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Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Titel: Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)
Autoren: Cynthia Hand
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lache, und er wirbelt erschrocken herum. Seine blauen Augen sehen mich an.
    «Clara!», sagt er.
    Bei seinem Anblick geht mir das Herz auf. Ich nehme ihm den Pfannenwender aus der Hand.
    «Ich dachte, du hast vielleicht Hunger», sagt er.
    «Auf so was nicht.» Ich lächle und schnappe mir ein Geschirrtuch, nehme die Bratpfanne, gehe zum Mülleimer und kratze die angebrannten Eier hinein. Dann gehe ich zur Spüle und wasche die Pfanne ab. «Lass mich mal», sage ich.
    Er nickt und setzt sich auf einen von den Hockern an der Theke. Er trägt kein T-Shirt, nur eine alte Schlafanzughose von meinem Bruder. Trotzdem sieht er zum Anbeißen aus. Ich gebe mir große Mühe, ihn nicht unentwegt anzustarren, als ich zum Kühlschrank gehe und eine Packung Eier raushole, sie in eine Schüssel aufschlage, Milch hinzufüge und alles verquirle.
    «Wie geht es dir?», fragt er. «Jeffrey meinte, du würdest schlafen.»
    «Du hast Jeffrey gesehen?»
    «Ja, er war eine Weile hier. Er schien irgendwie abgelenkt. Er wollte mir einen Umschlag voller Geld zustecken.»
    «Äh, Entschuldigung?», erwidere ich.
    «Ihr Yuppies aus Kalifornien denkt wohl, ihr könnt euch alles kaufen», witzelt Tucker.
    Es ist tatsächlich nur ein Scherz. Yuppies aus Kalifornien hat er inzwischen ziemlich gern.
    «Mir geht es gut», sage ich auf seine ursprüngliche Frage hin und räuspere mich. «Und wie geht es dir?»
    «Mir ging es nie besser», sagt er.
    Ich lege den Schneebesen weg und mustere ihn. Verändert wirkt er nicht, denke ich. Er sieht nicht so aus, wie ich mir einen Propheten vorstellen würde.
    «Was?», fragt er. «Habe ich Ei im Gesicht?»
    «Ich habe eigentlich keinen Hunger», sage ich und schiebe die Eier weg. «Ich muss mit dir reden.»
    Er schluckt. «Bitte, ich hoffe, dass ist jetzt nicht wieder der Moment, in dem du mir sagst, was das Beste für mich ist.»
    Ich schüttele den Kopf, lache. «Magst du dir vielleicht was anziehen?»
    «Tolle Idee», sagt er. «Aber ich habe nichts. Meine Sachen haben die ganze Aktion wohl nicht überlebt. Vielleicht könntest du mich schnell mal nach Hause bringen.»
    «Klar.» Ich gehe zu ihm und nehme ihn bei der Hand, ziehe ihn vom Hocker. Skeptisch sieht er mich an.
    «Was machst du?», fragt er.
    «Vertraust du mir?»
    «Natürlich.»
    Mir gefällt, wie er schnell einatmet, als ich hochgreife und ihm mit beiden Händen die Augen zuhalte. Ich rufe den Glanz herbei, einen warmen, pulsierenden Lichtkreis um uns. Dann schließe ich die Augen, lächle und transportiere uns beide zur Lazy Dog Ranch. In die Scheune. Mit voller Absicht.
    «Na gut, du kannst jetzt gucken», sage ich und nehme die Hände weg. Das Licht um uns verblasst langsam, und er stöhnt verwundert auf.
    «Wie hast du das gemacht?»
    Ich zucke mit den Schultern. «Ich schlage dreimal die Hacken aneinander und sage: ‹Es ist nirgendwo so schön wie zu Hause.›»
    «Aha. Und … du denkst also, das hier ist dein Zuhause? Meine Scheune?»
    Sein Tonfall ist spielerisch, aber der Blick, den er mir zuwirft, ist todernst.
    «Mein Zuhause, das bist du», erwidere ich, und mein Herz hämmert wie wild.
    Eine Art Lächeln, gepaart mit Unglauben, zeigt sich auf seinem Gesicht. Er räuspert sich. «Und mir ist diesmal gar nicht schlecht geworden von dem Glanz. Wie kommt das?»
    «Das erkläre ich dir alles», verspreche ich. «Später.»
    «Also», meint er. «Dass du diesem Typen mit einem Schwert ins Herz gestochen hast, bedeutet das, dass du jetzt nie mehr fliehen musst?»
    «Ich fliehe nicht.»
    Er grinst. «Das ist die beste Neuigkeit, die ich je gehört habe. In meinem ganzen Leben.» Er legt mir den Arm um die Taille, zieht mich näher zu sich heran. Er wird mich küssen. «Und das alles, was du gesagt hast, als ich tot war, hast du das tatsächlich so gemeint?»
    «Wort für Wort.»
    «Könntest du es noch einmal sagen?», fragt er. «Meine Erinnerungen sind ein bisschen schwammig.»
    «Was genau willst du hören? Den Teil, als ich sagte, ich will immer und ewig bei dir sein?»
    «Ja», flüstert er, mit dem Gesicht ganz nah bei meinem, sein Atem heiß auf meiner Wange.
    «Als ich sagte, ich liebe dich?»
    Er rückt ein bisschen weg, schaut mir suchend in die Augen. «Ja. Sag es.»
    «Ich liebe dich.»
    Tief und glücklich holt er Luft. «Ich liebe dich», erwidert er. «Ich liebe dich, Clara.»
    Dann geht sein Blick wieder zu meinen Lippen, und er beugt sich vor, und der Rest der Welt hört einfach auf zu existieren.

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