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Und in der Hölle mach ich weiter

Und in der Hölle mach ich weiter

Titel: Und in der Hölle mach ich weiter
Autoren: Tucker Max
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trudelt ein. Ich zeige ihm das Messgerät. Er ist begeistert und gibt gleich eine Runde aus. Die Frauen mit den Silikonmöpsen lassen uns lautstark wissen, dass auch sie Durst haben. Mein Freund spendiert ihnen Drinks. Ich bestelle einen doppelten Wodka auf Eis. Pur.
    21.29 Uhr: Ich puste wieder, diesmal 0,4. Ich trinke jetzt seit einer halben Stunde und bin schon beim vierten Drink. Die sonst so scharfen Messer meines Intellekts stochern im Wodkanebel herum, der bereits … 0,4 Promille … das bedeutet 0,1 Promille pro Drink. Ich rechne mir aus, dass ich noch ’ne ganze Menge trinken kann. Ich erzähle einem der Silikonbusenweiber, dass ich sie interessant finde.
    21.38 Uhr: Sechs der achtköpfigen Clique sind jetzt da. Ich schwindle eine Bedienung an, und wir bekommen einen großen Tisch. Alle reden über mein Alkoholmessgerät. Ich stehe im Mittelpunkt und bin der absolute Star. Jetzt ist es mir egal, dass die Leute eigentlich schrecklich sind. Im Großen und Ganzen wird das wohl ein gelungener Abend werden.
    21.40 Uhr: Ich blase wieder – 0,5. Sonderbar, ich habe keinen Drink mehr bestellt, seit ich bei 0,4 war. Eine dunkle Erinnerung an eine lange vergangene Suchtinformationsstunde blitzt durch mein Hirn, in der gesagt wurde, dass der Alkohol immer gleichmäßig abgebaut wird. Unabhängig davon, wie schnell man trinkt. Diese Erinnerung rutscht schlagartig in den Hintergrund, als zwei heiße Frauen am Nebentisch sich für mein tragbares Alkoholmessgerät interessieren.
    21.42 Uhr: Die heiße Frau Nummer 2 wendet sich mir zu und erzählt, wie sie einmal in eine Alkoholkontrolle geraten ist, in so ein ähnliches Ding blasen musste und die Bullen dann einfach ein Auge zugedrückt haben. Sie meint, sie wäre selbst gerne Polizistin geworden, hat aber trotz zweier Versuche die Aufnahmeprüfung für die Polizeischule nicht geschafft. Meine Feststellung, dass sie sicherlich sehr klug ist, führt dazu, dass sie mich nicht mehr beachtet. Die heiße Frau Nummer 2 ist offenbar klug genug, um feinen Sarkasmus zu erkennen.
    22.04 Uhr: Der Sensationswert des tragbaren Alkoholmessgeräts lässt langsam nach. Die Leute wenden sich anderen Dingen zu. Ich stehe nicht mehr im Mittelpunkt des Interesses und fühle mich gar nicht mehr wohl an meinem Tisch. Außerhalb des Scheinwerferlichts fühle ich mich innerlich klein.
    22.06 Uhr: Die Leute an meinem Tisch fangen an, sich über Energetisches Heilen zu unterhalten. Wie hypnotisiert lauschen sie einem Mädchen, das einen Kurs darin belegt hat. Ich verkünde, dass ich Energetisches Heilen für eine wertlose und solipsistische Pseudowissenschaft halte. Doch die anderen sind überzeugt davon, dass es eine echte Wissenschaft ist, schließlich hat der Kursleiter des Mädchens in Harvard studiert. Ein Typ nennt es eine »ernst zu nehmende, überprüfbare Wissenschaft« und malt dabei Anführungszeichen in die Luft. Ich entgegne, dass ich sie alle (und dabei imitiere ich seine Anführungszeichen in der Luft) für »ernst zu nehmende, überprüfbare Idioten« halte, weil sie an so eine Hühnerscheiße wie Energetisches Heilen glauben. Zwei Mädchen nennen mich engstirnig. Ich antworte, dass sie so weitstirnig sind, dass ihre Gehirne schon ausgelaufen sind. Abfällige Blicke treffen mich. Ich hasse die Leute an meinem Tisch.
    22.08 Uhr: Ich habe ihre idiotische Unterhaltung komplett durcheinandergebracht. Ich kippe Wodka pur – so schnell, wie ihn der Möchte-gern-Ethan-Hawke von Kellner nur anschleppen kann. Ich puste jetzt alle drei Minuten, mein Blutalkoholpegel steigt langsam, aber stetig.
    22.10 Uhr: 0,7.
    22.17 Uhr: 0,8. Offiziell dürfte ich im Staat Florida jetzt nicht mehr Auto fahren. Ich verkünde das, ohne jemanden direkt anzusprechen.
    22.26 Uhr: 0,9.
    22.27 Uhr: Ich beschließe herauszufinden, wie betrunken ich sein kann, ohne meine Funktionstüchtigkeit zu verlieren. Für die meisten Leute bedeuten 3,5 Promille das Ende. 2,0 finde ich daher ein ganz ordentliches Ziel.
    22.28 Uhr: Ich stehe auf, sage kein Wort zu den sieben Philosophen an meinem Tisch, lasse kein Geld für die Getränke liegen und gehe an die Bar.
    22.29 Uhr: Die Frauen mit den Silikonbusen stehen auch an der Bar. Sie wollen neue Drinks. Erschüttert darüber, dass ich nach eineinhalb Stunden aggressiven Trinkens erst bei 0,9 Promille angelangt bin, beschließe ich, eine Runde Schnaps auszugeben. Ich lasse die Mädels den Schnaps aussuchen, allerdings mit der ausdrücklichen Anweisung, dass es kein Whiskey
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