Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

Titel: ...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst
Autoren: Julia Arden
Vom Netzwerk:
auf den Schreibtisch, verschränkte die Hände ineinander und legte den Kopf darauf. »Also, wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Sie sind doch auch eine Frau . . .«, begann Kanter etwas hilflos.
    Zwei dunkle Augen blitzten ihn spöttisch an. »Danke.«
    Kanter rückte sich verlegen in seinem Stuhl zurecht. »Ich meine, ich brauche den Rat einer Frau, glaube ich. Und da ich nun mal keine andere Frau kenne, jedenfalls nicht so gut, um mir Rat zu holen, dachte ich, ich wende mich an Sie.«
    Ihre Augenbrauen hoben sich. »Sagen Sie, Herr Kanter, wollen Sie mir Komplimente machen, oder suchen Sie wirklich Rat? Ist es ersteres, sind sie darin nicht sehr gut, und der Verdacht liegt nahe, dass sie wirklich kaum Umgang mit Frauen haben. Ist es letzteres, dann kommen Sie doch bitte endlich zur Sache.«
    Walter Kanter knetete nervös seine Hände. Er war auf unerklärliche Weise aufgeregt, und er konnte sich nicht erinnern, wann er sich zum letzten Mal so gefühlt hatte. Die dunklen Augen der Ärztin schauten ihn fragend an. Und er glaubte eine Spur Wärme in ihnen zu erkennen. »Es geht um meine Tochter«, brachte er endlich hervor. »Bevor Tanja den Unfall hatte, erklärte sie mir, dass sie . . . na ja . . . ich weiß nicht recht, wie ich das sagen soll . . . sie ist in eine Frau verliebt.«
    Es regte sich nicht die Spur Überraschung im Gesicht der Ärztin. »Ja?« fragte sie lediglich. »Und weiter?«
    »Tja, nun weiß ich nicht genau, was zwischen den beiden . . . also . . . war, aber die Frau, in die meine Tochter verliebt ist . . . war . . . war meine Angestellte. Ich hatte ihr aufgetragen, die Freundschaft meiner Tochter zu suchen. Ich wusste ja nicht . . . sie sollte Tanja lediglich dahingehend beeinflussen, endlich ins Unternehmen einzusteigen.«
    »Herr Kanter!« Vorwurf lag in der Stimme der Ärztin.
    »Ich weiß, das war . . . nicht sehr fein, aber Tanja hatte sich mir gegenüber komplett verschlossen.«
    »Ihre Angestellte hat Ihren Auftrag erfüllt, aber Ihre Tochter hat sich in sie verliebt.«
    »Genau.«
    Die Ärztin zuckte mit den Schultern. »Wo ist das Problem? So, wie ich das sehe, ist alles in Ordnung.«
    »Die Geschichte geht ja noch weiter.«
    »Sie können es aber auch richtig spannend machen.«
    Kanter sah sie an. War das Schalk in den Augen der Ärztin? Amüsierte sie sich über ihn?
    »Die Frau ist zu ihrer Ex-Freundin zurück, meine Tochter sitzt jetzt mit einem gebrochenen Herzen da, und ich weiß nicht, wie ich ihr helfen kann.«
    »Sie machen das doch schon ganz gut.«
    »Was meinen Sie?«
    »Ihnen fällt es offensichtlich schwer, die Orientierung Ihrer Tochter zu akzeptieren. Dennoch haben Sie sich durchgerungen, darüber zu reden. Machen Sie einfach weiter so. Zeigen Sie Ihrer Tochter, dass sie mit Ihnen über die Frau reden kann, über ihre Gefühle. Damit sie nicht allein damit ist.«
    »Das soll helfen?« fragte Kanter skeptisch.
    Ein sanftes Lächeln war die Antwort. »Es lindert, ein wenig. Natürlich bringt es die Frau nicht zurück.«
    »Glauben Sie, das würde helfen?«
    »Wenn die Frau zurückkäme?«
    »Ja?«
    »Nur, wenn sie es aus den richtigen Gründen täte. Und fragen Sie jetzt bitte nicht, was die richtigen Gründe sind!«
    Nun lächelte Kanter. »So unbeholfen bin ich auch wieder nicht.«
    »Wie schön.« Ein Schmunzeln.
    Kanter stand auf. »Danke für das Gespräch.«
    »Ich hoffe, ich konnte Ihnen helfen.«
    Walter Kanter schaute die Ärztin nachdenklich an. »Allein es einmal vor jemandem auszusprechen, hat schon geholfen. Sie haben mich fast beschämt mit Ihrem Verständnis.« Er zögerte. »Noch eine Frage, Doktor Erling.«
    »Ja?«
    Walter Kanter schaute der Ärztin direkt in die Augen, senkte dann leicht den Kopf, bevor er fragte: »So eine schöne, intelligente Frau wie Sie ist doch sicher in festen Händen?« Sein Kopf hob sich wieder, begegnete zum ersten Mal so etwas wie Überraschung in ihrem Gesicht.
    »Herr Kanter? Was bezwecken Sie mit dieser Frage? Oder ist sie rein rhetorisch?«
    Kanter lächelte erneut. »Wenn Sie es nicht wären, würde ich Sie gern fragen, ob ich Sie zum Essen einladen dürfte.«
    Die Augen der Ärztin ruhten prüfend auf ihm. »Würden Sie, wenn ich nicht frei wäre, diese Frage nicht stellen?«
    Er hob entschuldigend die Hände. »Wissen Sie, ich bin ein richtig altmodischer Knochen.«
    Sie seufzte. »Das habe ich befürchtet.«
    Kanter nickte, wandte sich zum Gehen. »Auf Wiedersehen. Und danke.«
    »Ich habe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher