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Und plötzlich gehörst du ihm...

Und plötzlich gehörst du ihm...

Titel: Und plötzlich gehörst du ihm...
Autoren: Merel von Groningen
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erschienen,
was zur Folge hatte, dass ich den ganzen Abend auf meinem Bett herumhängen
musste. Meine Mutter sagte, es ließe ihr keine Ruhe, wenn ich später nach Hause
käme. Die hatte Sorgen! Es war doch nur eine Viertelstunde gewesen.
    Wenn ich so darüber nachdachte,
musste ich feststellen, dass es alles andere als kuschelig bei uns zu Hause
war. Als mein Stiefvater vor zwei Jahren bei uns einzog, nachdem meine Eltern
sich hatten scheiden lassen, hatte er sich alle möglichen blöden Regeln
ausgedacht, an die ich mich halten musste. Zum Verrücktwerden! Als meine Eltern
noch zusammen waren, haben sie mir nie Schwierigkeiten gemacht. Und jetzt all
diese Regeln. Tja, und von meinem Vater war zurzeit auch nichts zu erwarten.
Der war viel zu sehr mit seiner neuen Frau und dem Baby beschäftigt. Kurze Zeit
hatte ich noch bei ihm gewohnt, bis er eine neue Freundin fand. Plötzlich bekam
ich abends Schlafmittel, damit er sicher sein konnte, dass ich sie nicht
störte. Ständig meckerte er an mir herum. Jedenfalls konnte ich nicht bei ihm
bleiben. Also bin ich doch zu meiner Mutter und meinem kleinen Bruder
zurückgegangen, auch wenn mein Stiefvater inzwischen bei ihnen eingezogen war.
Seitdem hatte ich überhaupt keinen Kontakt mehr zu meinem Vater, wahrscheinlich
gefiel ihm seine neue Familie einfach besser.
    Wirklich ungestört war ich nur
in meinem Zimmer mit der Musik auf volle Lautstärke und bei den Pferden, zu
denen ich jeden Tag nach der Schule mit Anne ging. Doch der nächste Tag sollte
etwas völlig Neues bringen.
     
    Nachdem ich Annes Geheimnis
kannte, musste ich zugeben, dass ihre Verliebtheit alles andere als
unkompliziert war. Der Typ war sechsundzwanzig! Elf Jahre älter als wir. Er
hatte kleine Kinder, war geschieden und wohnte zusammen mit seiner Freundin
Karin. Dass er Vater war, fand Anne nicht so schlimm, aber dass er mit einer
Frau zusammenwohnte... das fand sie nicht so toll.
    »Karin ist Krankenpflegerin«,
hatte Anne erzählt. »Wenn sie Spätdienst hat, wird er uns wohl mal einladen
reinzukommen. Wenn sie zu Hause ist, gibt mir Mike meistens nur die Hunde mit.
Dann bleiben wir draußen.«
    Allmählich kapierte ich es.
Anne, Anne, dachte ich, warum musst du dich ausgerechnet in einen Typen
verlieben, der elf Jahre älter ist als du, und noch dazu in einen geschiedenen
Vater? Na ja, ich werde ja sehen, was für Hunde wir morgen ausführen werden.
Und, was noch wichtiger ist, wie dieser Mike aussieht. Mit diesem Gedanken
schlief ich ein.

 
     
     
    N ach einem kurzen Schultag lief
ich zum Stellplatz für die Fahrräder. Anne wartete dort schon auf mich.
    »Kommst du heute Mittag mit zu
Mike?«
    »Na klar, ich will mir den
Typen doch mal ansehen. Kommst du noch kurz mit zu mir, ich muss meiner Mutter
das Hausaufgabenheft zeigen«, fragte ich. »Du weißt doch, wie das bei uns
läuft.«
    »Gut«, sagte sie, »wann musst
du zu Hause antanzen?«
    »Um sechs essen wir, dann muss
ich zuhause sein.«
    »Prima«, sagte Anne lachend,
»dann können wir den ganzen Nachmittag mit den Hunden im Park bleiben. Und wenn
Karin arbeitet, können wir noch kurz mit Mike was trinken.«
    »Okay, lass uns zu meiner
Mutter fahren. Danach fahren wir zu deinem Mike«, sagte ich.
    Zum Glück fiel meine Mutter auf
die gefälschte Unterschrift in meinem Hausaufgabenheft herein. Da sie annehmen
musste, dass ich die Aufgaben für den nächsten Tag schon erledigt hatte, waren
wir diesmal früh genug bei Mike. Wir klingelten und warteten gespannt, wer uns
öffnen würde, Mike oder Karin.
    Die Tür ging auf, ein großer
junger Mann hatte geöffnet. Ich schätzte ihn auf ungefähr zwei Meter,
vielleicht etwas kleiner. Sein muskulöser, breiter Oberkörper zeichnete sich
deutlich unter dem engen T-Shirt ab, das er über seinen Jeans trug. Beide Arme
schmückten mehrere Tätowierungen, zu viele, um sich ein Bild davon zu machen,
was dort genau stand. Er hatte ein fröhliches Gesicht, aber besonders hübsch
war es nicht. Er hatte blondes Haar und einen kleinen Schnurrbart, in seinem
Mundwinkel steckte eine Zigarette.
    Er nahm die Zigarette zwischen
die Zähne, als er mit seiner dunklen Stimme fragte: »Hallo, die Damen! Kommt
ihr wegen der Hunde oder meinetwegen?«
    Anne kicherte nervös, und ich
wusste nicht recht, wohin ich schauen sollte. Ich spürte, wie Mike mich von
oben bis unten betrachtete, als würde er mich begutachten. Was wollte er von
mir? Na ja, Hauptsache, ich werde für gut befunden, dachte ich lässig,
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