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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe
Autoren: Emily Giffin
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lieber ein Baby haben als mein Ehemann sein?»
    Er streckte die Hand über den Tisch und legte sie auf meine. «Ich will beides .» Er drückte meine Finger.
    «Gut, aber beides kannst du nicht haben.» Ich bemühte mich, einen scharfen Unterton zu unterdrücken.
    Ich wartete darauf, dass er sagte, natürlich werde er sich immer für mich entscheiden. Das sei das Einzige auf der Welt, dessen er wirklich sicher sei. «Also? Was sagst du?», fragte ich.
    Es sollte kein Test sein, aber plötzlich wirkte es so. Ben starrte lange auf seinen Cappuccino. Dann zog er seine Hand weg und rührte langsam drei Stück Zucker in seine Tasse.
    Als er schließlich den Kopf hob und mich anschaute, sah ich Schuldbewusstsein und Trauer in seinen graugrünen Augen, und ich wusste, dass ich meine Antwort hatte.

Zwei
    Als wir von St. John zurück und wieder zu Hause sind, beschließen Ben und ich, uns ein wenig Zeit zu nehmen und alles zu überdenken. Genau gesagt, Ben beschließt, dass wir es so machen sollen – es sind seine genauen Worte. Ich muss mir fast die Zunge abbeißen, damit ich ihm nicht sage, dass ich absolut nichts zu überdenken habe. Er ist derjenige, der seine Ansicht über einen fundamentalen Aspekt unserer Beziehung so radikal geändert hat. Also ist er auch derjenige, der nachdenken muss.
    Ich nehme mein normales Leben wieder auf, gehe zur Arbeit und komme abends zu Ben nach Hause, und ich lese und er zeichnet, bis wir ins Bett gehen. Einstweilen versuche ich mir einzureden, dass mein Mann nur eine Phase durchmacht, eine Art umgekehrte Midlife-Crisis: Manche Männer bereuen, dass sie sich frühzeitig niedergelassen und Kinder in die Welt gesetzt haben, und Ben stellt einfach unsere Entscheidung in Frage, keine zu bekommen. Ich sage mir, es ist normal – vielleicht sogar gesund –, sein Leben neu zu überdenken. Ben wird ein bisschen Zeit brauchen, und dann wird er sicher wieder zur Vernunft kommen und unsere Entscheidungen bestätigen.
    Ich widerstehe dem Bedürfnis, die Situation mit meiner Familie oder meinen Freunden zu besprechen, denn irgendwie glaube ich, dass ich damit den Riss zwischen uns weiter öffnen würde. Stattdessen ignoriere ich ihn und hoffe, dass er sich wieder schließen wird.
    Das tut er aber nicht.
    Eines Samstagnachmittags deutet Ben auf der Straße auf ein hellhäutiges, rotblondes Mädchen und sagt: «Sie sieht aus wie du.» Und für den Fall, dass ich den Hinweis nicht verstanden habe, fügt er hinzu: «Wenn wir eine Tochter hätten, würde sie so aussehen.»
    Ich werfe ihm nur einen Blick zu.
    Ein paar Tage später sieht er sich ein Spiel der NY Knickerbockers im Fernsehen an und sagt, er wolle einen Sohn haben, denn was hätten all die nutzlosen kleinen Sportfakten, die er sich seit seiner Kindheit eingeprägt habe, sonst für einen Sinn? «Nicht dass ich unserer Tochter nicht auch alles Mögliche über Sport erzählen würde», sagt er dann.
    Wieder sage ich nichts dazu.
    In der Woche darauf verkündet er, ein Einzelkind könne vielleicht so etwas wie ein Kompromiss sein.
    «Wie kommst du darauf?», frage ich.
    «Weil ich gern zwei Kinder hätte und du glaubst, du willst gar keins», sagt er, als wären wir sechs Jahre alt und überlegten uns, wie viele Doughnuts wir kaufen sollen.
    «Ich weiß , dass ich keins will», sage ich und öffne meine Pillenpackung am Waschbecken im Bad.
    Ben zieht die Stirn kraus. «Wie wär’s, wenn du aufhören würdest, die Dinger zu nehmen? Können wir nicht einfach sehen, was passiert? Ob es vielleicht sein soll?»
    Dieser Vorschlag, sage ich, höre sich an, als rede ein Christian Scientist von moderner Medizin.
    Er starrt mich verständnislos an.
    «Ich habe eine bessere Idee», sage ich. «Wir nehmen uns bei der Hand und springen aus dem Fenster. Mal sehen, ob es sein soll, dass wir sterben.»
    Dann nehme ich meine Pille.
    Die ungeheuerlichste von allen seinen Bemerkungen kommt eines Sonntags. Wir sind zum Brunch in Rye bei seiner Mutter Lucinda, zusammen mit seinen Schwestern Rebecca und Megan samt Ehemännern und Kindern. Als wir nach dem Essen in das Wohnzimmer des Hauses umziehen, in dem Ben aufgewachsen ist, denke ich, was ich immer denke, wenn wir seine Familie besuchen: Könnten unsere Familien – und speziell unsere Mütter – noch unterschiedlicher sein? Meine Familie ist flatterhaft, seine ist gesetzt. Meine Mutter ist unmütterlich und schräg, Bens Mutter ist fürsorglich und sanft wie Vanilleeis. Ich beobachte Lucinda, wie sie ihren
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