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Und Nachts die Angst

Und Nachts die Angst

Titel: Und Nachts die Angst
Autoren: Carla Norton
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spürbaren Wunden.
    Ihre Hände sind mit Handschellen gefesselt, die Kette ist durch das metallene Bettgestell gezogen, aber sie hat einen gewissen Spielraum.
    Hastig sieht sie sich im Raum um, der klein und karg eingerichtet ist. Außer dem Bett gibt es keine Möbel. Alles ist in diffuses Licht getaucht, das durch das Fenster über dem Bett dringt. Kein Gitter.
    Sie entdeckt ihre Kleider auf einem Haufen auf dem Boden, Pulli, BH, Unterhose, Jeans. Ihre Stiefel. Unmöglich zu erreichen.
    Sie hebt die Beine über den Kopf und knickt in der Taille ein, bis die Zehen ihre Finger berühren. In ihr keimt eine Hoffnung.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung schwingt sie die Beine vom Bett, windet sich herum und dreht sich auf den Bauch. Sie schafft es, sich auf den kalten Boden zu knien, während ihre Arme über dem Kopf bis zum Äußersten gespannt werden. Die unnachgiebigen Handschellen schneiden schmerzhaft in die Handgelenke.
    Sie grunzt, als sie sich auf Knien vom Bett wegdrückt. Sie schiebt sich auf ihre Kleider zu, stellt sich auf Zehenspitzen, versteift sich und streckt sich, so weit sie kann, während sie blind mit den Zehen tastet. Sie beißt die Zähne zusammen, zerrt an den Handschellen und berührt mit dem rechten großen Zeh Jeansstoff.
    Stöhnend macht sie sich lang und länger, versucht den Stoff mit den Zehen zu greifen. Ihre Muskeln zittern, und frustriert fällt sie in sich zusammen. Vielleicht muss sie es einfach nur anders versuchen, vielleicht …
    Sie verdreht ihre Hände in den Fesseln und packt das Bettende so fest wie möglich. Dann stemmt sie sich in den Boden und zieht und zerrt und versucht, das Bett zu bewegen.
    Nichts.
    Sie zieht fester, stärker, strengt sich noch mehr an und schluckt ihre Tränen.
    Wieder nichts. Das Bett ist mit dem Boden verschraubt.
    Kraftlos schwingt sie sich herum, kommt hart auf dem Boden zu sitzen und versucht, die Entfernung zwischen ihr und dem Zielobjekt einzuschätzen. Sie holt tief Luft, drückt die Arme flach aufs Bett, legt ihr ganzes Gewicht auf die Schultern und macht sich steif wie ein Brett. Sie reckt und streckt sich, so weit sie kann, rückt auf den Fersen zentimeterweise weiter und fühlt den Saum eines Hosenbeins.
    Die Muskeln brennen, als sie die Ferse zu sich zieht. Es geht nur langsam, und die Handschellen beißen in ihre Gelenke, während die Jeans sich in Zeitlupe entfaltet.
    Sie muss sich kurz setzen, um ihre Glieder zu entlasten, schluckt, geht wieder in Position. Als sie den Körper wieder anhebt, stemmt sie beide Fersen auf die Hose, klemmt den Stoff dazwischen, zieht einmal mit Wucht und sackt dann zusammen.
    Die Hose liegt nun näher, und aus dem Sitzen kann sie den Stoff mit einem Fuß packen und stückweise mit den Zehen zu sich ziehen. Die Jeans entfaltet sich langsam, bis der Bund am Stiefel greift.
    Jetzt wird es schwierig. Sie leckt sich über die Lippen und zieht behutsam, um sich den Stiefel mit der Hose zu angeln. Langsam … langsam … bis der Stiefel mit einem dumpfen Laut umfällt, so dass die Sohle zur Wand zeigt.
    Bitte, bitte, bitte, murmelt sie und zieht weiter … zieht die Jeans Stück für Stück näher zu sich, und dann … bleibt der Absatz an einer Holzbohle hängen. Sie stöhnt, aber die Jeans kommt immer näher und trägt einen einzelnen schwarzen Schnürsenkel heran.
    Ihr tränen die Augen. Sie wirft sich herum, streckt sich wieder bis zum Äußersten und grunzt, als die Zehen vergeblich nach dem dünnen Band greifen. Steif und zitternd vor Anstrengung bewegt sie sich seitlich, berührt endlich den Schnürsenkel, drückt den dicken Zeh drauf. Sie hat ihn, verliert ihn, hat ihn wieder.
    Die Handflächen sind schweißnass, als sie das Bettgestell packt, und ihre Muskeln brennen, während sie die Schnur zu sich zieht, doch dann hakt der Stiefel irgendwo fest, und panisch erkennt sie, dass sie den Senkel nicht wegschnappen lassen darf. Behutsam lässt sie nach.
    Mit angehaltenem Atem positioniert sie sich neu, so dass sie – ja! – den Senkel mit den Zehen greifen und gleichmäßig auf sich zuziehen kann. Langsam, langsam … das Scharren auf dem Boden klingt unverhältnismäßig laut.
    Mit fest zugekniffenen Augen zieht der rechte Fuß, bis das Stiefelleder an ihr linkes Bein tippt. Sie sackt zusammen und ringt um Luft. Schnell schwingt sie sich wieder herum und setzt sich auf den Boden. Behutsam nimmt sie den Stiefel zwischen beide Füße, krümmt sich zusammen und hebt den Stiefel über ihren Kopf.
    Ihre Beine
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