging nochmals einen Schritt auf sie zu, und seine ausgestreckten Finger berührten das Vorderteil ihrer Taftjacke. Ihre Waffe ging noch einmal los, und sie würgte ein Schluchzen hinunter. Die fünfte Kugel drang in sein Schienbein ein. Sie wußte nicht, ob es ihr gelungen war, den Knochen zu verfehlen oder nicht, denn inzwischen zitterten ihre Hände zu sehr. Er taumelte zurück und verlor sein Gleichgewicht auf den Stufen. Er rollte die lange Treppe hinunter.
    Samantha stand auf dem oberen Treppenabsatz und blickte auf Tom Peesley hinunter, als er auf dem Boden landete. Sie hielt angespannt den Atem an. Würde er sich bewegen? Sie wollte seinen Tod nicht. Sie hatte nie jemanden getötet, und die Vorstellung jagte ihr Grauen ein.
    Er rührte sich. Es gelang ihm sogar, sich auf die Füße zu ziehen und aufzustehen, wenn auch leicht schwankend. Er richtete seinen Blick zu ihr hinauf. Er wußte ebenso gut wie sie, dass sie nur noch eine Kugel übrig hatte. Fragte er sich, ob er die nächste Kugel überstehen würde? Würde er ihr wieder ins Hotel folgen und versuchen, sie zu töten? Sie konnte sich denken, was in ihm vorging.
    »Sie Narr! « schrie sie hinunter. »Wissen Sie denn nicht, dass ich Sie mit jedem einzelnen Schuss hätte töten können? Mit der letzten Kugel wäre ich dazu gezwungen. Diese letzte Kugel ist für Ihr Herz bestimmt. Zwingen Sie mich nicht, sie zu benutzen!«
    Er blieb eine Ewigkeit lang dort stehen, im Widerstreit mit sich selbst. Endlich wandte er sich ab und humpelte davon.
    Samantha wußte nicht, wie lange sie noch dort wartete, nachdem er aus ihrer Sicht verschwunden war. Es war nicht kalt, doch sie begann zu zittern. Schließlich trat sie in den Hoteleingang zurück und wurde rot, als sie die vielen Menschen sah, die sie vom anderen Ende des Korridors aus anstarrten. Mit einem kleinen, verlegenen Schrei lief sie zu ihrer Suite zurück und schlug den neugierigen Schaulustigen die Tür vor der Nase zu.
    Sie eilte in ihr Schlafzimmer, warf sich auf ihr Bett und ließ ihrer Anspannung freien Lauf. »Tom Peesley, du verdammter Kerl. Ich hoffe, du verblutest und stirbst an den
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