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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein
Autoren: Roman Rausch
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toten Leibern entgegen. Erst als der Raum gesichert war, erkannten sie, dass es sich um leblose Körper handelte, die um einen Tisch herum versammelt waren.
    «Was ist das?», fragte Naima.
    Demandt beugte sich über einen der Körper, berührte dessen Gesicht. «Präparierte Körper.» Er nahm einen der Kerzenleuchter und führte ihn an die anderen heran. Am Kopf des Tisches saß eine Frau mit blondem Haar.
    «Tessa Fahrenhorst.»
    Ihr gegenüber ein Mann. Das Licht schien auf einen leblos versteinerten Eberhard Finger.
    «Wer sind die anderen?», fragte Falk.
    «Keine Ahnung.»
    «Er wird noch hier sein», sagte Naima mit Verweis auf die brennenden Kerzen.
    Demandt nickte. «Seid vorsichtig.»
    Falk tastete sich als Erster in den Hausgang zurück. Mit vorgehaltener Waffe gab er Naima das Zeichen zum Nachrücken. Während er die anderen Räume im Erdgeschoss überprüfte, ging sie vorsichtig die Treppe ins Obergeschoss hinauf.
    Oben angekommen, teilte sich der Gang. Sie begann mitder linken Seite zuerst. Drei Türen öffnete sie und fand in jedem Raum ein Schlafzimmer vor. Die Betten waren leer, in den Schränken versteckte sich niemand.
    Der rechte Gang führte sie in einen einzigen, großen Raum. Der Lichtschalter war gleich an der Eingangstür. Sie betätigte ihn. Das Licht fiel auf mehrere Gestalten. Reflexartig richtete sie ihre Waffe auf die erste, während sie die anderen zu erkennen suchte.
    Im Spalier bauten sich zwei Reihen vor ihr auf. Auf jeder Seite waren es auf den ersten Blick rund fünf Personen, die wie Schaufensterpuppen im Lager abgestellt waren. Sie betastete die nächststehende. Die Gestalt war nackt, und die Haut fühlte sich wie ein Stück Kunststoff an.
    Naima ging weiter in den Raum hinein. Einige der Figuren waren in einem fürchterlichen Zustand. Sie schienen unfertig oder einfach schlecht präpariert. Gliedmaßen standen verkehrt, Gewebe hing in Fetzen herunter, und an einer fraß sich Schimmel seinen Weg. Naima kämpfte mit dem krampfhaften Aufkommen eines Brechreizes. Sie trat zurück, hielt sich die Hand über Mund und Nase. War das die geheime Werkstatt Frank de Meers, ein chronologischer Abriss seiner völlig verrückten Präparatorenkarriere?
    Vom Gang her hörte sie plötzlich ihren Namen. Falk bat sie herunterzukommen.
    «Riechst du das auch?», fragte Demandt sie, sobald sie unten angekommen war.

41
    Hinter dem Bauernhaus war ein Scheiterhaufen aufgerichtet. In der Mitte steckte ein mannshoher Pfahl. An ihm war Michaelis festgebunden, ihr Kopf hing vor Erschöpfung vornüber. Die Haarspitzen klebten am blutverschmierten Oberkörper.
    «Eigentlich wollte ich die Scheite erst dann anzünden, wenn du mir das Feuerzeug zurückgegeben hast», sagte Frank. «Doch so erfüllt es auch seinen Zweck.»
    «Was meinst du?», fragte Ruben.
    «Es ist das Gesetz der Familienaufstellung: Alle Verstrickungen, die sich in Liebe ergeben haben, können auch nur in Liebe gelöst werden. Damit ich dich wieder lieben kann, musst du zuerst deine Schuld abtragen. Dazu gehört die Rückgabe dessen, was du mir genommen hast.»
    «Das Feuerzeug?»
    «Es ist das Zeichen der Anerkennung meines Vorrechtes als ältester Sohn in der Familie. Seit Jahrtausenden wird es so gehandhabt, wenn die Flamme vom Vater an den ältesten Sohn weitergereicht wird. Du hast damals diesen Kreis unterbrochen, nun kannst du ihn wieder schließen.»
    «Nun gut. Wo ist ein Feuerzeug? Ich gebe   …»
    «So einfach ist das nicht. Du hast Schuld auf dich geladen. Damit ich dich wieder lieben kann, musst du büßen   … oder jemand anderer tut es für dich.»
    Ruben ahnte, wen er damit meinte. Er blickte hinüber zur Michaelis, die kraftlos am Pfahl hing. «Du willst, dass ich sie verbrenne?»
    «Du hast es schon einmal getan.»
    «Ich bereue es aus tiefstem Herzen. Reicht dir das nicht?»
    «Nein, denn ich weiß, dass du stark sein kannst, wenn du es willst. Tu es. Befreie dich von deiner Schuld.»
    Frank griff zu einem Kanister. «Komm, ich helfe dir.» Er schüttete Benzin über die Scheite. «Es geht schnell. Sie wird nichts spüren.»
    Glucksend ergoss sich das Benzin über die Scheite, machte sie zu einer explosiven Grundlage für das Feuer, das die beiden Brüder nach so vielen Jahren wieder vereinigen sollte. Der Geruch des Benzins kroch Ruben die Nase hoch, brannte auf den Schleimhäuten und schien seine Sinne zu vernebeln.
    Bilder von jener Nacht, als er alleine im Schlafraum des Strandhauses lag, stiegen in ihm auf. Er
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