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Und in der Hölle mach ich weiter

Und in der Hölle mach ich weiter

Titel: Und in der Hölle mach ich weiter
Autoren: Tucker Max
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sein, nicht nach Whiskey schmecken, nicht nach Whiskey riechen und Whiskey absolut nicht ähneln darf. (Ich war wegen Whiskey mal in der Notaufnahme, das erzähle ich den Mädels aber nicht.)
    22.30 Uhr: Die Schnäpse kommen – Tequila. Der Rechnung nach zu urteilen ist es ein sehr guter. Schön mild. Wir bestellen noch eine Runde.
    23.14 Uhr: Ich blase 1,5 – ein Riesenfortschritt. Nur noch 0,5 Promille von meinem Ziel entfernt. Mein Stolz wächst. Die Leute an der Bar sind beeindruckt. Ich bin ein Vorbild für sie. Irgendjemand gibt mir einen Schnaps aus.
    23.28 Uhr: Ich hab ein komisches Gefühl im Bauch, da fällt mir ein, dass ich nicht mehr an meinem Tisch war, als das Essen kam. Aber ich möchte weder zurückgehen noch in der Bar essen. Also gehe ich in ein Sushi-Restaurant auf der anderen Seite der Straße.
    23.29 Uhr: Im Sushi-Restaurant findet eine Unterwäscheparty statt. Die Hälfte der Leute trägt irgendwelche Schlafanzüge oder sonstige Nachtwäsche. Sie sind alle genauso beschissen wie in dem Laden vorher, nur laufen sie eben in Unterwäsche herum.
    23.30 Uhr: Ich bin verwirrt. Eigentlich will ich doch nur Sushi. Vom Eingang aus starre ich wie hypnotisiert auf die nahezu nackten Massen. Ein mittelhübsches Mädchen, das anscheinend in dem Laden arbeitet, verlangt, dass ich Unterwäsche anziehe. Ich antworte ihr, dass ich keine habe. Ich möchte nur Sushi. Sie meint, ich solle wenigstens meine Hose ausziehen. Als ich sie frage, ob ich dann Sushi bekomme, sagt sie Ja. Also ziehe ich meine Hose aus.
    23.30 Uhr: Beim Ausziehen meiner Hose überlege ich, ob und, wenn ja, welche Unterwäsche ich trage. Doch möglichst schnell an etwas Essbares zu kommen ist jetzt auf jeden Fall wichtiger als meine Würde.
    23.31 Uhr: Ich ziehe meine Hose aus. Weiß und rosa gestreifte Boxershorts von Gap kommen zum Vorschein. Sie sind zu eng. Ich vergewissere mich, dass meine Eier nicht heraushängen. Die Gäste schauen mir dabei zu.
    23.32 Uhr: Ich bestelle mein Sushi, indem ich auf die Bilder zeige und grunze.
    23.33 Uhr: Als ich mein Alkoholmessgerät einem Typen im Restau rant zeige, ist er schwer beeindruckt und zeigt es sofort den anderen. Die Menschen versammeln sich um mich. Ich bin wieder ein Star.
    23.41 Uhr: Ich puste eine 1,7 und erzähle allen von meiner Zielvorgabe. Jemand bestellt mir einen Schnaps.
    23.42 Uhr: Ich trinke den Schnaps. Ein bekannter Geschmack wärmt mich innerlich. Auf die Frage, was das für ein Schnaps ist, lautet die Antwort: »Cognac mit Fruchtsirup.« Wenn es einen Gott gibt, dann muss er mich hassen.
    23.47 Uhr: Mein Sushi kommt. Ich übergieße alles mit Sojasoße und schaufle es mit der höchsten Geschwindigkeit in meinen Mund, die meine Hände erlauben.
    23.49 Uhr: Mein Sushi ist alle. Kein Mensch hat sich an meinen Tischmanieren gestört, da sich alle um das Alkoholmessgerät ver sammelt haben und ihren Promillewert in Erfahrung bringen wollen.
    00.18 Uhr: Ich puste eine 2,0. ICH BIN EIN GOTT. In der Sushi-Bar knistert die Luft. Männer applaudieren mir. Frauen schmachten mich an. Alle wollen mit mir reden. Ich verzeihe allen ihre Fehler, weil sie mir ihre Aufmerksamkeit schenken.
    00.31 Uhr: Mein gottgleicher Status ist dahin. Jemand pustet eine 2,2 – eine Herausforderung für mein männliches Ego. Ich bestelle Bacardi 151 und ein Bier zum Runterspülen. Das Publikum schaut ehrfurchtsvoll zu mir auf.
    00.33 Uhr: Bacardi und Bier sind getrunken. Ich quatsche meinen Herausforderer blöd an: »Na, du Penner! Wer ist jetzt der Chef in dieser Bar?« Die Menge steht unter Strom. Ich nehme wieder Fahrt auf. Ich bin der Größte. Die Leute sind auf meiner Seite. Ich bin der Chef dieser Sushi–Bar.
    00.36 Uhr: Ich schaue mir meinen Herausforderer etwas genauer an. Es ist ein großer, breitschultriger, muskulöser Mann. Seinen Gesichtsausdruck kann man nicht unbedingt als fröhlich bezeichnen. Er sieht mich ganz ruhig an, bestellt einen Schnaps, kippt ihn ungerührt hinunter und grinst. Ich glaube, es war keine
so gute Idee, ihn blöd anzuquatschen. In dem Moment fällt mir auf, dass mein Magen mir irgendetwas sehr übel nimmt. Aber ich ignoriere ihn, schließlich habe ich ein Publikum, das mich braucht.
    00.54 Uhr: Ich blase eine 2,2. Verhaltener Applaus. Alle warten auf das Ergebnis meines Herausforderers.
    00.56 Uhr: Er pustet eine 2,4 und schenkt mir ein herablassendes Grinsen. Daraufhin bestelle ich zwei weitere Schnäpse.
    00.59 Uhr: Nach dem ersten Schnaps wird mir schlecht. Ich
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