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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller
Autoren: Craig Robertson
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lang haste noch?«
    »Lange Schicht, was?«
    »Interessierste dich für Fußball?«
    »Für wen biste?«
    »Aye, aber für wen biste denn nun?«
    »Aye? Okay. Aber für wen biste denn jetzt wirklich?«
    »Schon gut. Willst nix Falsches sagen, was? Keine Sorge. Bin übrigens ’n alter Rangers-Fan.«
    »Viel zu tun heut Nacht?«
    Aye, viel zu tun heut Nacht. Mit besoffenen Wracks wie dir, die den anderen die schöne Luft wegatmen.
Mit dem Treibholz, das ich in die Stadt der Toten fahre. Mit dem Schwachsinn, den ich mir dabei anhören muss. Mit meinen Plänen. Mit den Kreaturen der Nacht, über die ich nicht nachdenken darf, während ich durchs Neonlicht gleite. Nur aus einem einzigen Grund könnte ich jemals auf die Idee kommen, mich für einen meiner Fahrgäste zu interessieren: Weil er der Nächste sein könnte. Jeder von ihnen.
    Nachts wirkt Glasgow viel kleiner. Kleiner und lebloser, greller und blasser, verwaister und beängstigender. Die Lichter der Straßenlaternen bilden Tunnel ins Nirgendwo, die Schatten zücken die Messer.
    Wenn man in Glasgow Taxi fährt, sieht man die Einwohner der Stadt von ihrer schlechtesten Seite. Und niemals, wirklich niemals von ihrer besten. Saufende Tote. Besoffene Männer, die sich kaum auf den Beinen halten können, besoffene Mädchen, die kaum sprechen können. Jedes Klischee, das einem zu Glasgow einfallen könnte, taucht irgendwann auf der Rückbank eines Taxis auf. »Viel zu tun heut Nacht?«
    Manchmal, ganz selten, gaben die Schemen auf der Rückbank auch Dinge von sich, die mich aufhorchen ließen.
    Obwohl es schon spät war, trug er noch immer Anzug, die gelockerte Krawatte hing ihm seitlich herunter. Im Rückspiegel glommen seine schnapsroten Augen, das Zeug troff ihm förmlich aus den Poren. Aber immerhin war es ihm gelungen, beim Warten vor der Central Station halbwegs gerade zu stehen und auf eigenen Füßen zum Wagen zu laufen.

    »Alles klar, Kumpel. Wie geht’s? Springburn, Croftbank Street. Viel zu tun heut Nacht?«
    »Geht so.«
    »In der Stadt is die Hölle los. Bist sicher viel unterwegs, was?«
    »Ja, ’ne Menge los.«
    »Wie lang biste schon unterwegs?«
    »Paar Stunden.«
    »Cool. Bin ’n bisschen beschwipst. War ’n schöner Abend.«
    »Schön.«
    »Muss morgen arbeiten. Aaahhh, scheiß drauf, das wird schon. Haste von diesem ermordeten Anwalt gehört? «
    Nur eine kurze Pause. »Aye.«
    »Krass, oder? Wennse jetzt schon die Anwälte abstechen … Was soll’s, wie sagt man so schön: Was is ein toter Anwalt?«
    Schweigen.
    »Ein guter Anfang. Verstehste? Ein toter Anwalt is ’n guter Anfang.«
    »Aye.«
    »Scheißanwälte, dreckige Wichser … zieh’n dich bis aufs letzte Hemd aus … Am besten wär’s, der Hurensohn bringt die anderen auch noch um. Verstehste?«
    »Aye.«
    »Aber is echt mal ’n guter Anfang. Was meinste? Ob’s Gangster waren? Wurde ja am Arsch der Welt gefunden.«
    »Keine Ahnung.«
    »Was denn sonst, Mann? Was hatte der sonst da zu suchen?
Da is was faul, wenn du mich fragst. Das stinkt verdammt nach Gangstern, sag ich dir.«
    »Kann sein.«
    »Aber is mal ’ne Abwechslung, oder? Statt dass sich immer nur einer von den blöden kleinen Assis abstechen lässt. Öfter mal was Neues. Wenn’s nach mir ginge, würd der Hurensohn ja ’ne Medaille kriegen. Haste gestern Fußball geschaut?«
    »Nein.«
    »War ’n gutes Spiel, Mann. Bloß dass der Schiri ums Verrecken keinen Elfer gepfiffen hat. Für wen biste denn?«
    »Ich interessier mich nicht so für Fußball.«
    »Aye, aber für wen biste denn nun?«
    »Partick Thistle.«
    »Aye? Aber für wen biste denn jetzt wirklich? Bestimmt sagste zu jedem Besoffenen Partick Thistle, was?«
    Gut geraten, Sherlock.
    In einer anderen Nacht stieg ein Pärchen ein: Mittelklassetypen im mittleren Alter, vom Theatre Royal an der Hope Street nach Milngavie. Wandelnde Klischees. Sie waren beide leicht angeheitert und plapperten so vor sich hin. Nichts davon interessierte mich oder ging mich etwas an, bis der Name fiel. Da horchte ich auf.
    Er. »Aber Jonathan war ein netter Kerl.«
    Sie. »Jonathan war ein Arschloch.«
    »Komm schon, er ist tot.«
    »Ändert nichts daran, dass er ein jämmerlicher Dreckskerl war. Wie der seine Becca behandelt hat! Sicher hat er sie schon seit Jahren betrogen.«

    »Hey, der Mann wurde ermordet!«
    »Ja, und das tut mir auch leid. Das heißt, eigentlich bin ich mir da gar nicht so sicher.«
    »Gillian!«
    »David. Jetzt hör mir mal zu. Der hätte doch seine eigene
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