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Und plötzlich gehörst du ihm...

Und plötzlich gehörst du ihm...

Titel: Und plötzlich gehörst du ihm...
Autoren: Merel von Groningen
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du so etwas nur
tun?« Ihre Stimme zitterte.
    »Was habe ich denn jetzt schon
wieder angestellt?«, fragte ich gereizt.
    »Annes Mutter hat angerufen«,
sagte sie.
    »Aha, und was hatte sie zu
berichten?«
    »Sie meinte, dass ihr euch mit
einem Kriminellen abgebt.« Sie klang bereits etwas ruhiger.
    »Mama, das ist doch nur
Klatsch, Mike war früher vielleicht nicht gerade ein Musterknabe, aber er hat
ein neues Leben begonnen«, versuchte ich sie zu beruhigen. »Meinst du nicht,
dass man ihm eine zweite Chance geben sollte?«
    Meine Mutter seufzte. »Sie hat
mir erzählt, dass du verliebt in ihn bist und dass Anne dich noch vor ihm
gewarnt hat, du aber nicht hören wolltest. Sie hat Anne verboten, Mike noch
einmal zu besuchen«, fuhr sie fort, »und du hast sie dazu überredet, trotzdem
mitzugehen.«
    »Ach ja!«, sagte ich wütend.
»Die spinnt doch, sie legt sich die Wahrheit zurecht, wie es ihr gerade passt.«
    »Aha, und wie sieht die
Wahrheit deiner Meinung nach aus?«, sagte mein Stiefvater, der inzwischen auch
in die Küche gekommen war.
    »Anne ist in ihn verliebt«,
verteidigte ich mich, »aber als ihre Mutter dahintergekommen ist, hat sie ihr
erzählt, ich wäre in ihn verliebt. Sie hat gehofft, ihn auf diese Weise weiter
besuchen zu dürfen. Aber ihre Mutter wollte nichts davon wissen, und dann ist
sie einfach heimlich hingegangen, und ihre Mutter hat sie dabei erwischt. Ich
weiß auch erst seit gestern, dass Anne mir die ganze Zeit die Schuld gegeben
hat. Für mich ist unsere Freundschaft gestorben«, sagte ich aufgebracht.
    Für einen Moment schwiegen
beide.
    »Und du meinst, dass wir dir
das abnehmen?«, sagte mein Stiefvater leise.
    »Warum glaubt ihr Annes Mutter
und mir nicht?« Ich wurde immer wütender.
    »Dreimal darfst du raten«,
sagte meine Mutter. »Sonderlich ehrlich bist du in letzter Zeit schließlich
nicht gewesen. Deine Schule hat angerufen, dass du dich einen Dreck um deine
Hausaufgaben kümmerst, dass du dich deinen Mitschülern gegenüber total
herablassend verhältst und dass du dieses Jahr wieder sitzen bleibst und deshalb
von der Schule musst.«
    Gut, dachte ich, das kann sich
sehen lassen. Aber ich hatte auch einiges dafür getan. »Na gut, und jetzt?«,
fragte ich.
    »Deine Mutter und ich haben den
ganzen Nachmittag darüber nachgedacht, welche Lösung die beste ist«, fuhr mein
Stiefvater fort. »Mit uns hast du jeden Tag Krach, in der Schule will man dich
nächstes Jahr nicht mehr haben, und bei deinem Vater kannst du nicht wohnen,
das ist schon mal in die Hose gegangen. Also haben wir Kontakt mit einem
Internat aufgenommen. Dort findet nächste Woche ein Aufnahmegespräch statt, bis
dahin kannst du bei Paula wohnen«, sagte er, ohne Luft zu holen.
    Bei Paula zu wohnen gefiel mir.
Sie war seit Jahren mit meiner Mutter befreundet, und sie hatte zwei kleine
Kinder, auf die ich manchmal aufpasste. Aber ein Internat? Damit hatte ich
nicht gerechnet.
    »Natürlich nur auf freiwilliger
Basis«, sagte meine Mutter in dem Versuch, die Mitteilung ein wenig
abzumildern.
    Ich starrte auf mein Essen in
der Pfanne und rührte mit einer Gabel darin herum. Der Appetit war mir
schlagartig vergangen. Was für ein Tag. Erst Anne, und jetzt meine Eltern mit
diesen Neuigkeiten.
    »Interessiert euch nicht, was
ich davon halte?«, fragte ich.
    »Nein«, antwortete mein
Stiefvater. »Darüber wird nicht diskutiert. Wir haben es so entschieden, und so
ziehen wir es durch, zu deinem eigenen Besten.«
    »Okay«, sagte ich, »aber dann
gehe ich noch heute Abend zu Paula.«

 
     
     
    D ie Woche bei Paula erschien mir
wie Ferien. Da sowieso das Gespräch im Internat anstand, brauchte ich nicht
mehr zur Schule zu gehen, und Paula machte überhaupt keinen Stress. Wenn ich
nicht mit essen wollte, genügte eine einfache Mitteilung. Ich musste auch nicht
wirklich früh zu Hause erscheinen, meistens erst so gegen zehn Uhr. Also hing
ich viel bei Mike rum.
    Von Anne hörte ich nichts.
Wahrscheinlich lag das daran, dass wir uns nicht mehr in der Schule sahen. Ich
fand, sie hätte sich wenigstens mal bei mir melden können. Schließlich hatte
sie Mike heimlich besuchen können, da sollte es doch auch kein Problem sein,
mich mal anzurufen. Aber sie tat es nicht. Unsere Freundschaft konnte ihr nicht
viel bedeutet haben, fand ich, und ich fühlte mich ausgenutzt.
    Der Tag des Gesprächs im
Internat war gekommen, und das bedeutete, dass ich auch meine Mutter und meinen
Stiefvater wiedersehen würde. Ich merkte, wie
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