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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
Autoren: Lee Child
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durch sie. An diesem Punkt standen mir noch beide Möglichkeiten offen. Ich konnte sowohl haltmachen als auch weitergehen. Schlossen sie sich wieder zusammen, während ich in Bewegung war, würden sie wie Kegel umfallen. Ich wog hundertzehn Kilo und bewegte mich mit sechs Stundenkilometern. Aber sie taten es nicht und blieben auf den Beinen.
    Aus zwei Schritten Entfernung fragte der vordere Typ: »Können wir miteinander reden?«
    Ich blieb stehen, sagte: »Worüber?«
    »Sie sind der Zeuge, richtig?«
    »Aber wer sind Sie?«
    Die Antwort des Typen bestand darin, dass er langsam und nicht bedrohlich sein Jackett öffnete und mir zeigte, dass darunter nur sein Hemd und rotes Satinfutter zu sehen waren. Keine Pistole, kein Schulterhalfter, kein Gürtel. Er schob zwei Finger in die linke Innentasche und brachte eine Visitenkarte zum Vorschein. Beugte sich leicht nach vorn und überreichte sie mir. In der obersten Zeile stand: Sure and Certain, Inc., in der zweiten: Schutz, Ermittlungen, Intervention, inder dritten Zeile las ich eine Telefonnummer, die mit der Vorwahl 212 begann. Manhattan.
    »Kinko’s ist ein wundervoller Laden«, sagte ich. »Nicht wahr? Vielleicht lasse ich mir mal Karten drucken, auf denen ›John Smith, König der Welt‹ steht.«
    »Die Karte ist legitim«, sagte der Kerl. »Und wir sind es auch.«
    »Für wen arbeiten Sie?«
    »Das dürfen wir nicht sagen.«
    »Dann kann ich Ihnen nicht helfen.«
    »Reden Sie lieber mit uns als mit unserem Auftraggeber. Wir sorgen dafür, dass es zivilisiert zugeht.«
    »Jetzt habe ich wirklich Angst.«
    »Nur ein paar Fragen. Das ist alles. Helfen Sie uns ein bisschen. Wir sind nur Werktätige, die irgendwie Geld verdienen müssen. Genau wie Sie.«
    »Ich bin kein Werktätiger. Ich bin ein Gentleman und Müßiggänger.«
    »Dann blicken Sie von oben auf uns herab und empfinden Mitleid für uns.«
    »Welche Fragen?«
    »Hat sie Ihnen irgendwas gegeben?«
    »Wer?«
    »Sie wissen, wen ich meine. Haben Sie irgendetwas von ihr bekommen?«
    »Und? Wie lautet die nächste Frage?«
    »Hat sie irgendwas gesagt?«
    »Sie hat jede Menge gesagt. Sie hat auf der ganzen Strecke zwischen Bleecker Street und Grand Central geredet.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Ich habe nicht viel davon gehört.«
    »Informationen?«
    »Ich habe keine gehört.«
    »Hat sie Namen erwähnt?«
    »Schon möglich.«
    »Hat sie den Namen Lila Hoth erwähnt?«
    »Ich habe ihn nicht gehört.«
    »Hat sie John Sansom gesagt?«
    Ich gab keine Antwort. Der Kerl fragte: »Was?«
    Ich sagte: »Den Namen habe ich irgendwo gehört.«
    »Von ihr?«
    »Nein.«
    »Hat sie Ihnen irgendwas gegeben?«
    »Zum Beispiel was?«
    »Irgendwas.«
    »Erzählen Sie mir, welchen Unterschied das machen würde.«
    »Unser Auftraggeber will es wissen.«
    »Richten Sie ihm aus, dass er mich selbst fragen soll.«
    »Reden Sie lieber mit uns.«
    Ich lächelte und ging durch die von ihnen freigelassene Gasse weiter. Einer der beiden Männer rechts machte einen Schritt zur Seite und wollte mich aufhalten. Ich traf seine Schulter mit einem Rammstoß und ließ ihn zurücktorkeln. Als er sich mir erneut näherte, blieb ich stehen, täuschte ihn mit einer Links-Rechts-Bewegung, gelangte hinter ihn und stieß ihn in den Rücken, sodass er vor mir herstolperte. Sein Jackett hatte einen Rückenschlitz in der Mitte. Ein französischer Schnitt. Britische Anzüge haben meist zwei Rückenschlitze, italienische gar keinen. Ich bückte mich, bekam beide Schöße zu fassen, kam wieder hoch und riss das Jackett hinten bis zum Kragen auf. Dann versetzte ich ihm noch einen Stoß. Er stolperte weiter und bog dann rechts ab. Sein Jackett hing nur noch am Kragen. Vorn aufgeknöpft, hinten offen wie ein Krankenhaushemd.
    Dann rannte ich drei Schritte, blieb stehen und warf mich herum. Stilvoller, aber auch viel dümmer wäre es gewesen, einfach langsam weiterzugehen. Unbekümmertheit ist gut, aber vorbereitet sein ist besser. Die vier Kerle waren in wirklicher Unschlüssigkeit gefangen. Sie wollten sich auf mich stürzen. Das war unverkennbar. Aber sie hielten sich im Morgengrauen in der West 35th Street auf, und um diese Zeit waren hier praktisch nur Cops unterwegs. Deshalb begnügten sie sich letztlich damit, mich wütend anzufunkeln und wegzugehen. Sie überquerten die 35th Street einer nach dem anderen und verschwanden um die Ecke nach Süden.
    Sie sind fertig.
    Aber das war ich nicht. Als ich meinen Weg fortsetzen wollte, kam mir ein Kerl aus dem
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