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Und Nachts die Angst

Und Nachts die Angst

Titel: Und Nachts die Angst
Autoren: Carla Norton
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Blutstropfen auf dem Boden und stößt einen abschätzigen Laut aus. Er mag es nicht, wenn man sein Haus verschmutzt.
    »War ganz schön schlau, dein Trick mit dem kaputten Fenster, dem Betttuch und den Stiefeln. Ich habe tatsächlich ein bisschen nachdenken müssen.«
    Sie weiß, dass er sie abzulenken versucht, und spannt den Finger fester um den Abzug. Der Lauf schwankt, und sein Blick folgt dem Zickzack der Waffe.
    »Hey, hey, Reggie, vorsichtig mit dem Ding.«
    Sie hebt die Flinte und schluckt. Sie muss etwas tun, statt hier herumzustehen und zu reden. »Hände an den Kopf.«
    »Was?«
    »Hände an den Kopf! Los! Okay, und jetzt umdrehen. Langsam … Genau so. weiter.« Sie stößt ihn nicht mit dem Lauf an, wagt nicht, ihm so nah zu kommen, deshalb ist sie erleichtert, als er gehorcht, sich umdreht und einen Schritt macht. Sie folgt ihm, richtet den Lauf auf sein Rückgrat, und ruft sich in Erinnerung, dass er der Gefangene ist und sie diejenige, die ihn festhält.
    »Stehen bleiben!«, sagt sie und sieht sich schnell im Zimmer um. Sie muss ihn irgendwo positionieren, wo sie ihn im Blick halten kann. Nicht auf dem Sofa … nicht in der Nähe der Tür … Ihr Blick fällt auf einen Sessel, der sich auf der anderen Seite der Trennwand befindet, hinter der sie den Waffenschrank entdeckt hat. Neben dem Sessel steht eine Lampe, die das Möbel hell ausleuchtet. Sie kaut auf der Lippe und blickt vom Sessel zu ihrer Tasche. Sie kann das Gewehr auf den Tisch legen, um ihr Handy hervorzukramen. Das kann sie schaffen.
    Mit einer Geste schickt sie ihn zu dem Sessel. Er tut genau, was sie will, geht an der Wand entlang und lässt sich vorsichtig nieder.
    »Gut … nimm die Hände hinter den Körper.«
    Wieder tut er, was sie sagt. Ohne Hemd im hellen Lichtschein sieht er plötzlich verwundbar aus. Ein überwältigendes Bedürfnis, sich einen Moment auszuruhen, überschwemmt sie, aber sie holt scharf Luft, schüttelt das Gefühl ab und bewegt sich um den Tisch auf ihre Tasche zu. »Ich weiß, wer du bist«, wiederholt sie.
    »Das bezweifle ich.«
    »Du hast Tilly, Hannah und Abby entführt. Wen noch?«
    Er schüttelt den Kopf.
    Der Gewehrlauf schwankt, und sie packt ihn fester. »Ich sollte dich allein für Tilly abknallen.«
    »Das würdest du nicht tun. So bist du nicht.« Er verlagert sein Gewicht und schiebt sich näher an die Rückenlehne heran, wo die Glock steckt. Er kennt die exakte Position, und er ist sich sicher, dass er Reeve überwältigen kann, sobald sie mit dem Telefon beschäftigt ist. Das Gewehr verleiht ihr ein trügerisches Gefühl der Unfehlbarkeit. Er kann die Glock zwischen den Polstern hervorholen und zielen, bevor sie die Chance hat, zu reagieren. Vielleicht hat sie schon so viel Blut verloren, dass sie nicht mehr klar denkt.
    Du verlierst deine Borsten, Kratzbürste, denkt er und gluckst innerlich. Doch er bemüht sich, sich nichts anmerken zu lassen, während er ihr zusieht, wie sie das Gewehr auf den Tisch legt.
    Sie richtet den Lauf auf ihn und lässt den Finger am Abzug, während sie mit der linken Hand ihre Tasche öffnet. »Und du hast Vanderholt erschossen«, sagt sie.
    Er grinst höhnisch. »Ein Gnadenschuss.«
    »Und dann hast du alles diesem Montoya angehängt.« Ihre Stimme klingt rauh. »Du hast ihn umgebracht und die anderen beiden Kerle auch.«
    »Und wie kommst du darauf?« Er muss sie nur weiterreden lassen.
    »Und Emily Ewing? Geht sie auch auf dein Konto?«
    »Die Maklerin? Die dumme Kuh auf hohen Absätzen?« Er lacht und schiebt seine Finger zwischen die Polster in seinem Rücken und ertastet die Glock, die dort steckt. Mit Zeigefinger und Daumen zieht er sie heraus und lässt sie mühelos in seine Handfläche gleiten. »Sie ist gestolpert und in den schicken Teich geplumpst, nur wegen der bescheuerten Schuhe.«
    »Und woher weißt du das?«
    »Aus der Zeitung.«
    »Das stand gar nicht drin.«
    Er grinst, und seine Lippen verziehen sich auf diese arrogante, widerliche Art, die sie von Daryl Wayne Flint kennt. Der Wunsch, ihn umzubringen, brodelt heiß in ihr auf, und sie stellt sich vor, wie sie ihm direkt ins Gesicht schießt.
    Er kennt den Blick. »Wenn du damit schießen willst«, sagt er ruhig, »achte unbedingt auf den Rückstoß.«
    »Was?«
    »Es ruckt ordentlich.«
    Das wirkt wie ein Zauberspruch. Unwillkürlich blickt sie auf das Gewehr hinab, und in diesem Moment zieht er seine Waffe. Unzählige Male hat er geprobt, wie er einem imaginären Eindringling zuvorkommt,
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