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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein
Autoren: Roman Rausch
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Traurigkeit standen ihm ins Gesicht geschrieben.
    Der, der ihn töten wollte, blieb zurück.
    Vorerst war er in Sicherheit.

ERSTER TEIL
    ANUBIS
     

1
    Es ist nur ein schmaler Grat zwischen Verstand und Trieb.
    Der, der sich selbst den Namen
Der Meister
gegeben hatte, betrat den Aufzug von der Tiefgarage her. Sein Ziel war der fünfte Stock. In wenigen Minuten würde sie ihre Wohnung verlassen.
    Im blanken Metall der Kabinentür korrigierte er den Sitz der Krawatte, zupfte das Revers des Anzugs zurecht und sah auf seine matt glänzenden Schuhe hinab. An seiner äußeren Erscheinung gab es nichts auszusetzen; er war eine attraktive Erscheinung. Nicht wenige Frauen würden sich in seiner Nähe wohl fühlen und sogar darauf hoffen, von ihm angesprochen zu werden.
    Die Stimme aus den Ohrstöpseln trieb ihn vorwärts, ließ nicht ab, ihn zur Wohnung dieser Frau zu führen.
    Dein Schweiß. Dein warmes Blut.
    Sein Herz schlug im Gleichklang der pulsierenden Musikbeats. Die Erwartung, seine Hände bald auf ihr weißes Fleisch zu legen, es zu kneten und zu formen, es in Stücken aus dem Körper zu schneiden, euphorisierte ihn.
    Vor zwei Wochen hatte er sie gefunden, diese Frau, die wie ein Donnerschlag in sein Leben getreten war. Sie war ursprünglich nicht seine erste Wahl gewesen, hatte sich an jenem Abend zwischen ihn und sein auserwähltes Opfer gedrängt.
    Auf dem Parkplatz hinter dem Supermarkt war es gewesen. Der Wagen stand in Position, er war bereit zuzuschlagen. Doch dann kam sie, quetschte sich mit dem Sportwagen in die Lücke. Als sie ausstieg und ihm frech insGesicht lachte, wusste er, dass nur sie diejenige sein konnte.
    Da war er, dieser Blick, den er unter all den anderen bisher nicht gefunden hatte.
    Er gab die andere auf.
    An der Kasse stand sie vor ihm. Er las in ihren Einkäufen.
    Eine Flasche Rotwein, Tagliatelle, eine Hand voll italienische Kräuter, eine Artischocke, eine Lage fein geschnittener Schinken, zum Dessert eine kleine Honigmelone und die Nachtausgabe der Stadtzeitung. Die Einkäufe einer Alleinstehenden.
    Ihr Heimweg endete in ihrer Tiefgarage. Er parkte den Wagen hinter einer Säule und schaute sich um, wo die Überwachungskameras positioniert waren.
    Sie wählte den gut beleuchteten Frauenparkplatz, mühte sich mit den Einkäufen und dem Aktenkoffer das kurze Stück zum Aufzug. Die Fahrt ging in den fünften Stock. Es gab nur drei Namensschilder dort.
    Auf goldglänzendem Metall las er: Tessa Fahrenhorst.
    Wie er vermutet hatte: Er hörte kein Wort hinter der Tür, sie war allein stehend.
    Sie war perfekt.
    Tags darauf folgte er ihr quer durch die Stadt zu einer Boutique, die sie anscheinend führte. Sie hatte zwei junge Angestellte. Es herrschte Betrieb, sie hatte offenbar Erfolg. Er trat ein und schaute sich um. Einem Gespräch unter den Angestellten entnahm er, dass sie morgen zur Modemesse aufbrechen würde. Dort sollte sie zwei Tage verbringen. Zwei Tage Modemesse hießen für ihn vermutlich zwei Tage Vorsprung, bis bei der Polizei eine Vermisstenanzeige eingehen würde.
    Die Mittagspause verbrachte sie in einem italienischen Restaurant. Man kannte sie gut. An einen Zugriff war hiernicht zu denken, ebenso wenig wie in der Boutique. Blieb nur die Tiefgarage.
    Er entschied sich für den Morgen, gleich wenn sie ihre Wohnung verlassen würde. Sie in der Tiefgarage abzupassen wäre günstiger gewesen, da sein Wagen in der Nähe stand, aber keine Frau ließ sich in der Tiefgarage ansprechen. Der Kontakt musste vorher stattfinden.
     
    Der Aufzug hielt mit einem Ping im fünften Stock. Er prüfte den Inhalt seiner Jackett-Tasche. Ein Tuch, satt mit Chloroform getränkt und in eine Haushaltsfolie gewickelt. Er würde es schnell zur Hand haben, wenn es so weit war.
    Heute war der erste Tag der Modemesse. Dieser und der folgende waren für Fachbesucher vorgesehen, er hatte sich informiert. Die Fahrt dorthin würde im Morgenverkehr zirka eine Stunde dauern. Wenn Tessa Fahrenhorst rechtzeitig zum Öffnen der Messetore vor Ort sein wollte, dann musste sie ungefähr jetzt ihr Fahrzeug aufsuchen.
    Die Fahrstuhltür öffnete sich. Er schaute hinaus in den leeren Gang. Alles war ruhig. Nirgends ein Geräusch des Aufbruchs. Er drückte die Taste für den sechsten Stock, fuhr hoch und stellte sich in die Lichtschranke.
    Er musste nicht lange warten. Da war das rote Licht, das anzeigte, dass jemand im fünften Stock den Fahrstuhl wollte. Er trat zurück in die Kabine. Jetzt wurde es ernst. Er war völlig
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