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153 - Nachts, wenn die Höllenträume kommen

153 - Nachts, wenn die Höllenträume kommen

Titel: 153 - Nachts, wenn die Höllenträume kommen
Autoren: A.F.Morland
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Por trat an das Gitter. Er befand sich in einer Höhle, wurde bewacht, aber der Posten nahm seine Aufgabe nicht genau.
    Por öffnete den Mund. Kräftige Zähne kamen zum Vorschein. Die Eckhauer waren besonders stark ausgeprägt, obwohl Por kein Vampir war.
    Sein Mund wuchs, wurde größer, und damit auch die Zähne. Er setzte sie an die Gitterstäbe und begann leise zu nagen. Einen Gitterstab nach dem anderen biß er durch.
    Der Wächter lehnte an der Höhlenwand, eine Streitaxt auf den Knien. Por näherte sich ihm. Der Mann bemerkte ihn erst, als er ihm die Streitaxt wegnahm.
    Entsetzt riß er die Augen auf. Er schnellte hoch, hatte nicht damit gerechnet, daß Por sich befreien würde. Por holte mit der Axt aus.
    Sein Gegner wollte Alarm schlagen, doch das ließ Por nicht zu. Die Axt schnitt durch die Luft und fällte den Wächter mit einem einzigen gewaltigen Streich.
    Por schlich zum Höhleneingang. Hier und da flackerten Feuer, an denen bewaffnete Männer saßen. Sie waren Loxagon treu ergeben, gehorchten ihm wie gut dressierte Hunde. Wenn er von ihnen verlangte, daß sie Por, ihren einstigen Kameraden, in Stücke rissen, würden sie es unverzüglich tun.
    Por verachtete sie. Er hatte nie richtig zu ihnen gehört. Heute war ihm klar, daß er sich Loxagon niemals hätte anschließen dürfen, aber der Teufelssohn hatte ihm keine Wahl gelassen. Wenn er nicht mit ihm gegangen wäre, hätte er ihn töten lassen.
    Kurze Zeit hatte Por dieses aufgezwungene Leben ertragen. Es war von Kampf und Grausamkeit geprägt gewesen. Doch nun hatte er genug davon.
    Er war zwar ein Teufel, aber er verabscheute die blutigen Gemetzel, zu denen es immer wieder kam. Loxagon kannte keine Gnade. Gegner wurden nicht verjagt, sondern unbarmherzig ausgerottet.
    Loxagon war zeitweise schlimmer als sein Vater, der Satan. Deshalb distanzierte sich Por von ihm und allen, die dem Teufelssohn mit Freude dienten.
    Niemand sah Por aus der Höhle treten. Er bewegte sich mit größtmöglicher Vorsicht, schob sich an der schroffen Felswand vorbei. Die Streitaxt des Wächters hielt er fest in der Hand.
    Falls sie auf ihn aufmerksam würden, wollte er auf keinen Fall bis morgen auf den Tod warten. Wenn er nicht davonkam, würde er seine Häscher zwingen, ihn sofort zu töten.
    Er glitt in einen dunklen Felseneinschnitt und kletterte in diesem »Kamin« hoch. Einer der Männer erhob sich, um den Wächter in der Höhle abzulösen.
    Por kletterte schneller. Er schob und stemmte sich zwischen den Felswänden hastig nach oben, erreichte ein karstiges Plateau und warf die Streitaxt weg.
    Die brauchte er jetzt nicht mehr. Mit langen Sätzen eilte er davon, hinein in die tiefe Schwärze der Höllennacht. Ihm war klar, daß er hier nicht bleiben konnte.
    In der Hölle war er nirgendwo vor Loxagon sicher, deshalb beschloß er, sie zu verlassen. Ihm war jede Welt recht, die ihm bessere Lebensbedingungen bot.
    ***
    Der große Mann betrat die Höhle. Als er nach wenigen Schritten den Erschlagenen sah und die durchgebissenen Gitterstäbe, kehrte er um, stürzte aus der Höhle und schlug brüllend Alarm.
    Loxagon, der kriegerischste Teufel von allen, erschien. Sein Vater war Asmodis. Seine Mutter war eine Schakalin gewesen; wenn er wollte, konnte er ihr Aussehen annehmen.
    Sie lebte nicht mehr. Asmodis hatte sie töten lassen, um Loxagons Geburt zu verhindern, doch seine Schergen waren zu spät gekommen. Als sie die Schakalin töteten, war der Teufelssohn bereits geboren. [1]
    Als sich Loxagon stark genug gefühlt hatte, hatte er seinen Vater entthronen wollen, doch der Höllenfürst hatte sich an der Spitze der Höllenhierarchie behauptet.
    Heute gab es zwischen Vater und Sohn ein Arrangement, das es ihnen erlaubte, nebeneinander zu regieren, wobei sich Asmodis immer das größere Stück vom Kuchen der Macht zu verschaffen wußte.
    Viele waren der Ansicht, daß sich das Loxagon nicht ewig gefallen lassen würde, doch zur Zeit unternahm er nichts gegen seinen Vater. Er beschränkte sich darauf, seine Position zu festigen.
    »Ich wollte den Wächter ablösen«, beeilte sich der Krieger zu sagen, »und fand ihn tot in der Höhle. Die Gitterstäbe sind durchgebissen!«
    Loxagon trommelte seine Krieger zusammen. Sie mußten ausschwärmen und nach Por suchen, doch so sehr sie sich auch bemühten, ihn zu finden -sie kehrten mit leeren Händen zurück.
    Loxagon tobte. Er bestimmte drei Kopfjäger. »Schafft mir diesen verdammten Bastard herbei!« knurrte der Teufelssohn.
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