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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe
Autoren: Emily Giffin
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darum gehen, dass ich ein Baby bekommen soll, als dass ich Ben nicht verlieren darf; insofern werden ihre Beweggründe andere sein. Sie respektiert meine Entscheidung. Sie selbst hat drei Kinder, die sie sehr liebt – und die ich sehr liebe –, aber ich glaube, in stillen Stunden der Besinnung könnte sie fast bereuen, dass sie sie bekommen hat. Zumindest, dass sie sie mit Scott bekommen hat. Ich habe sie oft sagen hören, die größte Entscheidung, die eine Frau in ihrem Leben treffen kann, ist nicht die, welchen Mann sie heiratet, sondern wer der Vater ihrer Kinder sein soll. «Das kannst du nicht mehr ungeschehen machen», sagt sie. «Du bist dein Leben lang daran gebunden.» Ich glaube allerdings, die Wahrheit ist, dass Maura an beiden Fronten eine falsche Entscheidung getroffen hat. Sie ist ein gutes Beispiel für eine Frau, der zu viel an Leidenschaft und Aufregung und oberflächlicher Anziehung liegt und zu wenig daran, mit einem guten, soliden, ehrlichen Mann zusammen zu sein. Ich nenne es das «High-School-Mädchen-Phänomen». Das durchschnittliche Mädchen auf der High School lässt den netten, stillen, etwas streberhaften Jungen links liegen und stürzt sich lieber auf den gutaussehenden, allseits beliebten Sportler. Und wenn es ihr irgendwie gelingt, den an Land zu ziehen, hält sie sich tatsächlich für das glücklichste Geschöpf auf der Erde. Sie hat den großen Preis gewonnen. Aber wenn sie zwanzig Jahre später wieder zum Klassentreffen kommt, sieht sie, wie sehr sie sich geirrt hat: Der nette, stille, etwas streberhafte Junge ist zu einem perfekten Ehemann erblüht, zu einem guten Vater und einem treuen Versorger, während der schicke und allseits beliebte Sportler irgendwo in der Ecke steht und Misty, der Ex-Cheerleader-Schlampe, an den Hintern greift.
    Das ist – mehr oder weniger – die Kurzfassung von Mauras Geschichte der Beziehungsirrtümer. Als sie Ende zwanzig war, ging sie mit einem Typen namens Niles und war kurz davor, ihn zu heiraten. Aber als Niles anfing, von Trauringen zu reden, geriet sie in Panik und entschied, er sei ihr «zu langweilig und zu vorhersehbar». Sie behauptete, sie könne niemanden heiraten, der ihr nicht tagtäglich Herzflattern verursache. Damals unterstützte ich sie in dieser Entscheidung. Ich war absolut dafür, die wahre Liebe und nicht nur Zufriedenheit zu finden – und daran glaube ich auch noch heute von ganzem Herzen. Aber rückblickend denke ich, in Wahrheit verwechselte Maura Liebe mit Lust und Nettigkeit mit Langeweile. Niles behandelte sie gut und brannte darauf, sich auf Dauer zu binden. Daher nahm sie an, er sei es irgendwie nicht wert – oder zumindest ganz und gar uninteressant. Offen gestanden glaube ich außerdem, dass Niles’ Aussehen ebenfalls ein Faktor bei ihrer Entscheidung war, auch wenn sie das niemals zugeben würde. Maura fand ihn attraktiv, aber er war nicht der Typ, von dem andere Frauen in einer Bar Notiz nehmen. Und Maura wollte jemand Heißes. Maura wollte Eindruck machen. Also war es nicht überraschend, dass ihr nächster Boyfriend der große, hinreißende Partylöwe Scott war. Und obwohl ich sicher bin, dass es jede Menge große, hinreißende Partylöwen gibt, die außerdem ihren Ehefrauen treu sind, glaube ich eben auch, dass unverhältnismäßig viele ihre Frauen betrügen.
    Scott jedenfalls betrügt meine Schwester, und ich glaube, ihre Ansichten über meine Beziehung werden durch die Tatsache beeinflusst, dass sie die falsche Wahl getroffen hat. Dass sie, um es mit Daphnes Worten zu sagen, den «coolen Scott» und nicht den «netten Niles» genommen hat. Seit Jahren und bis heute ist Maura neidisch auf meine Beziehung mit Ben, denn diese Beziehung ist im Innern ziemlich ideal und sieht deshalb von außen noch perfekter aus. Sie missgönnt mir mein Glück nicht, aber Ben erinnert sie ständig an das, was sie hätte haben können, und deshalb wünscht sie sich inbrünstig, dass ich es schätze und schütze. Sie würde mir sicher raten, ein Kind zu bekommen, um Ben zu halten. Überhaupt alles zu tun, um ihn zu halten. Und genau das will ich nun wirklich nicht hören.
    Daphnes Beweggründe, mir zu raten, ich solle bei Ben bleiben, werden wenig mit meiner Beziehung, aber alles mit ihrer Baby-Obsession zu tun haben. Sie ist der Filter, durch den sie die Welt um sich herum betrachtet. Sie und ihr Mann Tony versuchen seit fast zwei Jahren, ein Kind zu bekommen. Ein Jahr lang haben sie es auf die altmodische Art probiert: eine
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