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Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Titel: Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)
Autoren: Cynthia Hand
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Ich spüre seine festen Arme, und ich weiß, es ist das letzte Mal, und ganz verzweifelt, regelrecht am Boden zerstört, schaue ich zu ihm auf, und dann küssen wir uns. Ich klammere mich an ihn, als hinge mein Leben davon ab, küsse ihn, als könne jeden Moment die Welt untergehen, was sie in gewisser Weise auch tut. Ich küsse ihn so, dass ich mich hier im Himmel möglicherweise schämen sollte, denn der Himmel ist wie die Kirche ein Ort, an dem Gott direkt in uns hineinschaut, aber ich höre nicht auf. Durch meinen Mund gebe ich ihm mein ganzes Herz. Ich liebe ihn. Ich öffne mein Bewusstsein und zeige ihm, wie sehr ich ihn liebe. Verblüfft, gequält lacht er auf, dann macht er sich von mir los, atmet schwer.
    «Ich kann dich nicht verlassen», sagt er heiser.
    «Ich kann dich auch nicht verlassen», erwidere ich und schüttele den Kopf. «Ich kann es einfach nicht.»
    «Dann tu es nicht», sagt er und fasst mich im Nacken und küsst mich noch einmal, und die Welt dreht sich, dreht sich, und alles wird schwarz.

[zur Inhaltsübersicht]
    Der Prophet
    Ich wache in meinem Zimmer in Jackson auf. Einen Moment überlege ich, ob ich vielleicht alles nur geträumt habe, denn es fühlt sich so an. Aber dann bricht die Realität über mich herein. Ich stöhne und drehe mich auf die Seite, rolle mich wie ein Embryo zusammen, presse mir die Hände gegen die Stirn, bis es weh tut, wiege mich, weil ich weiß, dass Tucker nicht mehr bei uns ist.
    «Aber, aber», sagt eine Stimme. «Nicht weinen.»
    Ein Engel sitzt auf meinem Bettrand. Ich spüre seine Liebe zu mir. Er ist dankbar dafür, dass es mir gut geht. Dass ich zu Hause bin. Ich spüre seine Erleichterung darüber, dass ich in Sicherheit bin.
    Ich drehe mich um und sehe ihn an. «Dad?»
    Es ist nicht Dad. Es ist ein Mann mit ordentlich geschnittenem rotbraunem Haar, mit Augen von der Farbe des Himmels kurz nach dem Sonnenuntergang, wenn das Licht beinahe verschwunden ist. Er lächelt.
    «Michael konnte diesmal nicht kommen, leider, aber er übermittelt dir seine Liebe», sagt er. «Ich bin Uriel.»
    Uriel. Ich habe ihn schon einmal gesehen. Irgendwo in meinem Kopf habe ich ein Bild von ihm gespeichert, wie er einem König gleich neben Dad steht, aber ich weiß nicht mehr, wann ich ihn so gesehen habe. Ich versuche, mich aufzusetzen, aber ich bin zu schwach, ich fühle mich, als hätte ich tagelang nicht geschlafen. Uriel nickt verständnisvoll, als ich mich wieder in die Kissen sinken lasse.
    «Du hast ein ganz schönes Abenteuer hinter dir, was?», sagt er. «Das hast du gut gemacht. Du hast getan, was du tun solltest. Vielleicht sogar mehr.»
    Aber es war nicht gut genug, denke ich, denn Tucker ist tot. Ich werde ihn nie wiedersehen.
    Uriel schüttelt den Kopf. «Dem jungen Mann geht es gut. Mehr als gut sogar. Deshalb bin ich hier.»
    Vor Erleichterung wird mein ganzer Körper weich und matt. «Er lebt?»
    «Er lebt. Du hast ihn gerettet, aber dadurch hat er sich verwandelt. Das muss du begreifen.»
    «Er hat sich verwandelt?», wiederhole ich, und die Furcht schnürt mir die Kehle zu. «Wie?»
    Er seufzt. «In alten Zeiten nannten wir jemanden mit so viel Glanz, so viel Macht des Göttlichen in sich einen Propheten.»
    «Einen Propheten? Was soll das bedeuten?»
    «Er wird nicht mehr einfach menschlich sein. Die Propheten der Vergangenheit waren in der Lage, Kranke zu heilen oder Unwetter heraufzubeschwören oder Visionen der Zukunft zu sehen. Es betrifft die kleinen Dinge, ihre Empfindsamkeit dem Teil der Welt gegenüber, den die Menschen normalerweise nicht sehen, ihre Wahrnehmung von Gut und Böse, ihre Stärke sowohl an Körper als auch an Geist. Manchmal betrifft es auch ihre Langlebigkeit.»
    Ich brauche einen Moment, um diese Information zu verdauen. Und frage mich, was das Wort Langlebigkeit in diesem Fall zu bedeuten hat.
    Uriels Gesichtsausdruck ist beinahe schelmisch. «Du solltest ihn im Auge behalten. Und darauf achten, dass er nicht in Schwierigkeiten gerät.»
    Ich starre ihn an. Versuche zu schlucken. «Was ist mit Asael? Wird er uns verfolgen?»
    «Du bist mit Asael auf sehr wirkungsvolle Weise fertiggeworden», erwidert er mit einer Spur Stolz in der Stimme.
    «Habe ich … habe ich ihn getötet?»
    «Nein», antwortet er. «Asael ist in den Himmel zurückgekehrt. Seine Flügel sind wieder weiß geworden.»
    «Das verstehe ich nicht.»
    «Ein Glanzschwert ist nicht irgendeine Waffe. Es ist die Macht Gottes, und du hast es ins Zentrum von Asaels
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