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Und plötzlich gehörst du ihm...

Und plötzlich gehörst du ihm...

Titel: Und plötzlich gehörst du ihm...
Autoren: Merel von Groningen
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dass Mike die ganze Zeit neben dir gefahren ist«, sagte Anne, als wir
nebeneinander auf unseren Handtüchern lagen.
    »Anne, ich kann ihm doch
schlecht sagen, dass er neben dir fahren soll. Das musst du schon selber
regeln«, antwortete ich irritiert.
    »Ich glaube, er findet dich
ziemlich nett«, sagte sie ein wenig enttäuscht.
    Ich musste lachen. »Dann hat er
Pech gehabt, denn ich finde ihn nur als Freund nett, und außerdem gibt es da ja
wohl auch noch Karin, oder?«
     
    Von Mike sahen wir wenig an
diesem Nachmittag. Nur wenn einer seiner Freunde zu uns kam, um ein bisschen zu
quatschen, ließ er sich kurz blicken.
    »Er ist eifersüchtig«,
witzelten seine Freunde. »Mike ist total verrückt nach dir.«
    »Siehst du, ich hatte Recht«,
sagte Anne schnippisch, als uns niemand hören konnte. Ich konnte verstehen,
dass sie so reagierte, aber ich fühlte mich auch geschmeichelt. Mike spielte
eine Führerrolle in der Gruppe. Und der Anführer fand mich nett! Das gab mir
das Gefühl, alles schaffen zu können und vor nichts Angst haben zu müssen. So
phantastisch hatte ich mich seit Langem nicht gefühlt — vielleicht auch noch
nie.

 
     
     
    S o gegen fünf Uhr fuhren wir zu
dritt zurück zu Mike. Wir redeten über Gott und die Welt. Es faszinierte mich,
wie Mike gleichzeitig rauchen und sprechen konnte. Nachdem wir bei ihm zu Hause
angekommen waren, blieben wir noch eine Weile stehen und quatschten. Mike stand
im Türrahmen, und wir hingen auf unsere Fahrradlenker gelehnt vor der Tür rum.
    »Anne!«, hörten wir plötzlich
jemanden laut rufen. Wir zuckten zusammen. Die Stimme kannten wir. Hinter den
Büschen stand Annes Mutter.
    »Du kommst auf der Stelle
mit!«, schrie sie wütend. Mit großen Schritten kam sie auf uns zugelaufen und
packte Anne am Arm. Als sie an mir vorbeikam, zischte sie mir leise ins Ohr:
»Anne hat dich so gewarnt, und du schleppst sie trotzdem mit hierher? Ich will
nicht, dass ihr euch noch seht. Du ziehst sie mit ins Verderben.«
    Total entgeistert starrte ich
ihnen hinterher. Ich blieb wie angewurzelt stehen, bis sie nur noch kleine
Punkte waren.
    »So«, sagte Mike, »die sind wir
glücklich los. Eine dumme Göre ist die, mein Gott! Ein echtes Baby! Ich kapiere
nicht, wie du mit der befreundet sein kannst. So eine Zicke!« Er merkte, wie
überrascht ich war, und legte mir einen Arm um die Schulter. »Möchtest du was
trinken?«, fragte er, und wir gingen ins Haus.
    Was für eine verrückte
Situation. Anne hatte Mike so nett gefunden, und er wollte sie lieber heute als
morgen loswerden. Eigentlich hatte er Recht, was Anne anging. Zu Hause hatte
sie nie die Wahrheit erzählt, und jetzt wurde mir die ganze Schuld in die
Schuhe geschoben. Ich war enttäuscht von Anne und gleichzeitig traurig, weil
ihre Mutter ein falsches Bild von mir hatte. Nein, das alles gefiel mir gar
nicht.
     
    Wir saßen schon eine ganze Zeit
schweigend nebeneinander auf dem Sofa und starrten vor uns hin.
    »Du kommst mich doch noch
besuchen, auch wenn Anne nicht mehr kommen darf?«, fragte Mike und legte einen
Arm um mich.
    »Ich finde dich wirklich nett,
und ich finde es auch schön, hier zu sein, aber mehr ist es nicht«, sagte ich
abwehrend.
    Mike lachte und griff nach
einer Zigarette. »Du auch eine?«, fragte er. Ich nickte. Lässig steckte er sich
zwei Zigaretten zwischen die Lippen und zündete sie mit dem Feuerzeug an.
Während er mir eine gab, sagte er: »Für mich bist du einfach eine
Wahnsinnsfrau, mehr nicht.«
    Ich musste lachen. War das ein
Kompliment? Eine Wahnsinnsfrau... Herzlichen Dank, dachte ich, hoffentlich
erwartest du von mir nicht, dass ich dich für einen Wahnsinnstypen halte.

 
     
     
    N ach einer knappen halben Stunde
hatte ich genug von Mike, und ich fuhr nach Hause.
    Ich wusste, dass mir zu Hause
einiges bevorstand, denn ich kam wieder mal zu spät zum Essen. Ich brachte mein
Fahrrad in den Schuppen, ging langsam die Treppe hinauf, steckte den Schlüssel
ins Schloss und bereitete mich innerlich auf das Schlimmste vor. Ich rechnete
mit einer Woche Stubenarrest oder so was. Na ja, das würde ich überleben.
    »Hallo!«, rief ich, als ich die
Wohnung betrat.
    »Dein Essen ist im Kühlschrank,
du kannst es dir selbst warm machen!«, erwiderte mein Stiefvater. Ich ging in
die Küche, holte das Essen aus dem Kühlschrank und wärmte es in einer Pfanne
auf. Meine Mutter kam mit geröteten Augen in die Küche. Ich schaute sie
überrascht an.
    »Was ist denn mit dir los?«
    »Wie konntest
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