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Und weg bist du (German Edition)

Und weg bist du (German Edition)

Titel: Und weg bist du (German Edition)
Autoren: Kate Kae Myers
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haben auch keine Skrupel, mich wichtige Dokumente und Programme stehlen zu lassen.«
    Sam wurde rot vor Zorn. »Das stimmt nicht! Seht ihr es denn nicht? Wir sind auf deiner Seite, Jocelyn. Bei uns kannst du reich werden. Nie wieder musst du ein armes Pflegekind sein. Wir geben dir sogar noch einen dicken Bonus dazu, wenn du bei uns unterschreibst.«
    Ich ballte die Hände zu Fäusten und wandte den Blick von ihm und Zachary Saulto ab, der wieder an der Kommode stand. Um den blutigen Finger hatte er ein Taschentuch gewickelt und prüfte hoch konzentriert Daten auf seinem Laptop. Obwohl ich die Augen auf den Rechner gerichtet hatte, sprach ich mit Sam Lessing. »Jack wollte den Deal, den Sie ihm angeboten haben, nicht annehmen. Er wollte Ihnen auch die Passwörter nicht zurückgeben, weil das, was Sie tun, falsch ist.«
    Ich starrte auf den USB-Stick, der aus Saultos Laptop herausragte, und beobachtete das schmale Rauchband, das daraus aufzusteigen begann. Saulto bemerkte es erst, als der Monitor schwarz wurde. Entsetzt schrie er auf und griff nach dem USB-Stick, zog die Hand jedoch fluchend zurück und schüttelte seine verbrannten Finger.
    Brüllend stürzte sich Sam Lessing auf das Laptop.
    Ich sprang auf und verließ fluchtartig den Raum. Ich rannte den Flur hinab, ohne ihren panischen Rufen Beachtung zu schenken. Schnell holte ich meinen Rucksack aus Hazels Zimmer. Dabei vermied ich die Wand anzusehen, die versucht hatte Paul Gerard zu verschlucken.
    Schließlich hastete ich die Treppe hinunter und durch die Eingangstür nach draußen in den Morgendunst. Entschlossen, nie mehr nach Seale House zurückzukehren, nahm ich die Stufen im Sprung.
    Hinter mir hörte ich jemanden rennen und meinen Namen rufen. Ich ließ Noah zu mir aufschließen, blieb aber nicht stehen.
    »Es tut mir leid«, sagte er, während er neben mir herging. »Ich wollte dir nicht wehtun, Jocey. Ich wollte nur auf dich aufpassen.«
    Zitternd holte ich Luft. »Das ist jetzt egal.« Als ich jedoch merkte, wie bedrückt er war, flüsterte ich: »Mir tut es auch leid.«
    In dem Moment drang eine weitere ferne Erinnerung an die Oberfläche meines Gedächtnisses. Mitten in der Nacht sah ich mich am Computer sitzen und mit Noah chatten, was ich sichtlich genoss. »Ich hatte nie vor dich anzulügen.«
    Er griff nach meiner Hand und hielt mich zurück. »Wartest du mal eben?«
    Ich stand neben ihm auf dem Gehsteig und betrachtete den aufsteigenden Nebel. »Wenn du mich hasst, könnte ich es sogar verstehen.«
    »Ich hasse dich überhaupt nicht. Vielmehr fühle ich mich superschlecht, weil Jack schon vor so langer Zeit gestorben ist und du seitdem allein durch die Hölle gegangen bist.«
    Ich spürte den Schmerz über den Verlust meines Bruders immer noch übermächtig in mir, doch ich unterdrückte ihn. Tränen schossen mir in die Augen und ich blinzelte, um sie zurückzuhalten. »Die ganze Zeit, die wir uns geschrieben haben und du geglaubt hast, ich sei Jack …«
    »Es war die einzige wahre Freundschaft, die ich je hatte. Jetzt, da ich weiß, dass du es warst, ergibt so viel mehr von dem, was wir in den letzten Tagen gemeinsam erlebt haben, einen Sinn.«
    Angesichts der gigantischen Scheinwelt, die ich erschaffen, und der irren Jagd, auf die ich uns geschickt hatte, wäre ich am liebsten im Boden versunken. Ich konnte ihm kaum in die Augen sehen. »Bis vor wenigen Minuten habe ich mich nicht einmal daran erinnert, all das getan zu haben. Ich fürchte, ich bin wirklich …«
    Noah sah mich ratlos an.
    »Ein Freak.«
    Es fiel ihm schwer zu verbergen, wie überwältigt er war. »Ist das so schlimm?«
    Ich begann zu weinen und er nahm mich in den Arm. »Es wird alles gut, Jocey.«
    »Aber wie? Ich bin verrückt!«
    Seine Lippen streiften meine Schläfe und er seufzte: »Sieht ganz so aus.«
    Dafür, dass er mich nicht anlog, liebte ich ihn nur noch mehr.
    Nachdem ich mich von ihm gelöst hatte, wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und flüsterte: »Pass auf dich auf, Noah.«
    Seine Hände glitten an meinen Armen hinunter und er ließ mich gehen. Ich wandte mich ab und rannte in den Nebel, ohne mich noch einmal umzudrehen.

neununddreißig
SONNENUNTERGANG
    Nachdem ich Watertown in meinem vom Feuer beschädigten Auto verlassen hatte, fuhr ich nicht nach Hause zu den Habertons. Auch wenn es bedeutete, dass ich keinen Schulabschluss machen würde, konnte ich einfach nicht in das Haus zurückkehren, wo der imaginäre Jack und ich gelebt hatten.
    Ich
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