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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe
Autoren: Emily Giffin
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nicht bei McDonald’s essen, ich will nicht außerhalb wohnen, und ich will keine Kinder haben.»
    Es war eine Menge, was ich da so schnell auf den Tisch legte, zumal in unserem Alter. Ben und ich waren beide einunddreißig – ein Alter, in dem das Thema Kinder bei den meisten Männern definitiv Tabuthema Nummer eins für ein erstes Date ist. Tabu in dem Fall, dass du Kinder haben willst, meine ich. Wenn du keine willst und das Thema ansprichst, ist es ungefähr so, als erzähltest du ihm, dass du eng mit Anna Kournikova befreundet bist und dass ihr beide auf Dreier steht. Speziell auf Dreier beim ersten Date. Mit anderen Worten, dein Gegenüber wird dich wahrscheinlich nicht als Heiratsmaterial betrachten, aber er wird auf jeden Fall mit dir ausgehen wollen. Denn eine einunddreißigjährige Frau, die keine Kinder will, bedeutet: kein Stress, und die meisten unverheirateten Männer genießen stressfreie Situationen – weshalb sie Frauen Mitte zwanzig bevorzugen. Das ist ein Polster für sie, gibt ihnen Platz zum Atmen.
    Andererseits war mir klar, dass ich mich damit für langfristige Erwägungen automatisch disqualifizieren konnte, wie ich es bei so vielen Männern in meiner jüngeren Vergangenheit getan hatte. Schließlich ist der Umstand, dass jemand keine Kinder will, für die meisten Leute – Männer und Frauen – ein Dealbreaker. Zumindest riskierte ich damit, kalt und selbstsüchtig zu erscheinen, zwei Eigenschaften, die nicht oben auf der Liste dessen stehen, «was jeder Mann sich wünscht».
    Aber auf dem Schlachtfeld der Dates hatte ich mir angewöhnt, Offenheit zu zeigen, statt mich zu positionieren und zu posen. Das war ein schöner Vorteil dabei, wenn man keine Kinder haben wollte. Ich sah mich nicht in diesem berüchtigten Wettlauf mit der Zeit. Ich hatte auch nicht vor, Häkchen auf der Checkliste des Lebens zu machen. Infolgedessen konnte ich mir totale Ehrlichkeit leisten. Klare Ansagen selbst beim ersten Date.
    Nachdem ich also das Thema Kinder bei Ben vom Stapel gelassen hatte, hielt ich den Atem an und wartete bang auf den vertrauten kritischen Blick. Aber Ben strahlte. «Ich auch nicht!», rief er mit diesem jubilierenden Ton des Erstaunens, in den Leute verfallen, wenn sie gerade über einen atemberaubenden Zufall gestolpert sind. Wie ich, als ich mal in einem Londoner Pub meine Lehrerin aus der dritten Klasse getroffen habe. Vielleicht sind die Chancen, bei einem ersten Date festzustellen, dass beide Beteiligten keine Kinder haben wollen, nicht ganz so gering wie die, auf einem Barhocker auf der anderen Seite des Atlantiks zu sitzen, ein Bier zu trinken und plötzlich eine Lehrerin zu entdecken, die man seit zwanzig Jahren nicht gesehen hat. Aber sicher kommt es nicht jeden Tag vor, dass man jemandem begegnet, der eine monogame, ernsthafte Beziehung eingehen möchte und sich zugleich der scheinbar automatischen Folgeentscheidung verweigert, die Zauberwelt der Elternschaft zu erleben. Ben war anzusehen, dass er das alles wusste.
    «Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie Paare sich darüber unterhalten, ob man Kinder besser früher oder besser später bekommt?», fragte er mich ernsthaft.
    Ich nickte, während ich mich bemühte, seine Augenfarbe auszumachen – eine angenehme Kombination aus Hellgrün und Grau, umgeben von einem dunklen Ring. Er sah gut aus, aber jenseits der eleganten Nase, des dichten Haars und der muskulösen breiten Schultern war da diese undefinierbare Leuchtkraft, die meine beste Freundin Jess als «Funkelfaktor» bezeichnet. Sein Gesicht war lebhaft und strahlend. Einen Mann wie ihn sah man in der U-Bahn und wünschte sich, ihn zu kennen, und unwillkürlich wanderte der Blick zu seinem linken Ringfinger.
    «Und dass der wichtigste Punkt in beiden Szenarien die Freiheit ist? Die Freiheit, die man entweder früher oder später genießen kann?», fuhr er fort.
    Ich nickte wieder.
    «Tja», sagte er und trank einen Schluck Wein. «Wenn es gut ist, Kinder früh zu bekommen, weil man es dann bald hinter sich hat, und wenn es gut ist, sie spät zu kriegen, weil man die Plackerei dann noch ein Weilchen hinausschieben kann, folgt daraus dann nicht, dass es am besten ist, überhaupt keine Kinder zu bekommen?»
    «Ganz meine Meinung.» Ich hob mein Glas, um auf seine Philosophie zu trinken, und ich sah geradezu vor mir, wie wir beide den Naturgesetzen die Stirn boten (denen zufolge der Mann seinen Samen verbreiten und die Frau neues Leben in ihrem Leib wachsen lassen will) und uns
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