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Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut

Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut

Titel: Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut
Autoren: Mary Janice Davidson
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ihr gefolgt. Dort standen dann einige Straßenlaternen, sodass ich endlich etwas sehen konnte. Ich fühlte mich gleich viel besser, das kann ich Ihnen sagen. Bevor wir jedoch dort ankamen, verstummten die Schreie plötzlich, einfach so. Als hätte jemand das Radio abgedreht. Das Mädchen ist dann gerannt. Das war schon ein komischer Anblick, weil sie diese hohen Stöckelabsätze trug. Lila, mit Schleifen an der Ferse. Sie hatte winzig kleine Füße, und an denen trug sie diese hübschen, kleinen Schuhe. Es war schon ein komischer Anblick.
    DB: Und dann?
    RH: Na ja, auf jeden Fall war sie schnell in diesen Schuhen. Sicher irgendeine bekannte Leichtathletin, so wie sie sprinten konnte. Und ich war dicht hinter ihr. Wir kommen also zu der Gasse, und ich sehe sofort, dass es eine Sackgasse ist. Ich wollte nicht allzu weit hineinge-hen. Merkwürdig, eigentlich denke ich nicht mehr an Vietnam, aber heute Nacht kam es mir vor, als wäre ich gerade erst heimgekehrt. Ich sage Ihnen, ich sah alles! Ich stand unter Hochspannung.
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    DB: Haben Sie jemanden in der Gasse gesehen?
    RH: Zuerst nicht. Aber dann sagt das Mädchen ganz laut und fest, in einem oberlehrerhaften Ton: »Lass ihn gehen!« Da sehe ich drei Meter von mir entfernt zwei Typen! Ich weiß nicht, wie ich die hatte übersehen können.
    Einer von ihnen war so ein kleines Würstchen, aber er hielt den anderen, der größer war als ich, am ausgestreckten Arm in die Höhe! Er rammte den Typen gegen die Hauswand, und sein Kopf schlug hin und her, weil er bereits bewusstlos war. Aber dann, als das Mädchen sprach, ließ der Kleine den Großen los, und der Typ, der die ganze Zeit geschrien hatte, fiel wie ein Sack Sand gegen die Wand. Der war wirklich fertig. Und der kleine Typ kam zu uns herüber, und auf einmal hatte ich wirklich Schiss.
    DB: Haben Sie eine Waffe gesehen, oder . . .
    RH: Nichts habe ich gesehen. Er war einfach . . . böse, schlecht . . . glaube ich. Er war ungefähr einen Kopf kleiner als ich und hatte ganz graue Haut. Und einen von diesen kleinen schwarzen Schnurrbärten, diesen ganz dünnen. Ich persönlich denke ja, ein Mann sollte sich ei-ne richtige Schenkelbürste stehen lassen oder gar nichts.
    Er sah aus wie ein kleines Arschloch, aber er hatte so was . . . Ich wollte einfach weg von ihm. Als hätte etwas in mir gespürt, dass er böse war, auch wenn ich selbst noch nicht verstand, warum. Aber ich will Ihnen eins sagen: Ich habe meine eigene Frau, die ich über alles liebte, an Magenkrebs sterben sehen. Acht Monate lang ist sie langsam gestorben, qualvoll. Danach habe ich gedacht, nichts könnte mir je wieder Angst machen. Aber dieser Typ . . .
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    DB: Brauchen Sie eine Pause, Mr. Harris?
    RH: Verdammt, nein. Ich will es hinter mich bringen. Ich habe versprochen, Ihnen alles zu erzählen. Und das tue ich jetzt. Also – der Typ kommt ganz nah heran und sagt:
    »Das ist keiner von deinen Leuten, falsche Königin.« Er hat sich auf so eine altmodische Weise ausgedrückt. So wie die Leute . . . ich weiß nicht . . . vielleicht vor hundert Jahren gesprochen haben. Und seine Stimme! Jesses, die machte mir am ganzen Körper Gänsehaut. Am liebsten wäre ich weggerannt, aber ich konnte mich nicht rühren.
    Aber die Frau ließ das kalt. Sie hat ihn von oben herab angeguckt und gesagt: »Du kannst mich mal. Hau ab, bevor ich richtig sauer werde.«
    DB: »Du kannst mich mal«?
    RH: ’tschuldigung, aber das hat sie gesagt. Ich weiß es genau, weil es so ein Schock für mich war. Ich meine, ich machte mir in die Hosen, obwohl ich groß und kräftig bin. Sie war so jung und schien überhaupt keine Angst zu haben.
    DB: Und was passierte dann?
    RH: Na ja, der kleine böse Typ sah aus, als würde er gleich aus den Latschen kippen. Wenn ich schon schockiert war, dann war er . . . na ja, er war eben richtig schockiert. Als wenn in seinem Leben noch niemand so mit ihm gesprochen hätte. Vielleicht war es auch so. Und er sagte: »Meine Mahlzeiten gehen Euch nichts an, falsche Königin.« So hat er sie immer genannt, falsche Königin. Ihren Namen habe ich nicht einmal ge-hört.
    DB: »Falsche Königin«.
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    RH: Genau. Und sie sagte: »Geh woanders spielen, Arschloch.« Ernsthaft! Und dann sagte sie: »Du weißt genauso gut wie ich, dass es nicht nötig ist, ihnen Angst zu machen oder Schmerz zuzufügen, um sich zu nähren. Also hör auf mit dem Scheiß.« Oder vielleicht war es auch
    »hör auf mit dem Mist«. Wie auch immer, sie war ganz schön sauer.
    DB: Und
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