Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut

Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut

Titel: Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut
Autoren: Mary Janice Davidson
Vom Netzwerk:
sicher sein, hab ich recht? Selbst die verdammten Nazis sind politisch korrekt. Ein Mann kann nicht mal mehr seine Meinung sagen. Ich hab einen Freund, Danny Pohl, der ist so schwarz wie ein Pikass, und er nennt sich selbst einen – na ja, ich will es jetzt nicht sagen, aber er sagt es die ganze Zeit. Und wenn es ihn nicht stört, warum dann uns?
    DB: Mr. Harris . . .
    RH: ’tschuldigung. Da bin ich also in diesem Stadtteil, den manche nicht mögen, und esse mein Mittagessen –
    Schinken und Schweizer Käse auf Weißbrot, falls es Sie interessiert –, und da liegt mein Taxi plötzlich auf der Seite!
    DB: Sie haben nichts gehört?
    RH: Ich hab’s nicht kommen sehen, Junge. Ich esse friedlich mein Sandwich, und im nächsten Augenblick liege ich auf der Seite, und der ganze Müll vom Boden regnet auf mich runter, und ich lasse mein Sandwich fallen und liege mit dem Kopf auf der Straße. Ich hörte jemanden weggehen, aber sehen konnte ich nichts. Aber das war nicht das Schlimmste.
    3

    DB: Sondern?
    RH: Na ja, ich überlegte gerade, ob ich den Senf aus meinem neuen Arbeitshemd wieder herausbekommen wür-de, als ich diesen wirklich lauten Schrei hörte.
    DB: Ein Mann oder eine Frau?
    RH: Schwer zu sagen. Ich meine, jetzt weiß ich es, weil ich sie gesehen habe – beide –, aber damals wusste ich es nicht. Auf jeden Fall schrie da jemand, als würden ihm die Beine aus dem Leib gerissen oder so, denn er kreischte und weinte und stammelte. Noch nie in meinem Leben habe ich etwas Schlimmeres gehört. Meine Tochter ist völlig unmusikalisch und probiert immer wieder neue Instrumente aus. Die Tuba zum Beispiel. Aber verglichen damit ist das nichts.
    DB: Was haben Sie dann getan?
    RH: Was denken Sie denn? Ich bin so schnell ich konnte aus meinem Taxi geklettert, aus der Beifahrertür. Ich war Sanitäter im Krieg – in Vietnam. Zurück in den Staaten hab ich es drangegeben und nie wieder ein Krankenhaus betreten, noch nicht einmal als meine Frau, Gott hab sie selig, unsere Anna bekam. Aber ich dachte, ich könnte vielleicht helfen. Mein Taxi ist versichert, darüber machte ich mir keine Sorgen. Aber da war jemand wirklich in Schwierigkeiten, das war wichtiger. Ich dachte, vielleicht hätte jemand sein Kind überfahren, aus Versehen. Einige dieser Straßen sind ganz schön dunkel. Man kann kaum was erkennen.
    DB: Und dann?
    RH: Dann kam dieser Bus. Er hat fast mein Taxi gerammt!
    Das war seltsam, weil zu dieser Zeit eigentlich keine 4

    Busse mehr fahren, und dieser war auch leer. Bis auf einen Passagier. Dann ist diese junge Frau herausge-sprungen. Und der Bus blieb einfach stehen. Der Bus-fahrer hat die Frau angestarrt, als wäre sie Schokoladen-eis. Ich habe sie mir ein bisschen genauer ansehen können.
    DB: Können Sie sie beschreiben?
    RH: Also, sie war groß, richtig groß – ungefähr meine Größe, und ich bin fast eins dreiundachtzig. Sie hatte hellblonde Haare mit Streifen – wie nennt man das noch?
    Strähnchen! Sie hatte rötliche Strähnchen und die größ-
    ten, hübschesten grünen Augen, die ich je gesehen habe.
    So wie diese altmodischen Glasflaschen, die dunkelgrü-
    nen. Und sie war sehr blass, als ob sie den ganzen Tag über im Büro arbeiten würde. Im Sommer wird mein linker Arm braun, weil ich ihn immer aus dem Fenster hängen lasse, aber mein rechter Arm bleibt weiß. Na ja, auch egal . . . Ich kann mich nicht mehr erinnern, was sie trug. Hab vor allem auf ihr Gesicht geachtet. Und . . .
    und . . .
    DB: Geht es Ihnen gut?
    RH: Es ist nur . . . nicht leicht für mich. Das ist alles. Diese junge Frau war vielleicht fünf oder sechs Jahre älter als meine Tochter, aber ich . . . na ja, sagen wir mal so, ich wollte sie, wie ein Mann seine Frau an einem Samstag-abend will, wenn Sie verstehen, was ich meine. Und ich bin nie so einer gewesen, der scharf auf Kinder ist, die meine eigenen hätten sein können, obwohl meine Frau seit sechs Jahren tot ist. Also – es war schon ein bisschen peinlich, dass ich ganz plötzlich mit meinem Schwanz 5

    dachte, wo ich doch gerade diese schrecklichen Schreie gehört hatte.
    DB: Nun ja, manchmal, unter Stress, kann es schon sein, dass . . .
    RH: Das war nicht der Stress. Ich war scharf auf sie. Wie ich noch nie scharf auf jemanden gewesen bin. Ich starrte sie also an, aber sie beachtete mich nicht. Wahrscheinlich passiert ihr das zwanzigmal am Tag – alte Säcke, die sie anstarren. Sie sagte nichts zu mir, sondern marschierte zurück in Richtung Gasse. Also bin ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher