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Und keiner wird dich kennen

Und keiner wird dich kennen

Titel: Und keiner wird dich kennen
Autoren: Katja Brandis
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ganze Zeit lang. Doch trotz der Stille in der Leitung weiß Lorenzo, dass Cedric nicht aufgelegt hat.
    »Sind wir noch Freunde?«, fragt Cedric schließlich sehr leise, und Lorenzo seufzt tief. »Ja. Sind wir. Lass uns morgen mal was trinken gehen, okay?«
    »Einverstanden«, sagt sein bester Freund. »Übrigens hat mir Natascha erzählt, dass sie bei einem Polizisten angerufen hat. Um zu fragen, wie es mit der Suche nach Maja vorangeht. Ist das nicht süß von ihr?«
    Bei einem Polizisten! Lorenzo dämmert, wer Robert Barsch dabei geholfen hat, ihre Spur aufzunehmen. Und er könnte wetten, dass Natascha dabei nicht Majas und sein Wohl im Sinne hatte. Wollte sie, dass Maja gegen ihren Willen gefunden wird? Wollte sie auf diese Weise quitt werden mit Lorenzo, der sie verschmäht hatte?
    Es ist ihm egal. Andere Dinge zählen jetzt. Ganz andere Dinge.
    Ein anderer Ort, vertraut und doch neu. Der Himmel ist aus blauer Seide an diesem Tag und der Duft nach Flieder und frisch gemähtem Gras steigt Maja in die Nase. Fast hätte sie den kleinen Park nicht wiedererkannt, der damals so kahl war und jetzt eine grüne Pracht ist. Es gibt ihr einen Stich, an die Maja zu denken, die hier verzweifelt und verlassen vor ein paar Monaten den frostharten Boden aufgegraben hat.
    Und jetzt bin ich zurück, denkt Maja, als sie die Wiese betritt, ohne auf die spielenden Kinder und herumtollenden Hunde zu achten. Sie blickt sich um. Ja, hier war es, zwischen diesen drei Buchen, genau in der Mitte dieser kleinen Lichtung. Ob die Sachen überhaupt noch da sind?
    Feierlich reicht ihr Lorenzo die kleine Blumenkelle und Maja kniet sich hin. Selbst wenn ihre Jeans Flecken bekommen – egal. Es ist kaum zu sehen, wo die ursprüngliche Stelle war, das Gras hat eine grüne Schutzschicht darübergelegt. Es dauert ein paar Minuten, bis Maja fündig wird. Als Erstes kommt die Ara-Feder zum Vorschein, noch immer strahlend blau, als wäre keine Zeit vergangen. Lorenzo nimmt sie ihr ab, damit sie die Hände zum Graben frei hat, und streift vorsichtig Erdkrümel davon herunter. Als Nächstes findet Maja ihre Ohrringe, sie sind dunkel angelaufen, aber sonst unversehrt. Mit Wasser aus seiner Trinkflasche spült Lorenzo sie ab und reibt sie in seiner Handfläche, um sie wieder zum Glänzen zu bringen.
    Maja gräbt tiefer, siebt die Erde mit der Hand ... und spürt das Papier zwischen ihren Fingern. Es ist lappig und feucht, doch wenn man sich ein wenig anstrengt, kann man noch immer lesen, was darauf steht.
    Maja Köttnitz.
    Sorgsam steckt sie den Zettel ein und richtet sich auf. Wie seltsam – der Sonnenschein auf ihrer Haut kommt ihr plötzlich so viel wärmer vor als eben noch. Und der Gesang einer Amsel in der Buche ist das Schönste, was sie je gehört hat.
    Lorenzos Hand umschließt die ihre, ganz fest und sicher.
    »Gehen wir«, sagt Maja, und zusammen schlendern sie quer über die Wiese davon, ohne sich ein einziges Mal umzublicken.

Nachwort und Danksagung
    Auch ich weiß, wie sich verschiedene Identitäten anfühlen – doch im Gegensatz zu Maja habe ich bisher nicht darunter gelitten! Trotzdem hat mich dieses Thema sofort fasziniert, als es sich in meinen Kopf geschlichen hat. Die Geschichte beruht auf einem realen Fall, von dem ich aus den Medien erfahren habe. Die Figuren des Romans sind jedoch frei erfunden, jede Übereinstimmung mit wirklichen Personen ist Zufall. Nur andeuten konnte ich in diesem Roman, wie schlimm Stalking für die Betroffenen ist, und ich hoffe sehr, dass in Zukunft nicht mehr wie bisher die meisten Verfahren gegen die Täter eingestellt werden!
    Auch bei diesem Roman haben mir wieder viele Menschen ihre Zeit geopfert und geduldig meine Fragen beantwortet. Bedanken möchte ich mich beim Leitenden Regierungsdirektor Philipp Gescher, Anstaltsleiter der Justizvollzugsanstalt Hünfeld, der mir wertvolle Infos über die Betreuung von entlassenen Straftätern geliefert hat. Kriminalhauptkommissarin Charlotte Hofmann, Beauftragte der Polizei für Frauen und Kinder, nahm sich viel Zeit, meine Fragen zu beantworten, und Veith Schiemann, Beauftragter des Weißen Rings für das Thema neue Identität, half mir geduldig, noch offene Fragen zu klären. Michelle Gyo unterstützte mich beim Facebook-Einstieg und Roland Schaller weihte mich in die Geheimnisse des nicht ganz alltäglichen Aufzugfahrens ein. Bei allen bedanke ich mich herzlich!
    Oft spielen meine Romane an exotischen Orten – doch diesmal habe ich mich entschieden, die
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