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Ungestüm des Herzens

Ungestüm des Herzens

Titel: Ungestüm des Herzens
Autoren: Johanna Lindsey
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stürzte zu ihrer Kommode und wühlte in der obersten Schublade nach dem Revolver. Sobald der Perlmuttgriff ihrer Waffe sicher in ihrer rechten Hand ruhte, fühlte sie sich als Herrin der Lage.
    Sie konnte mit der Waffe umgehen. Und wie gut sie damit umgehen konnte. Dafür hatte Manuel Ramirez gesorgt, der älteste unter den vaqueros ihres Vaters und zugleich auch Marias Mann. Manuel war stur - und oft fühlte sich Samantha durch ihn an sich selbst erinnert. Als sie mit zwölf Jahren darauf bestanden hatte, dass sie keinen Begleiter mehr brauchte, dass sie allein auf der Ranch herumreiten konnte, war es niemandem gelungen, sie vom Gegenteil zu überzeugen - bis auf Manuel. Er hatte ihr damit gedroht, ihren schönen weißen Mustang zu erschießen, wenn sie es wagen sollte, allein auszureiten, ehe sie mit einer Schusswaffe umgehen konnte. Daher hatte sie das Schießen gelernt, und zwar nicht nur den Umgang mit einer Pistole, sondern auch mit einem Gewehr, und sie hatte es in beidem zu großer Könnerschaft gebracht. Von da an hatte sich niemand mehr Sorgen um sie gemacht, wenn sie einen ganzen Tag lang ausritt oder sogar die Nacht auf freiem Gelände verbrachte. Man wußte, dass ihr schnelles Pferd und der Colt, den sie an ihrer Hüfte trug, ihr allen Schutz gaben, den sie brauchte.
    Es war Tom Peesleys Pech, dass er sich entschlossen hatte, Samantha zu folgen. Er öffnete die Schlafzimmertür, und beim Anblick des Revolvers, der auf seine Brust gerichtet war, riss er die Augen weit auf.
    »Was zum Teufel haben Sie sich denn dabei gedacht, Froillein?«
    »Ich will Sie zwingen, zu gehen.«
    »Und Sie glauben, das klappt?«
    »Dessen bin ich mir sicher, Mr. Peesley«, sagte sie völlig ruhig. »Ich könnte es sogar beschwören.«
    Sie grinste zum ersten Mal . Sie hatte wieder die Oberhand gewonnen, und das war ein herrliches Gefühl.
    Doch davon ahnte Tom Peesley bisher nichts. »Ich sage es dir nur einmal, Mädchen. Leg das Ding weg.«
    Sie lachte und ließ die Waffe spielerisch durch ihre Hand gleiten, wobei der Lauf mehrere Halbkreise beschrieb, ein Ziel von seiner linken Schulter zu seinem Bauch, dann wieder hinauf zu seiner rechten Schulter und zurück zu seinem Bauch. Ihr Lachen hallte in dem großen Zimmer wider.
    »Ich bin ein recht guter Schütze.« Samanthas Augen strahlten vor Freude. »Nach allem, was Sie mir angetan haben, würde ich es gern unter Beweis stellen.«
    »Das täten Sie nie«, sagte er mit vollkommener Zuversicht.
    Ihre Belustigung nahm ab. »Wieso nicht? Ich sollte Sie erschießen, weil Sie mich ungehörig behandelt haben. Und ungebeten in mein Zimmer gekommen sind. Aber das tue ich nicht. Ich werde Ihnen lediglich freundlich anraten, jetzt zu gehen. Wenn Sie meinen Rat allerdings nicht annehmen ... werde ich ein Stück Fleisch aus der Innenseite Ihres rechten Oberschenkels herausschießen.«
    Ihr beiläufiger Tonfall versetzte Tom Peesley in Raserei, und er machte einen Schritt in ihre Richtung. Doch er kam nur diesen einen Schritt weit, ehe die Waffe losging.
    Er beugte sich vor, um die Innenseite seines rechten Oberschenkels zu halten, nur Zentimeter von seinen Lenden entfernt. Blut rann durch seine Finger. Die Kugel war genau dort eingeschlagen, wo sie es vorhergesagt hatte. Sie war auf der anderen Seite wieder herausgekommen und steckte in der Tür. Er starrte sie ungläubig an. Dann hob er seine Hand, um sich das Blut anzusehen.
    »Ist eine weitere Demonstration meines Könnens notwendig, damit Sie gehen?« fragte Samantha leise.
    Beißender Rauch brannte in ihren Augen, doch sie hielt die Waffe fest in der Hand und richtete sie weiterhin auf Peesley. Er hatte sich nicht von der Stelle gerührt.
    »Diesmal vielleicht der linke Oberschenkel, aber ein kleines bisschen höher?« fuhr Samantha fort.
    »Du gottverdammtes ... «
    Die Waffe gab den nächsten Laut von sich, und Tom heulte vor Schmerz auf, als die Kugel das zarte Fleisch hoch oben an seinem linken Oberschenkel auf riss .
    »Verstehen Sie endlich, dass es mir recht ernst ist, Mr. Peesley? Ich will, dass Sie mein Zimmer verlassen. Und aus meinem Leben verschwinden. Oder wollen Sie vorher noch mehr bluten? Vielleicht hätten Sie gern eine meiner Kugeln als Erinnerungsstück? Wie wäre es mit der rechten Schulter?«
    Er starrte sie böse an, während Blut an seinen beiden Beinen herabrann, dunkle Flecken auf seiner hellgrauen Hose hinterließ und in seine Stiefel floss . Sie sah, dass er sie unbedingt in die Finger kriegen wollte, und
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