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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe
Autoren: Emily Giffin
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den gesellschaftlichen Regeln entzogen, denen so viele meiner Freunde blindlings folgten. Ich wusste, dass ich weit vorgriff, wenn ich mir all dies mit einem Mann ausmalte, den ich gerade erst kennengelernt hatte, aber wenn man erst mal einunddreißig ist, weiß man auf Anhieb, ob ein Kerl Potenzial hat oder nicht. Ben hatte Potenzial.
    Und richtig, unser Essen verlief bis zum Ende außergewöhnlich gut. Keine verlegenen Gesprächspausen, keine roten Warnlampen, keine nervigen Eigenarten. Er stellte aufmerksame Fragen, gab gute Antworten und signalisierte Interesse, aber keinen Übereifer. Also lud ich ihn noch auf einen Drink in mein Apartment ein – was ich bei einem ersten Date niemals tue. Ben und ich küssten uns an dem Abend nicht, aber unsere Arme berührten sich, als er in einem Fotoalbum auf meinem Couchtisch blätterte. Es kribbelte dort, wo seine Haut und meine zusammentrafen, und es machte mich jedes Mal atemlos, wenn er eine Seite umschlug.
    Am nächsten Tag rief er mich an, wie er es versprochen hatte. Mir wurde schwindlig, als sein Name auf meinem Display aufleuchtete, und noch mehr, als ich hörte: «Ich wollte dir nur sagen, dass das mit großem Abstand das beste erste Date war, das ich je erlebt habe.»
    Ich lachte. «Geht mir auch so. Genauer gesagt, es war besser als die meisten meiner zweiten, dritten und vierten Dates.»
    Wir telefonierten dann fast zwei Stunden, und als wir uns schließlich verabschiedeten, sagte Ben, was ich gerade dachte: dass es sich eher wie fünf Minuten angefühlt habe. Dass er ewig mit mir reden könne. Ich weiß noch, dass ich dachte: Es gibt noch Hoffnung .
    Dann kam der Sex. Wir warteten nur zwei Wochen, ganz gegen den üblichen Rat von Freunden, Verwandten und Zeitschriften. Es war gar nicht so, dass ich in einem dringenden, lüsternen Sinne unbedingt mit ihm schlafen musste (obwohl das sicher mit dazugehörte), sondern eher so, dass ich keinen Sinn darin sah, auf eine einzige Nacht mit ihm zu verzichten. Wenn ich weiß, dass etwas richtig ist, gehe ich geradewegs darauf los. Und prompt war es beim ersten Mal weder hastig noch unbeholfen, noch zögerlich, wie es beim ersten Mal sonst immer ist. Wir passten körperlich einfach zusammen, und Ben wusste, was ich gern hatte, ohne dass er fragen musste. Es war Sex von der Sorte, bei der man sich wünscht, man wäre Songwriter oder Dichterin oder wenigstens eine Frau, die Tagebuch führt (was ich seit meiner Kindheit nicht mehr getan hatte, aber gleich am nächsten Tag wieder anfing, nachdem wir miteinander geschlafen hatten).
    Ben und ich stellten bald fest, dass wir sehr viel mehr gemeinsam hatten als unsere Ansichten über Kinder und dass uns sehr viel mehr miteinander verband als unsere verrückte Chemie. Wir hatten einen ähnlichen Hintergrund; wir waren beide in New York aufgewachsen, mit zwei älteren Schwestern und Eltern, die sich ziemlich spät hatten scheiden lassen. Wir waren beide fleißig und erfolgsorientiert und betrieben unseren Beruf mit Leidenschaft. Ben war Architekt und liebte Häuser ebenso sehr wie ich Bücher. Es machte uns Spaß, in obskure Gegenden zu reisen, exotisch zu essen und ein bisschen zu viel zu trinken. Wir liebten Filme und Bands, die ein bisschen schräg waren, ohne sich zu verrenken, um intellektuell zu sein. Wir genossen es, am Wochenende lange zu schlafen, im Bett Zeitung zu lesen und bis in den Abend hinein Kaffee zu trinken. Wir waren die gleiche Mischung aus Sauberkeitsfreak und Messie, aus sentimental und pragmatisch. Wir waren beide zu der Überzeugung gekommen, dass Beziehungen nicht der Mühe wert waren, wenn sie nicht etwas Magisches an sich hatten.
    Kurz gesagt, wir verliebten uns, und mit einem Klick fügte sich alles ineinander. Und es war nicht das einseitige, wahnhafte Glück, das eine Frau überkommt, die verzweifelt glauben möchte, dass sie ihren Mann gefunden hat. Unsere Beziehung war so erfüllend und ehrlich und real, dass ich irgendwann anfing zu glauben, Ben sei mein Seelengefährte, der Mensch, mit dem ich zusammen sein sollte . Dass es so etwas gab, hatte ich vor Ben nie geglaubt.
    Ich erinnere mich an den Tag, an dem mir das alles schlagartig klar wurde. Es war zu einem relativ frühen Zeitpunkt, aber das erste gegenseitige Ich liebe dich lag schon eine Weile zurück. Ben und ich machten ein Picknick im Central Park. Überall um uns herum waren Leute; sie sonnten sich, lasen, warfen Frisbees und lachten, und trotzdem war es, als wären wir ganz allein. Wenn
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