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Und plötzlich gehörst du ihm...

Und plötzlich gehörst du ihm...

Titel: Und plötzlich gehörst du ihm...
Autoren: Merel von Groningen
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auf dem Gelände. Für die Jugendlichen, die
nicht lernen können oder wollen, haben wir hier ein Programm, in dem vor allem
handwerklich gearbeitet wird. Das heißt natürlich nicht, dass nicht auch
gelernt werden muss. Morgens sind zwei Stunden normaler Unterricht:
Niederländisch, Englisch und Mathematik. Wenn du diese drei Fächer im Griff
hast, kannst du einen Schulabschluss machen. Nach diesen zwei Stunden besteht
dein Stundenplan aus Fächern deiner eigenen Wahl, zum Beispiel Kochen,
Fotografieren, Zeichnen, Nähen, Sport und dergleichen. Aber das wird dir auch
noch genauer in der Schule erklärt, wenn du hier aufgenommen wirst. Hast du so
weit noch Fragen?«
    »Nein«, sagte ich, »das gefällt
mir so weit alles ziemlich gut.«
    »Gut«, sagte Jan. »Dann schlage
ich vor, dass Piet euch über die Gruppe informiert und anschließend einen
Rundgang über das Gelände mit euch macht.« Er stand auf, gab uns die Hand und
verließ den Raum.
    Piet erzählte, dass die Gruppe
aus zwölf Jugendlichen bestand. Es gab drei Gruppenleiter, die sich täglich
abwechselten. Ich hörte nur halb zu. Ich war viel zu neugierig auf den
Rundgang.
    »Hast du noch Fragen?«, wollte
er am Ende des Gesprächs wissen.
    »Ja«, sagte ich »darf man hier
rauchen?«
    »Wenn deine Eltern es dir
erlauben«, sagte er.
    Ich schaute meine Mutter und
meinen Stiefvater an.
    »Wenn du es selbst bezahlst,
sind wir einverstanden«, sagte meine Mutter.
    »Du bekommst hier jede Woche
Taschengeld«, meinte Piet. »Davon kannst du deine Telefoneinheiten bezahlen,
dir Süßigkeiten kaufen oder eben Tabak.«
    Das fand ich in Ordnung.
     
    Der Rundgang hatte mir
gefallen, und die Gruppe, in die ich kommen würde, wirkte nett. Also
vereinbarten wir, dass ich ein Wochenende auf Probe im Internat verbringen
sollte.
    Als wir im Auto saßen und nach
Hause fuhren, waren wir sehr still. Aber mich bedrückte das alles nicht, ich
freute mich schon auf das Wochenende. Aber eine Sorge hatte ich doch. Wie
sollte ich es Mike beibringen? Vielleicht trennten sich unsere Wege, wenn ich
das Internat besuchen würde.

 
     
     
    P aula begrüßte uns fröhlich, als
wir aus dem Internat zurückkamen. »Wie war es?«, fragte sie auf dem Weg ins
Wohnzimmer.
    »Okay«, sagte ich und ließ mich
aufs Sofa fallen.
    »Wann kommt sie denn ins
Internat?«, fragte Paula meine Mutter.
    »Sie muss erst noch ein
Wochenende auf Probe dort verbringen«, antwortete meine Mutter, »und das ist in
zwei Wochen.«
    »Hast du Lust, solange bei uns
zu bleiben?«, fragte mich Paula.
    »Ja, super. Ich habe ja doch
nichts zu tun, da kann ich prima auf die Kinder aufpassen, wenn du mal mit Wim
wegwillst. Das wird ihnen gefallen, und mir auch.«
    Ich wusste, dass Paula abends
gerne mit ihrem Mann in die Reithalle ging, das kam ihr also ziemlich gelegen.
Mir ebenfalls, denn dann hatte ich ein bisschen Zeit für mich. Meine Mutter und
mein Stiefvater waren auch froh über Paulas Angebot. So hatten wir wenigstens
alle unsere Ruhe.
     
    Eine halbe Stunde später gingen
meine Mutter und mein Stiefvater nach Hause.
    »Wenn du noch irgendwelche
Sachen brauchst, kannst du sie einfach zu Hause holen. Dann sehe ich dich auch
noch mal«, sagte meine Mutter, während sie ins Auto stieg. Ich gab ihr einen
Kuss und schlug die Tür zu. Als sie wegfuhren, winkte ich ihnen nach, und auf
dem Weg ins Haus dachte ich: So, lang lebe der Spaß! Hier ist es toll und ich
kann tun und lassen, was sich will. Endlich werde ich wie eine Fünfzehnjährige
behandelt und nicht wie ein kleines Kind.
    In der Küche war Paula damit
beschäftigt, eine Suppe zu machen, und ich setzte mich gemütlich zu ihr an den
Esstisch. Sie stand mit dem Rücken zu mir und rührte in der Suppe. Ich
betrachtete sie. Sie war nicht sehr groß, aber durch die hohen Pfennigabsätze,
die sie trug, wirkte sie viel größer. Außerdem hatte sie ihre blonden Haare
turmhoch toupiert und mit jeder Menge Haarlack befestigt. Man konnte sehen,
dass sie früher Friseurin gewesen war. Eigentlich war sie ziemlich ordinär.
    »Kannst du heute Abend auf die
Kinder aufpassen?«, fragte sie, als sie sich zu mir umdrehte.
    »Natürlich«, sagte ich, »ich
habe doch sowieso nichts vor.«
    »Ach ja«, sagte Paula, »da hat
heute ein gewisser Mike angerufen. Der hat keine Ruhe gegeben, mindestens drei
Mal hat er es versucht. Wir haben ihm gesagt, dass du heute dein
Vorstellungsgespräch im Internat hast. Als er das hörte, hat er fluchend
aufgelegt. Ist das ein Freund von
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