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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe
Autoren: Emily Giffin
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bestimmen. Aber rückblickend glaube ich, dass es anfing, als Ben und ich im Skiurlaub mit Annie und Ray waren, dem Paar, das unser erstes Date organisiert hatte. Annie kannte ich seit unseren wilden College-Zeiten, und deshalb fiel mir sofort auf, dass sie nur noch Perrier trank. Zuerst behauptete sie, sie nehme Antibiotika wegen einer Nebenhöhlenentzündung, aber so etwas war in der Vergangenheit nie ein Hinderungsgrund für sie gewesen, und deshalb leierte ich ihr die Wahrheit aus den Rippen. Sie war in der achten Woche schwanger.
    «War das geplant?», platzte ich heraus; ich war sicher, dass es ein Unfall gewesen sein musste. Annie war begeistert von ihrem Beruf als Dokumentarfilmerin und war ständig unterwegs; sie hatte nie ein Interesse daran geäußert, Kinder zu bekommen, und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie sie Zeit für die Mutterschaft finden wollte.
    Annie und Ray nahmen einander bei der Hand und nickten einhellig.
    «Aber ich dachte, ihr wollt keine Kinder», sagte ich.
    «Wir wollten nicht sofort Kinder», sagte Annie. «Aber jetzt fühlen wir uns dazu bereit. Obwohl man vermutlich nie ganz bereit ist!» Sie lachte ein bisschen schrill und schulmädchenhaft und kriegte rosige Wangen.
    «Hmm», sagte ich.
    Ben trat mich unter dem Tisch und sagte: «Na, herzlichen Glückwunsch, ihr beide! Das ist eine tolle Neuigkeit.» Dann warf er mir einen strengen Blick zu und sagte: «Ist das nicht eine wunderbare Neuigkeit, Claudia?»
    «Ja. Wunderbar.» Aber unwillkürlich fühlte ich mich verraten. Ben und ich würden unsere liebsten Reisegefährten verlieren, unsere einzigen engen Freunde, die nicht durch Babys und deren endlose Anforderungen gebunden waren.
    Wir aßen weiter, und unsere Unterhaltung drehte sich hauptsächlich um Kinder und Immobilien in Westchester.
    Als Ben und ich nachher allein auf unserem Zimmer waren, tadelte er mich wegen meines durchsichtigen Mangels an Begeisterung. «Du hättest wenigstens so tun können, als freutest du dich für sie», sagte er. «Statt ihnen Vorträge über Verhütung zu halten.»
    «Ich war einfach schockiert», sagte ich. «Hast du etwas davon geahnt?»
    Ben schüttelte den Kopf, und einen Moment lang huschte ein Ausdruck von Neid über sein Gesicht. «Nein. Aber ich finde es toll.»
    «Sag nicht, du willst jetzt auch welche», sagte ich mehr im Scherz.
    Ben antwortete schnell, und seine Worte klangen hohl und falsch. «Natürlich nicht», sagte er. «Sei nicht albern.»
    In den nächsten paar Monaten wurde es noch beunruhigender. Ben zeigte sich allzu interessiert am Verlauf von Annies Schwangerschaft. Er bewunderte die Ultraschallbilder und klebte sogar eins an unseren Kühlschrank. Ich sagte ihm, wie seien nicht «die Art von Familie, die Zeug an den Kühlschrank klebt».
    «Meine Güte, Claudia. Sei nicht so miesepetrig.» Ben sah aufgebracht aus, als er das düstere Schwarzweißbild abriss und in eine Schublade warf. «Du solltest dich wirklich mehr für sie freuen. Sie sind unsere besten Freunde, Herrgott.»
    Wenig später, kurz bevor Annie und Ray ihr Baby bekamen, planten Ben und ich ein Last-Minute-Weekend an dem Ferienstrand, wo wir geheiratet hatten. Es war Anfang Januar, als das jähe Verschwinden von Weihnachtsschmuck und Touristen Manhattan plötzlich trostlos und nackt aussehen ließ, und Ben sagte, er könne nicht bis Anfang März auf unsere vorläufig geplante Reise nach Belize warten. Ich erinnere mich, wie ich Shorts und einen neuen roten Bikini in meine lederne Reisetasche warf und bemerkte, wie schön es sei, so viel Spontaneität in unserer Beziehung zu haben, die Freiheit, einfach mal kurzfristig woandershin zu fliegen.
    «Ja», sagte Ben. «In unserem Zusammenleben gibt es eine Menge Wunderbares.»
    Dieser Satz klang melancholisch – beinahe ominös – in meinen Ohren. Aber ich fragte nicht weiter nach. Ich drängte ihn auch nicht zum Reden, als er sich auf dem Flug in die Karibik ungewöhnlich schweigsam zeigte.
    Richtige Sorgen machte ich mir erst am Abend, als wir uns in unserem Zimmer einrichteten und Kleider und Toilettensachen auspackten. Ich blieb kurz stehen, um die Aussicht auf das Meer vor unserem Zimmer zu betrachten, und als ich mich wieder zu meinem Koffer umdrehte, sah ich Ben für einen Moment im Spiegel. Seine Mundwinkel waren heruntergezogen, und er runzelte reuevoll die Stirn. Ich geriet in Panik, denn ich erinnerte mich an das, was meine Schwester Maura über Männer gesagt hatte, die
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