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Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Titel: Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)
Autoren: Cynthia Hand
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Erkenntnis bricht mit solcher Wucht über mich herein, dass es sich anfühlt, als hätte mir jemand mit einem Baseballschläger vor die Brust geschlagen. Heiße, bittere Tränen schießen mir in die Augen.
    Tucker wird sterben.
    Und das ist die Probe, auf die ich gestellt werde.
    Ich wende mich um zur Lazy Dog Ranch, ich schluchze. Ich sehe hoch in den Himmel, wo sich im Osten die Gewitterwolken sammeln, ein Stückchen Hölle, das sich über die Erde breitet.
    Du bist kein gewöhnliches Mädchen, Clara.
    «Das ist nicht fair», flüstere ich voller Wut. «Ich dachte, Gott liebt mich.»
    «Was will ein Fisch in der Apotheke?»
    «Was?»
    «Ein Anti-Schuppen-Shampoo!»
    Ich liebe Tucker. Er gehört zu mir, und ich gehöre zu ihm. Er hat mich heute gerettet. Die Liebe zu ihm hat mich gerettet. Ich darf ihn nicht sterben lassen.
    Und ich werde ihn nicht sterben lassen.
    «Verdammt, Tuck.» Ich werfe mich in die Luft und schieße davon, Richtung Idaho. Mein Instinkt sagt mir, dass er beim Palisades Reservoir sein wird, auf seinem Land. Es ist immerhin ein Ausgangspunkt.

    Ich fliege direkt zum Palisades Reservoir, und dort sehe ich dann das zweite Feuer.
    Es ist riesig. Es hat sich bis dicht an den See ausgebreitet und frisst sich jetzt den Berghang hinauf, nicht am Waldboden entlang, sondern höher, in den Bäumen. Die Flammen schießen gut dreißig Meter nach oben, kräuseln sich, knistern und reißen am Himmel. Es ist ein Inferno.
    Ich denke nicht nach und fliege direkt darauf zu. Tuckers Land liegt irgendwo dahinten bei den Bäumen. Das Feuer wird von einem eigenen Wind begleitet, einem kräftigen stetigen Windstrom, gegen den ich ankämpfen muss, um mich in die richtige Richtung zu bewegen. Der Rauch ist so dicht, dass ich große Mühe habe, mich zu orientieren. Ich versuche, unterhalb des Rauchs zu fliegen, um die Straße zu sehen, dabei sehe ich nicht mal die eigene Hand vor Augen. Ich fliege einfach weiter und hoffe, dass mein Engelsinn mich irgendwie führen wird.
    «Tucker!», rufe ich.
    Mein Flügel verfängt sich in einem Ast, ich verliere das Gleichgewicht und trudele zu Boden. Im allerletzten Moment richte ich mich wieder auf, stoße hart auf dem Waldboden auf, schaffe es aber, mich auf den Füßen zu halten. Ich bin ganz in der Nähe, denke ich. Wohl fünf Mal war ich in diesem Sommer auf Tuckers Land, und ich erkenne den Umriss des Berges. Dann verzieht sich der Rauch für einen kurzen Moment, und deutlich sehe ich die Straße, die sich vorwärtsschlängelt. Es ist zu mühsam, hier zu fliegen, es gibt zu viele Hindernisse, also laufe ich die Straße entlang und fange an zu rennen.
    «Tucker!»
    Vielleicht ist er ja gar nicht hier, denke ich. Meine Lungen füllen sich mit Rauch, und ich fange an zu husten. Meine Augen tränen. Vielleicht habe ich mich ja geirrt. Vielleicht habe ich all das auf mich genommen, und er sitzt drüben bei Bubba’s und isst früh zu Abend.
    Es ist mein erster echter Moment des Zweifels, aber ich überwinde ihn schnell. Tucker ist ganz in der Nähe, er kann mich nur nicht hören. Ich weiß nicht, wie, aber ich werde ihn hier finden, und hinter der nächsten Kurve, wenn ich zu der Lichtung am Rand seines Lands komme, werde ich nicht überrascht sein, seinen Truck samt Anhänger dort parken zu sehen.
    «Tucker!», schreie ich heiser noch einmal. «Tucker, wo bist du?»
    Keine Antwort. Hektisch sehe ich mich um, halte Ausschau nach Hinweisen auf den Weg, den er genommen haben könnte. Am Rand der Lichtung sehe ich eine Spur, ganz schwach, aber ganz entschieden eine Spur. Ich erkenne Abdrücke von Pferdehufen im Staub.
    Ich schaue nach unten. Das Feuer hat die Straße unterhalb der Hügelkette schon verschlungen. Ich höre es kommen, das Krachen von Ästen, wenn sie Feuer fangen, das laute Knacken und Knallen. Tiere fliehen vor dem Feuer, Kaninchen und Eichhörnchen und sogar Schlangen, alle wollen sich in Sicherheit bringen. Der Rauch kommt auf dem Boden auf mich zu wie ein Teppich, der sich entrollt.
    Ich muss ihn finden. Jetzt.
    Jetzt, da ich dem Feuer voraus bin, sehe ich viel besser, aber immer noch nicht gut. Immer noch hüllt der Rauch mich ein. Ich gleite über die Straße, brülle Tuckers Namen und schaue zu den Bäumen vor mir.
    «Tuck!», rufe ich wieder und wieder.
    «Clara!»
    Endlich sehe ich ihn, auf Midas reitet er auf mich zu, so schnell, wie das Pferd auf dem steilen Gelände vorankommen kann. In dem Moment, in dem er vom Rücken des Pferdes springt, erreiche ich den
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