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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein
Autoren: Roman Rausch
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suchte nach Leuten, die Ähnlichkeiten mit seinen Familienmitgliedern hatten, die bei einem Brand ums Leben gekommen waren. Nachdem er sie entführt hatte, schnitt er ihnen die Bäuche auf und bearbeitete sie, wie er es gelernt hatte. Sein Spleen war, die Familie wiederauferstehen zu lassen und für die Ewigkeit zu präparieren.
    Irgendein Quacksalber hatte ihm eingeredet, dass die wahre Erlösung nur in der Vergebung zu finden sei. Zuvor müsse aber dieser Ruben das Feuer an ihn zurückgeben. Am besten in einem Ritual, was das begangene Unrecht wiedergutmacht. Ich habe tagelang mit ihm darüber gestritten. Schließlich hat er mich überzeugt. Sein Plan war gut.»
    «Haben sich Frank und Ruben jemals getroffen?»
    «Soviel ich weiß, nicht.»
    «Aber Ruben hat auch dich besucht.»
    «Ich wusste erst gar nicht, dass er es ist. Dann habe ich Frank erzählt, dass sich ein anderer Psycho namens Balthasar Levy für mich und meine Morde interessiert. Dass die beiden sich so ähnlich sahen, hielt ich für Zufall. Schließlich kam er an und hat mir seinen Plan unterbreitet, wie das Ritual einzuleiten ist.»
    «Was musstest du dabei tun?»
    «Ihm den gleichen Handel vorschlagen, wie ich es bei Frank getan hatte.»
    «Zu welchem Zweck?»
    «Franks Plan war, dass Ruben während der Ermittlungen darauf kommt, dass er selbst der Mörder ist und daran verzweifelt. Die Parallelen zwischen den entführten Personen und seiner ehemaligen Familie seien kaum zu übersehen.»
    «Aber es kam anders.»
    «Frank hatte nicht mit dem labilen Zustand gerechnet, in dem sich Ruben befand. Statt zu erkennen, fing er zu saufen an und flüchtete sich in andere Realitäten.»
    Demandt merkte auf. «Woher weißt du   … woher wusste Frank davon?»
    «Er hatte Ruben an der Angel. Mit einem Trick rief er ihn immer wieder zu sich. So wie in dem bescheuerten Märchen mit diesem Rattenfänger.»
    Demandt glaubte sich verhört zu haben. «Wie soll das funktioniert haben? Ruben hätte doch seinen eigenen Bruder erkannt.»
    «Das habe ich auch gedacht, zumal die beiden sich sehr ähnlich sehen. Dieser Frank ist ein schlauer Bursche, er wusste,wo er anzusetzen hatte. Ich weiß nicht genau, wie das alles genau abgelaufen ist, Frank hat es mir mal versucht zu erklären. Es gab da wohl ein Lied, das die Mutter den beiden immer vorgesungen hat. Irgendwas mit Traumland. Auf jeden Fall ist es Rubens letzte Erinnerung an die Mutter und die Familie, bevor alle im Haus verbrannt sind. Sie muss es ihm an dem betreffenden Abend am Bett vorgesungen haben. Für Ruben ist es der Klick, der seine Lampe im Hirn ausknipst.
    Frank ruft also Ruben an, singt ihm dieses beschissene Lied vor, und Ruben gehorcht wie ferngelenkt.»
    «Was ist da mit ihm passiert?»
    «Keine Ahnung.»
    Demandt wog die Aussage Kolbers ab. Konnte das alles so passiert sein, wie er es erzählte? Er beobachtete ihn eine ganze Weile. Auf das LSD war Verlass. Kolber hatte sich unter der Last der Bilder und der Aufnahme gekrümmt und gewunden. Er machte nicht den Eindruck, dass er es alles nur erfunden hatte.
    Eine Frage blieb jedoch offen. «Wieso hat Frank mit den Morden nicht weitergemacht, nachdem Ruben in die Therapie gegangen war?»
    Kolber war sichtlich am Ende. Nur mühsam konnte er sich noch auf dem Stuhl halten. «In Belgien saß er für sechs Monate ein, wegen des Vorwurfs der Leichenschändung. Er wollte an ihnen üben.»
    «Wo können wir Frank finden?»
    «Ich weiß es nicht.»
    Demandt wiederholte die Frage, dieses Mal lauter.
    Kolber hielt sich die Ohren zu, seine Sinne waren übersensibilisiert. «Er hat mal was über ein neues Zuhause für die Familie erzählt. Irgendein einsam gelegener Bauernhof.»
    «Wo ist dieser Bauernhof?»
    «Ich weiß es nicht. Ehrlich.»

37
    Die verzweifelten Schreie von Hortensia Michaelis gingen im Höllenlärm der dröhnenden Gitarren unter. Das Musikstück, das Frank für die Zeremonie ausgewählt hatte, kündigte die letzte Stunde für Michaelis an. Danach würde sie den Platz von Janis einnehmen.
    Der Chor der schwarzen Engel beschwor das Ende aller Pein; eine grollende Reibeisenstimme führte Frank die Hand.
    Die Infusionsnadel stach in ihre Vene, das blutdrucksenkende Mittel begann, den Körper zu überfluten. Frank gab ihr die doppelte Menge. Dieses Mal sollte es so lange dauern wie nie zuvor. Sie hatte es verdient. Sie hatte ihn damals betrogen.
    Ruben saß in einer Ecke auf dem Boden. Sein Blick war gesenkt. Obwohl er seinem großen Bruder gefallen,
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