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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe
Autoren: Emily Giffin
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fremdgehen. Sie ist Expertin auf diesem Gebiet, denn ihr Mann Scott hat sie, soweit sie weiß, mit mindestens zwei Frauen betrogen. «Sei auf der Hut, wenn sie wirklich mies oder wirklich nett werden. Zum Beispiel, wenn sie anfangen, dir ohne Grund Blumen oder Schmuck zu schenken», hatte sie gesagt. «Oder mit dir auf eine romantische Insel fahren. Das ist ihr schlechtes Gewissen. Sie wollen irgendetwas wiedergutmachen.» Ich versuchte mich zu beruhigen und sagte mir, ich sei paranoid. Ben und ich unternahmen andauernd spontane Trips miteinander; wir brauchten keinen Grund dafür.
    Trotzdem wollte ich die lästige Vorstellung von Ben, wie er sich an eine schwitzende Geliebte aus Künstlerkreisen schmiegte, vor meinem geistigen Auge vertreiben. Ich setzte mich auf das Bett, schleuderte die Flipflops von den Füßen und sagte: «Ben. Sprich mit mir. Was bedrückt dich?»
    Er schluckte angestrengt und setzte sich neben mich. Das Bett wippte ein bisschen unter seinem Gewicht, und das machte mich noch nervöser.
    «Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll.» Seine Stimme klang brüchig. «Also sag ich’s einfach.»
    Ich nickte, aber mir wurde mulmig. «Na los.»
    «Ich glaube, ich möchte vielleicht doch noch Kinder haben.»
    Ich war ungeheuer erleichtert und lachte sogar laut. «Und ich hatte schon Angst!» Ich lachte noch einmal, noch lauter, und öffnete dann ein Red Stripe aus der Minibar.
    «Ich meine es ernst, Claudia.»
    «Wie kommt denn das? Annie und Ray?»
    «Vielleicht. Ich weiß es nicht. Es ist einfach … es ist einfach so ein Gefühl .» Ben drückte die Faust an sein Herz.
    Zumindest hat er mich nicht betrogen . Ein Verrat dieser Größe könnte niemals getilgt oder vergessen werden. Dieser flüchtige Kinderwunsch würde sicher wieder vergehen. Aber als Ben fortfuhr und eine Liste von Gründen herunterrasselte, weshalb ein Baby eine gute Idee sein könnte – Kindern die Welt zu zeigen, alles besser zu machen als unsere Eltern und solches Zeug –, verwandelte sich meine Erleichterung in etwas anderes. Es war das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Das Gefühl, dass mir etwas entglitt.
    Ich bemühte mich um Ruhe und hielt eine ziemlich eloquente Rede. Ich sagte ihm, dieser ganze Elternkram sei nicht unsere Sache. Ich sagte, unsere Beziehung basiere auf unserer einzigartigen Zweisamkeit und der Überzeugung, dass drei oder mehr Leute zu viele waren. Ich wies ihn darauf hin, dass wir diesen Last-Minute-Trip nicht hätten machen können. Dass wir auf Dauer zu Hause angekettet wären.
    «Aber wir hätten andere Dinge», wandte Ben ein. «Was ist denn, wenn wir wirklich etwas Tolles versäumen? Ich habe noch niemals irgendjemanden sagen hören, dass er es bereut, ein Kind zu haben.»
    «Würden sie es zugeben, wenn es so wäre?»
    «Vielleicht nicht», sagte Ben. «Der springende Punkt ist, ich glaube nicht, dass es jemand bereut.»
    «Da bin ich völlig anderer Meinung … Ich meine, warum gibt es Internate? Die bloße Existenz von Internaten beweist doch schon etwas, oder?» Das meinte ich halb im Scherz, aber Ben lachte nicht.
    Ich seufzte und beschloss, das Thema zu wechseln und mich darauf zu konzentrieren, uns ein schönes Wochenende zu machen. Ich würde Ben zeigen, was wir versäumen würden, wenn wir Kinder hätten.
    «Komm, wir ziehen uns um und gehen essen.» Ich drehte «One Love» auf unserem tragbaren CD-Player auf und dachte, es gebe doch nichts Besseres als ein bisschen Bob Marley, um einen in eine kinderfreie, unbelastete Stimmung zu versetzen.
    Aber sosehr ich mich auch darum bemühte, Spaß zu haben, verging das restliche Wochenende unter zunehmender Anspannung. Wir benahmen uns gezwungen, und Ben war bald nicht mehr nur still, sondern bekümmert. An unserem dritten und letzten Abend fuhren wir mit dem Taxi zum Asolare, einem Restaurant mit einem unglaublichen Ausblick auf Cruz Bay. Wir aßen schweigend, von Bemerkungen über den Sonnenuntergang und den perfekt zubereiteten Langustenschwanz abgesehen. Als die Kellnerin uns Kaffee und Sorbet brachte, sah ich Ben an und sagte: «Weißt du was? Wir hatten einen Deal .»
    Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, war mir klar, wie absolut lächerlich sie klangen. Eine Ehe ist niemals ein klarer Deal. Nicht einmal, wenn man Kinder zusammen hat, obwohl das natürlich hilft. Und das Ironische daran erschien mir überwältigend traurig.
    Ben zupfte an seinem Ohrläppchen. «Ich will Vater werden.»
    «Schön. Schön», sagte ich. «Aber willst du
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