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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
Autoren: Lee Child
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Inhalt auf den zerschrammten Tisch. Einen zusammengefalteten Packen Geldscheine, ein paar Münzen. Meinen alten Reisepass. Meine Bankkarte. Meine zusammenklappbare Zahnbürste. Die Metrocard, mit der ich überhaupt erst in die U-Bahn gelangt war. Und Theresa Lees Visitenkarte.
    Der Mann schob mein Zeug mit gestrecktem Zeigefinger ein bisschen herum, dann nickte er einem seiner Untergebenen zu, der an mich herantrat, um mich abzutasten. Das tat er halbwegs fachmännisch, ohne noch etwas zu finden. Daraufhin trat er zurück und schüttelte den Kopf.
    Der Chefagent sagte: »Danke, Mr Reacher.«
    Und dann verschwanden sie alle drei so schnell, wie sie gekommen waren. Ich war ein wenig überrascht, aber durchaus zufrieden. Ich steckte mein Zeug wieder ein, wartete, bis sie den Korridor verlassen hatten, und schlenderte dann hinaus. Hier im ersten Stock war es ruhig. Ich sah Theresa Lee untätig an einem Schreibtisch sitzen, während ihr Partner Docherty einen Kerl durch den Bereitschaftsraum zu einem Glaskasten im Hintergrund führte. Der Kerl war ein ausgepowerter mittelgroßer Mittvierziger. Er trug ein verknittertes T-Shirt und eine rote Jogginghose. Er war aus dem Haus gegangen, ohne sich zu kämmen. Sein graues Haar stand nach allen Seiten ab. Theresa Lee bemerkte, dass ich ihn beobachtete, und sagte: »Angehöriger.«
    »Der Frau?«
    Lee nickte. »Sie hatte seine Adresse in ihrer Geldbörse – für den Fall, dass ihr etwas zustößt. Das ist ihr Bruder. Er ist auch ein Cop. In einer Kleinstadt in New Jersey. Er hat sich gleich ins Auto gesetzt und ist hergekommen.«
    »Armer Kerl.«
    »Genau. Ich habe ihn nicht aufgefordert, sie offiziell zu identifizieren. Sie ist zu schlimm entstellt. Wir haben ihm gesagt, ein geschlossener Sarg wäre das Beste. Er hat verstanden, was wir damit sagen wollten.«
    »Sie ist also zweifelsfrei identifiziert?«
    Lee nickte nochmals. »Fingerabdrücke.«
    »Wer war sie?«
    »Das darf ich nicht sagen.«
    »Bin ich hier fertig?«
    »Brauchen die Feds Sie noch?«
    »Anscheinend nicht.«
    »Dann können Sie gehen. Sie sind fertig.«
    Ich war schon fast an der Treppe, als sie mir nachrief: »Ich hab nicht wirklich gemeint, dass Sie sie in den Abgrund gestoßen haben.«
    »Doch, das haben Sie«, entgegnete ich. »Und vielleicht hatten Sie sogar recht.«
    Ich trat in die Morgendämmerung hinaus, wandte mich auf der West 35th Street nach links und ging nach Osten davon. Sie sind fertig. Aber das stimmte nicht. Vor mir an der Ecke warteten vier Kerle, die mich sprechen wollten. Ähnliche Typen wie zuvor, aber keine Federal Agents. Ihre Anzüge waren zu teuer.

10
     
    Die Welt ist überall der gleiche Dschungel, aber in New York ist er am reinsten ausgeprägt. Was anderswo nützlich ist, scheint in der großen Stadt lebensnotwendig zu sein. Sieht man vier Kerle an einer Straßenecke auf einen warten, macht man, ohne zu zögern, kehrt und rennt weg, so schnell man kann, oder geht weiter, ohne langsamer oder schneller zu werden oder aus dem Tritt zu kommen. Man blickt mit gespieltem Gleichmut nach vorn, lässt seinen Blick über die Gesichter gleiten und sieht wieder weg, als wollte man sagen: Ist das alles, was ihr habt?
    Wahr ist, dass weglaufen cleverer ist. Die beste Auseinandersetzung ist die, die man nicht hat. Aber ich habe nie Anspruch darauf erhoben, clever zu sein. Nur stur und manchmal übellaunig. Manche Typen versetzen vorbeilaufenden Katzen einen Tritt. Ich marschiere einfach weiter.
    Die Anzüge waren alle nachtblau und schienen aus der Art Geschäft zu kommen, über dessen Eingang irgendein ausländischer Name steht. Die Männer in den Anzügen sahen wie recht brauchbare Unteroffiziere aus. Weit herumgekommen, erfahren, stolz auf ihre Fähigkeit, jeden Auftrag durchführen zu können. Sie waren eindeutig Exsoldaten, Excops oder beides. Kerle, die auf der Gehaltsleiter eine Sprosse nach oben geklettert waren, sich dabei einen Schritt weiter von Regeln und Vorschriften entfernt hatten und beides für gleich wertvoll hielten.
    Als ich noch vier, fünf Schritte von ihnen entfernt war, teilten sie sich in zwei Paare auf. So hatte ich Platz, um zwischen ihnen hindurchzugehen, wenn ich wollte; doch der Mann vorne links hob beide Handflächen zu einer Geste, die vermutlich bitte stehen bleiben und wir sind ungefährlich bedeuten sollte. Meine Entscheidung traf ich beim nächsten Schritt. Zwischen vier Kerlen darf man nicht haltmachen. Man bleibt vorher stehen oder bahnt sich seinen Weg
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