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Und Nachts die Angst

Und Nachts die Angst

Titel: Und Nachts die Angst
Autoren: Carla Norton
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»Sie sind wunderschön. Und was den Schlüssel angeht …«
    »Versprechen Sie mir einfach, dass Sie ihn nie wieder brauchen.«
    Sie lacht hustend.
    »Wie geht’s Ihnen?«
    »Als hätte mich ein sehr großer Hund im Maul herumgeschleudert.«
    Er lacht leise. »Na ja, Ihre Stimme klingt jedenfalls ganz gut. Besser als zu dem Zeitpunkt, als Sie Ihre Aussage gemacht haben.«
    Einen Moment lang ist sie verwirrt. Dann erinnert sie sich vage, dass sie nach dem Feuer mit einem Ermittler gesprochen hat. »Ist das aufgezeichnet worden?«
    »Ja, ich habe es mir zweimal angehört. Ganz schön irre, muss ich sagen.« Er macht eine Pause. »Die Jungs von der Brandermittlung staunen noch immer Bauklötze.«
    Die gelben Rosen verwandeln sich kurz in eine Flamme, aber sie blinzelt sie weg.
    »Wir finden ständig Neues über diesen Kerl heraus – Sie machen sich kein Bild! Zum Beispiel die Sache mit Ihrem Jeep. Hat man Ihnen das schon gesagt?«
    »Alles in Ordnung mit dem Wagen?«
    »Klar, und die Spurensicherung hat ihn auch schon wieder freigegeben. Aber wir haben einen GPS-Sender unter Ihrer Stoßstange gefunden. Es ist davon auszugehen, dass er ihn dort angebracht hat.«
    »Was? Er hat mir nachgespürt?« Der Gedanke verursacht ihr Gänsehaut.
    »Sie waren anscheinend nicht die Einzige. Und Sie hatten recht, er war ein Cop.«
    Während er ihr erzählt, was sie inzwischen über Drew Eubank wissen, den Computerfachmann und Überwachungsexperten, der die Entführungen von Hannah, Tilly und Abby geplant und organisiert hat, beginnen ihre Hände zu schmerzen. Sie bemerkt, dass sie mit einer Hand das Telefon umklammert, als wolle sie es würgen, während sie die zweite zur Faust geballt hat.
    »Nick«, unterbricht sie. »Bitte nicht alles auf einmal.«
    »Oh, ja, natürlich.« Es entsteht eine verlegene Pause. »Tut mir leid, ich hätte Ihnen nicht alles erzählen sollen, während Sie noch im Krankenhaus liegen.«
    »Nein, schon gut.« Sie betrachtet die Rosen.
    »Aber wie auch immer … ähm, wo Sie schon anrufen, wollte ich Sie was fragen, und zwar, ob Sie, ähm, wohl irgendwann noch mal nach Jefferson kommen.«
    Sie hört die unterschwellige Bedeutung und sieht Nick Hudsons freundliche Augen und seinen verführerischen Mund vor sich. Mit aller Macht versucht sie sich vorzustellen, wie es sein würde, die Zukunft an seiner Seite zu verbringen, bei ihm zu sein, wenn er Jura studiert, Verbrecher fängt, Gitarre spielt und Songs schreibt … Es passt zu ihm, aber sie schüttelt den Kopf. »Tut mir leid. Sie sind ein großartiger Mensch, aber wir beide wissen, dass es niemals funktionieren würde. Ich passe nicht hierher.«
    Eine Pause. »Ja, sicher. Sie gehören nach San Francisco. Jefferson muss Ihnen ziemlich öde vorkommen.«
    »Öde?« Sie schnaubt. »Schön wär’s. Aber ich muss nach Hause. Ich bin müde.«
    »Klar, verstehe ich. Es ist sicher anstrengend, Sie zu sein.«
    »Was soll denn das heißen?«, fragt sie und versucht, den trotzigen Ton in ihrer Stimme zu unterdrücken.
    Seine Antwort ist sanft: »Reeve, Sie werden sich bestimmt niemals vorwerfen lassen müssen, zu gewöhnlich zu sein.«
    Auf ihrer Heimfahrt spielt sie dieses Gespräch wohl gut hundertmal durch. So leicht lässt sich das Bedauern nicht abschütteln. Sie fährt stundenlang ohne Pause, bis ihre verbundenen Hände zu pochen beginnen, weil sie das Lenkrad zu fest umklammert, und sie entlastet sie abwechselnd, streckt sie und ballt sie zu Fäusten. Bald werden die zartrosa Narben unter den Verbänden sich verdicken und verhärten, dann verblassen und sich schließlich taub anfühlen.
    Ihr Kopf schmerzt, ihr Herz auch, aber endlich überquert sie die Bay Bridge und stößt einen erleichterten Seufzer aus. Es kommt ihr vor, als sei sie Monate weg gewesen.
    Die Stadt, die vor ihr liegt, strahlt. Ein heller Mond steht am Himmel, und das Ferry Building leuchtet, als sie auf den Embarcadero biegt und gemächlich über den breiten, vertrauten Boulevard rollt und sich an den Palmen mit der Weihnachtsbeleuchtung freut.

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Über Carla Norton
    Die US-Amerikanerin Carla Norton ist eine erfolgreiche Gerichtsjournalistin und berühmte Bestsellerautorin von True-Crime-Büchern. Mit »Und nachts die Angst« legt sie ihr beeindruckendes Thrillerdebüt vor, das über Nacht in zahlreiche Länder verkauft wurde.

Über dieses Buch
    Reeve LeClaire wurde als 12-jährige entführt und jahrelang von einem perfiden Triebtäter misshandelt. Sechs Jahre nach
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