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Und plötzlich gehörst du ihm...

Und plötzlich gehörst du ihm...

Titel: Und plötzlich gehörst du ihm...
Autoren: Merel von Groningen
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völlig ab. Erst
wenn das Mädchen regelrecht isoliert ist, wendet sich das Blatt: Dann sind
sexuelle Gewalt bis hin zu Gruppenvergewaltigung, Erpressung durch Fotos und
Filme, Misshandlung, Alkoholmissbrauch und Drogenkonsum der neue Alltag. Zum
Alltag gehört dann auch die Prostitution, in den aktuellen Fällen selbst bei
extrem jungen Mädchen von elf, zwölf Jahren.
     
    Über die 2007 gegründete Stiftung StopLoverboysNu. (Stoppt Loverboys jetzt) kam ich in Kontakt mit
Betroffenen und ihren Eltern und konnte mir ein Bild machen, warum die Mädchen
auf diese Männer hereinfallen: Weil sie zu genau diesem Zeitpunkt genau die
Beachtung brauchen, die ihnen die Loverboys geben. Zum Beispiel weil ihre
Eltern sich gerade getrennt haben, ein Familienmitglied schwer krank oder
kürzlich gestorben ist, weil sie neu sind an der Schule und noch keine Freunde
haben. Weil sie Außenseiter in der Klasse, schlecht in der Schule sind oder
einfach wenig Selbstwertgefühl haben. Oder weil sie ganz normale Mädchen mit
ganz normalen Problemen in der Pubertät sind.
     
    Sind die Mädchen erst einmal im
Netz eines Loverboys gefangen, gibt es für sie ohne fremde Hilfe kein
Entkommen.
    Diese Erfahrung hat auch die
Autorin dieses Buches gemacht. Ich lernte Merel 2009 kennen, als ich von
Deutschland in die Niederlande gezogen war. Merel erklärte mir damals, dass sie
das Buch auch geschrieben hatte, um andere Mädchen zu warnen, um ihnen das Leid
zu ersparen, das sie selbst ertragen musste. Und dieses Leid ist mit der
Rettung aus der Prostitution nicht vorbei. Die körperlichen Quälereien, der
Drogenkonsum, die Angst, wieder gefunden zu werden, aber besonders die Folgen
der seelischen Misshandlungen bleiben oft ein Leben lang.
    Loverboys sind aber kein
niederländisches Phänomen, sie suchen längst auch in Deutschland ihre Opfer.
Das erklärten schon die jungen Niederländerinnen, mit denen ich sprach. Sie
erzählten oft, dass sie auch in Deutschland anschaffen gehen mussten und dass
sie in niederländischen Bordellen auch deutsche Mädchen in ähnlichen
Situationen trafen. Die Opfer kommen heute aus allen sozialen Schichten, aus
Großstädten und kleinen Dörfern, aus gebildeten und bildungsfernen Familien. Es
kann buchstäblich jedes Mädchen, jede Familie treffen. Deshalb ist dieses Buch
so wichtig.
     
    Bärbel Kannemann
    Kriminalhauptkommissarin a. D.
    Team StopLoverboysNu —
Deutschland
     
    www.stoploverboys.nu
     
    Aufklärung und Sensibilisierung
sind also auch hierzulande dringend vonnöten. Betroffene in Deutschland können
sich an die deutsche Seite von StopLoverboysNu wenden.

 
     
     
    _________EPILOG_________
     
     
     
     
    O hne irgendwelche Fragen zu
stellen, hat mich ein Bruder meines Vaters in seine Familie aufgenommen. Dort
bin ich langsam wieder zu Kräften gekommen, während wir auf den Beschluss des
Jugendrichters warteten. Essen bereitete die größte Mühe, mein Körper lehnte
sich gegen jegliche Nahrung auf. Zwei Tage lang hing ich spuckend über der
Toilette, um mich anschließend wieder zitternd ins Bett zu legen. Langsam, aber
sicher wurde es besser.
     
    Ich wollte gern eine zweite
Chance im Internat bekommen, wo es mir so gut gegangen war, doch man stand dem
ablehnend gegenüber. Glücklicherweise konnte ich den Jugendrichter davon
überzeugen, dass ich mich künftig von allem, was mit Mike zu tun hatte,
fernhalten würde. Daraufhin gab mir der Direktor doch noch eine Chance, etwas
für meine Zukunft zu tun, und ich wurde erneut im Internat aufgenommen. Für das
Vertrauen bin ich ihm noch heute dankbar.
     
    Auch Kelly durfte ich nicht
mehr sehen. Der Jugendrichter hatte mir klipp und klar gesagt, dass ich in
einer geschlossenen Anstalt landen würde, falls ich auch nur ein einziges Mal
Kontakt mit Mike aufnehmen sollte. Nach einem halben Jahr probierte ich aus,
wie es war, wenn ich ein freies Wochenende zu Hause verbrachte. In der Stadt
begegnete ich Kelly. Sie hatte ebenfalls mit Mike gebrochen und war in eine
andere Stadt gezogen. Sie erzählte, Mike habe schnell ein anderes Mädchen
gefunden. Wir waren froh, uns getroffen zu haben, und bis zum heutigen Tag sind
wir dick miteinander befreundet.
     
    Mike begegnete ich ungefähr
fünf Jahre später zufällig in einer Frittenbude. Wir haben uns nicht
angeschaut, aber ich erkannte seine Stimme. Mit klopfendem Herz bin ich, ohne
mich umzublicken, verschwunden. Danach habe ich ihn nie wieder gesehen.
     
    Bis zum achtzehnten Lebensjahr
stand ich
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