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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein
Autoren: Roman Rausch
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Zumindest nicht auf Dauer. Was ist mit Kreditkarten, Bankkonten, Krankenkassen, Fernmeldeanschluss et cetera?»
    «Nur die uns bekannten Daten von Levy sind gemeldet», antwortete Naima. «Keine Spur von einem Frank oder Ruben unter einer anderen Adresse.»
    «Und von Hortensia?»
    Kopfschütteln.
    «Was wissen wir sonst noch über Levy?», fragte Falk. «Hat er Freunde oder einen Unterschlupf, den wir laut seiner Akte nicht kennen?»
    Demandt verneinte. «Er war immer ein Einzelgänger. Freundschaften interessierten ihn nicht. Dafür steckte er viel zu sehr in seiner Arbeit. Das war sein Hobby.»
    «Ist das wirklich wahr», fragte Alexej besorgt, «das mit der Identitätsstörung bei Levy?»
    «Ich fürchte, ja», antwortete Demandt. «Kolber hat es glaubhaft versichert. Und bei den schweren Traumatisierungen, denen Levy als Kind dauerhaft ausgesetzt war, ist es kein Wunder, dass da etwas nachhaltig durcheinander geraten ist. Die regelmäßigen Untersuchungen konnten diesem Problem offensichtlich nicht Herr werden.»
    «Sind diese Tests nicht umfangreich?», fragte Falk. «Wie konnte das passieren?»
    «Kein System ist hundertprozentig sicher. Immer wieder rutscht jemand durch. Und zum anderen kann man auch nur das feststellen, was an die Oberfläche dringt. Noch können wir nicht in das Unterbewusstsein hineinschauen, wie bei einem Computer, und prüfen, ob ein Teil schadhaft ist. Wenn es zu einem Konflikt der unterschiedlichen Manifestationen während der Tests gekommen wäre, dann hätte man vielleicht etwas merken können.»
    «Läuft er jetzt wie ein ferngesteuerter Roboter durch die Gegend, oder wie muss ich das verstehen? Ich weiß zwar, dass der KGB früher mit solchen Techniken experimentiert hat, aber habt ihr das auch im Westen gemacht?»
    Naima lächelte gequält. «So wie die CIA und der Mossad   …»
    «…   und die Stasi», fügte Luansi hinzu.
    «…   und der BND», sagte Falk.
    «Alle Geheimdienste haben im Kalten Krieg mit der einen oder anderen Methode gearbeitet. Unterstützt wurden sie auch von deutschen Pharmaunternehmen, die ihre neuesten Erfindungen testen ließen. Aber das war bei Levy nicht der Fall. Frank de Meer hatte es bedeutend leichter, er musste keine Drogen einsetzen. Er kannte ein viel stärkeres Narkotikum.»
    «Das da ist?», fragte Falk.
    «Den Schmerz. Die menschliche Psyche schaltet ab oder wechselt in einen anderen Bewusstseinszustand, wenn erzu groß wird. Und wenn Levy, besser gesagt, der kleine Ruben tatsächlich die Familie hat verbrennen sehen, dann kann man sich leicht vorstellen, dass da eine Sicherung durchgebrannt ist. Das ist im eigentlichen Sinne auch gut so. Denn diese Sicherung schützt uns vorm Verrücktwerden. Sie hilft uns weiterzuleben. Jeder von uns hat zahlreiche kleine Persönlichkeitsspaltungen, mit deren Hilfe er auf die unterschiedlichsten Probleme anders reagiert. Niemand ist grundsätzlich eins. Wir sind viele.»
    «Aber jedem normalen Menschen ist bewusst, dass er in bestimmten Situationen anders reagiert, als er es sonst tun würde», sagte Luansi.
    «Richtig. Wenn zum Beispiel Scham eine Rolle spielt oder ein psychischer Schmerz droht, die aktuelle Personifizierung zu überfordern. Und genau das scheint bei Levy der Fall zu sein. Allerdings schaltet er dann völlig ab. Bei einer Persönlichkeitsspaltung ist es keine Seltenheit, dass der Betroffene nicht nur eine, sondern theoretisch eine unbegrenzte Anzahl anderer Identitäten aufbaut – jede für sich separat, ohne dass die eine von der anderen weiß. Und dieser Frank muss den Auslöser kennen.»
    «Ist Levy unheilbar krank?», fragte Alexej.
    «Das ständig wiederkehrende Trauma muss aufgelöst werden. Dann sollte es auch keinen Grund mehr geben, in andere Personifizierungen zu flüchten.»
    «Also besteht noch Hoffnung für Levy?»
    Demandt nickte, wenngleich er wusste, dass Levy in akuter Gefahr war. Wenn er resümierte, was er in seinen Gesprächen alles über die beiden Brüder erfahren hatte, dann war Levys Leben von Franks Plan abhängig. Doch wie sah dieser Plan aus?
    Demandt rief sich die Grundregel der Fallanalytik in Erinnerung. Verhalten spiegelt Persönlichkeit.
    Wie verhielt sich Frank de Meer in Bezug auf Levy?
    Eine Antwort lautete: Er machte ihn zu einem willfährigen Knecht seiner Wünsche.
    Wieso tat er das? Der eigenen Befriedigung wegen. Es bereitete ihm Genugtuung, über seinen Bruder schalten und walten zu können, wie es ihm beliebte.
    Wie tat er das? Mittels eines
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