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Und Nachts die Angst

Und Nachts die Angst

Titel: Und Nachts die Angst
Autoren: Carla Norton
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inhaliert tief und freut sich über seine Genialität.
    Und wenn der Medienrummel nachlässt, hat er schon sein neues Mädchen in einem neuen Keller.
    Dank Dukes angeborenem Talent für langfristige Planung steht sein neuer Aufseher, Fitzgerald, schon in den Startlöchern. Mit ihm hat er eine bessere Wahl getroffen als mit den anderen, denn Fitzgerald ist sehr gewissenhaft bei der Einhaltung seiner Bewährungsauflagen. Außerdem klüger als Vander-Depp und verlässlicher als Pelt. Und als Krimineller härter als Orr, der viel zu viel Zeit damit vergeudet hat, die Kleine zu verhätscheln. Besonders schön aber ist, dass Fitzgerald im Zuge der Befragung Vorbestrafter vor kurzem erst von den Ermittlern des Sheriffs besucht worden ist, so dass er auf keiner Verdächtigenliste mehr auftaucht.
    Die nächste Entführung wird kniffliger werden, aber Duke nimmt es sportlich: Er kann etwas Abwechslung gebrauchen. Er und Fitzgerald werden zusammen nach Oregon fahren – natürlich in getrennten Fahrzeugen –, um ein geeignetes Opfer auszuspähen. Fitzgerald wird dann den riskanten Teil, die eigentliche Entführung, übernehmen und das Mädchen in das neue Haus bringen. Duke hat es über eine neue Phantomfirma und mit einer neuen Identität mit Hilfe eines neuen Strohmanns gekauft.
    Duke zieht an seiner Zigarette. Wieder einmal hat er einen genialen Plan entworfen. Er kann stolz auf sich sein.
    Eine Bewegung im Garten weckt seine Aufmerksamkeit. Stirnrunzelnd starrt er durchs Fenster und sieht den verdammten roten Kater aus dem Gebüsch schleichen, durch den Regen huschen bis unter den Carport, wo er sich auf den trockenen Beton neben Reeves Jeep setzt.
    Der Kater leckt sich die Pfote, bevor er dreist zum Stoßfänger wandert und an den Vorderreifen schnuppert. Er stellt sich auf die Hinterbeine und legt die Vorderpfoten auf die Felge, als hätte er vor, sich an den dicken Reifen hochzuziehen. Dann lässt er sich auf alle viere herab und springt mit einem geschmeidigen Satz aus dem Stand auf die Motorhaube.
    Zähneknirschend sieht Duke zu, wie die Katze sich in aller Ruhe auf dem Blech niederlässt und zusammenrollt. Er blickt hinter sich. Das Luftgewehr steht noch genau da, wo er es stehenlassen hat.
    Ohne die Katze aus den Augen zu lassen, geht er rückwärts und greift nach dem Gewehr, gerät aber aus dem Gleichgewicht, als seine Stiefel auf die bunten Perlen treten, die während seiner Rangelei mit Reeve über den Boden gekullert sind. Instinktiv rudert er mit den Armen, doch als sein Fuß wegrutscht, kippt er hintenüber, geht schwer zu Boden und kracht mit dem Schädel auf die Holzbohlen.

76. Kapitel
    I n ihrem Traum hat Reeve eine große schwarze Pistole in den Händen und müht sich, Daryl Wayne Flint zu erschießen, aber sie ist so müde und schwach, dass sie die schwere Waffe kaum heben kann.
    Und dann explodiert sie in ihren Händen, und sie ist wach.
    Ihre Hände tun weh. Sie ist groggy, und alles dreht sich. Sie liegt auf einer harten Matratze. Wie lange hat sie geschlafen?
    Ihre schmerzenden Arme sind über ihrem Kopf ausgestreckt, und in dem Moment, als sie sich bewegen will, spürt sie das grausame Einschneiden der Handschellen und weiß, dass Daryl Wayne Flint sie wieder gefangen hat. Glühende flüssige Panik schießt ihr ins Blut. Sie wehrt sich vergeblich gegen die Fesseln und würgt, als sie bemerkt, dass sie nackt ist. Ausgezogen und gefesselt. Ihr schlimmster Alptraum.
    Etwas Öliges steigt in ihrer Kehle auf, und sie begreift, dass sie betäubt worden ist.
    Sie ballt die Fäuste und stöhnt, dann zieht sie die Knie an und stemmt die Fersen in die Matratze, schiebt sich hoch, so dass ihr Kopf näher an die Hände kommt, beugt die Arme, zieht und drückt, bis sie ihr Gesicht berühren kann. Ihre Augen rollen hinter die Lider zurück. Das Zimmer kippt.
    Sie dreht ihr Gesicht zu einer Hand und rammt sich den Finger in die Kehle, bis sie würgt. Ihr Magen hebt sich, aber nichts kommt. Sie versucht es wieder. Ihre Innereien krampfen sich zusammen, sie erbricht, und eine warme Flüssigkeit durchweicht ihr Haar.
    Sie würgt und hustet und liegt keuchend da und ringt um einen klaren Kopf. Dumpf erinnert sie sich an den Mann, und schaudernd setzt sie das Bild zusammen.
    Sie holt tief Luft, zwingt ihre Augen auf und versucht, sich zu konzentrieren. Sie atmet ein, atmet aus, dehnt den Brustkorb. Ihre Zunge überprüft die wunde Wange, die geplatzte Lippe. Sie dehnt und streckt sich. Keine gebrochenen Rippen, keine
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