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...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

Titel: ...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst
Autoren: Julia Arden
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beeindruckende Erscheinung war auch er. Die beiden passten wirklich gut zueinander, stellte Tanja fest.
    Es klopfte.
    »Herein«, rief Tanja in der Annahme, es sei einer von Elviras Kollegen. »Doktor Erling ist nicht hier, sie kommt aber gleich wieder«, sagte sie, während sie den Blick von dem Bild löste und den Kopf hob.
    »Oh, dann warte ich drau. . . Du?« Michaela blieb vor Überraschung wie angewurzelt stehen. Auch Tanja verhielt regungslos an dem Platz hinterm Schreibtisch.
    Während Michaela sich noch von ihrem Schock erholte, fand Tanja bereits die Sprache wieder. »Was willst du denn hier?«
    Michaela sammelte sich. »Ich habe ein Vorstellungsgespräch bei Doktor Erling.«
    Tanja schaute sie skeptisch an. »Elvira ist Ärztin. Mit Personalfragen hat sie nichts zu tun, soweit ich weiß.«
    »Jana sagte zehn Uhr, Büro von Doktor Erling.«
    »Jana?« Tanja verstand nicht, was Michaelas Freundin mit der Personaldisposition des Krankenhauses zu tun haben könnte. Und noch etwas irritierte sie. Sie kam nur nicht darauf, was es war.
    Michaela zuckte mit den Schultern. »Ja.«
    Tanja stand ratlos da. »Na ja, dann wartest du am besten hier. Elvira kommt gleich wieder. Ich warte auch auf sie.« Jetzt fiel Tanja auf, was sie an Michaelas Antwort irritiert hatte: Warum legte Elvira zwei Termine auf dieselbe Zeit?
    Eine Weile schwiegen sie. Michaela musterte Tanja, die immer noch hinter dem Schreibtisch stand. Sie sah etwas blass aus, fand Michaela. Schließlich unterbrach sie die angespannte Stille im Raum. »Und weshalb bist du hier?«
    »Eine Nachuntersuchung«, antwortete Tanja automatisch.
    »Nachuntersuchung?« Michaelas Augen legten sich forschend auf Tanja. »Warst du krank?«
    »Ein Autounfall.«
    »O nein«, rief Michaela. Mit wenigen Schritten war sie bei Tanja. Sie wollte sie in die Arme nehmen, hielt aber inne, als Tanja einen Schritt zurückwich. »Warum hast du mich denn nicht angerufen?«
    »Wozu?« fragte Tanja kühl. »Um dir Glück zu deiner neuen alten Freundin Vanessa zu wünschen? Ich wollte euer Glück nicht stören.«
    Erst Tanjas Rückzug, nun diese merkwürdige Antwort. Michaela versuchte sich einen Reim darauf zu machen. Es dauerte eine halbe Minute, aber dann hatte sie es. »Wie kommst du darauf, dass Vanessa und ich wieder zusammen sind?« fragte sie verblüfft.
    Tanja ging auf die andere Seite des Schreibtisches, stellte so wieder den Abstand zwischen sich und Michaela her. Den brauchte sie, um über das Erlebnis sprechen zu können, das dem Unfall vorausging. »Nachdem ich von meinem Vater von deiner Kündigung erfuhr, ging ich zu dir. Vanessa öffnete mir die Tür. Im Flur standen Koffer. Sie sagte, ihr beide würdet verreisen, einen Neuanfang machen. Da war nichts misszuverstehen.«
    Michaela starrte Tanja bestürzt an. »Und das hast du geglaubt?« Den Rest konnte Michaela sich leicht ausrechnen. »Dann bist mit Tränen der Wut durch die Straßen gefahren, statt mich anzurufen und mit mir zu reden. Dabei ist der Unfall passiert.« Sie schüttelte den Kopf. »Und ich habe so auf deinen Anruf gewartet.« Verdammt, schalt sie sich. Ich saß da, ohne ein Zeichen von mir zu geben, während Tanja im Krankenhaus lag. Aber woher hätte ich das wissen sollen? Michaela versuchte es Tanja zu erklären: »Ich dachte, du müsstest doch verstehen, warum ich gekündigt habe. Nämlich, weil mir die Stelle auf Gomera nichts mehr bedeutet. Weil . . .« Michaela machte eine hilflose Geste. »Weil ich dich liebe«, sagte sie leise, zuckte seufzend mit den Schultern. »Aber von dir kam keine Reaktion«, fuhr sie in ihrer Erklärung fort. »Rein gar nichts. Aus meiner Sicht lagen die Dinge damit ganz klar, war deine Botschaft eindeutig die: Ich wünsche keinen Kontakt mehr. So oder so! Also gab ich auf. Nach so vielen Versuchen, wie sollte ich da glauben, dass gerade dieser eine Anruf von mir etwas ändern konnte?«
    Tanja hatte den zweiten Teil der Erklärung kaum mitbekommen. Sie stand da wie betäubt. Ungläubig. Und nur eine Frage beschäftigte sie: Was hatte Michaela da eben gesagt? Tanja versuchte sich zu erinnern und meinte, es klang wie »Weil ich dich liebe«.
    Weil Tanja immer noch nichts sagte, sprach Michaela weiter. »Vanessa hat dich ganz einfach angelogen. Als ich nach unserer Rückkehr von der Reise nach Hause kam, war sie immer noch da. Ich gab ihr ein paar Tage, ihre Sachen zusammenzupacken und sich etwas anderes zu suchen. Genug Freundinnen hat sie ja. Ich kam so lange bei Jana
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