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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
Autoren: Lee Child
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Menge schoben, Zeugen identifizierten und sie einzeln zu Vernehmungsräumen führten. Mich hatte der große Sergeant als Ersten geschnappt. Ich konnte unmöglich sagen, ob uns drei Cops gefolgt waren oder vier.
    Ich sagte: »Er muss sich heimlich verdrückt haben.«
    Docherty fragte: »Wer war er?«
    »Nur irgendein Kerl. Hellwach, aber nicht weiter auffällig. In meinem Alter, nicht arm.«
    »Hat er irgendwie Kontakt mit der Frau gehabt?«
    »Meines Wissens nicht.«
    »Hat er sie erschossen?«
    »Sie hat sich selbst erschossen.«
    Docherty zuckte mit den Schultern. »Also ist er nur ein widerwilliger Zeuge. Will nicht, dass die Vernehmung zeigt, dass er um zwei Uhr morgens unterwegs war. Wahrscheinlich hat er seine Frau betrogen. So was passiert dauernd.«
    »Er ist abgehauen. Aber Sie stellen ihm einen Freibrief aus und befragen stattdessen mich?«
    »Sie haben gerade ausgesagt, dass er nichts mit der Sache zu tun gehabt hat.«
    »Ich auch nicht.«
    »Das behaupten Sie.«
    »Sie glauben, was ich über den anderen Typen sage, aber nicht, was ich über mich selbst sage?«
    »Wieso sollten Sie in Bezug auf den anderen Typen lügen?«
    Ich sagte: »Das ist alles Zeitverschwendung.« Und zwar so extreme, plumpe Zeitverschwendung, dass ich plötzlich erkannte, dass sie nicht echt war. Sie war nur Theater. Ich merkte, dass Lee und Docherty mir auf ihre spezielle Weise einen kleinen Gefallen erwiesen.
    Dahinter steckt mehr, als auf den ersten Blick ersichtlich ist.
    Ich sagte: »Wer war sie?«
    Docherty fragte: »Weshalb sollte sie jemand sein?«
    »Weil Sie sie identifiziert haben, worauf die Computer wie Weihnachtsbäume leuchteten. Man hat Sie angerufen und verlangt, dass Sie mich festhalten, bis jemand eintrifft. Sie wollten vermeiden, dass in meinem Lebenslauf eine Verhaftung steht, deshalb haben Sie mich mit all diesem Scheiß hingehalten.«
    »Ihr Lebenslauf ist uns eigentlich egal. Wir wollten uns nur den Papierkram sparen.«
    »Wer war sie also?«
    »Sie hat anscheinend beim Staat gearbeitet. Eine Bundesbehörde schickt Leute, um Sie zu befragen. Wir dürfen nicht sagen, welche.«
    Sie ließen mich in dem abgesperrten Raum zurück. Er war so weit in Ordnung. Schmuddelig, überhitzt, abgenutzt, fensterlos, mit veralteten Postern zur Verbrechensbekämpfung an den Wänden und dem Geruch von Schweiß und Angst und bitterem Kaffee in der Luft. Ein Tisch und drei Stühle. Zwei für die Kriminalbeamten, einen für den Verdächtigen. Früher hätte es passieren können, dass der Verdächtige geschlagen wurde, vielleicht vom Stuhl kippte. Möglicherweise tat er das noch immer. Schwer zu beurteilen, was in einem fensterlosen Raum genau geschieht.
    Anhand meiner inneren Uhr konnte ich die Verzögerung abschätzen. Seit ich Theresa Lee im Grand Central Terminal auf dem Korridor hatte flüstern hören, war ungefähr eine Stunde vergangen. Daher wusste ich, dass nicht das FBI kommen würde, um mich zu vernehmen. Seine Außenstelle New York, die größte Amerikas, befindet sich in der Nähe der City Hall an der Federal Plaza. Zehn Minuten, um zu reagieren, zehn Minuten, um ein Team zusammenzustellen, zehn Minuten, um mit Blinklicht und Sirene in die West 35th Street zu fahren. Das FBI wäre längst hier gewesen. Aber es gab noch eine ganze Reihe weiterer Behörden, deren Abkürzung aus jeweils drei Buchstaben bestand. Ich wettete mit mir selbst, dass die Leute, die zu mir unterwegs waren, von einer Behörde kamen, deren Abkürzung mit IA endete. CIA , DIA . Central Intelligence Agency, Defense Intelligence Agency. Vielleicht auch andere, die erst seit Kurzem existierten und deshalb noch unbekannt waren. Panikanfälle mitten in der Nacht entsprachen ganz ihrem Stil.
    Nachdem eine weitere Stunde vergangen war, rechnete ich mir aus, dass sie von Washington anreisen mussten, was auf eine spezialisierte kleine Behörde schließen ließ. Jede andere hätte eine Außenstelle irgendwo in New York oder Umgebung gehabt. Ich spekulierte nicht weiter, sondern kippte meinen Stuhl nach hinten, legte die Füße auf den Tisch und schlief ein.
    Mir gelang es nicht herauszufinden, wer sie eigentlich waren. Nicht damals. Sie wollten es mir nicht verraten. Um fünf Uhr morgens tauchten drei Männer in Anzügen auf und weckten mich. Sie gaben sich höflich und geschäftsmäßig. Ihre Anzüge in mittlerer Preislage wirkten sauber und ordentlich gebügelt. Ihre Schuhe waren blitzblank. Ihre Augen glänzten. Ihr Haarschnitt war neu und kurz. Ihre
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