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UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

Titel: UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER
Autoren: Susan Wiggs
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deren metallene Ränder wellenförmig geschmiedet waren. Über dem Tresen, den Rosa bei einem Kunsthandwerker aus der Umgebung in Auftrag gegeben hatte, hing eine blaue Glasplatte, die von oben beleuchtet wurde. In der Mitte der Scheibe befand sich eine Nautilusmuschel, in deren Spirale das Licht schimmernd tanzte. Die Gäste schienen von diesem geheimnisvollen Schillern wie magisch angezogen zu werden und erkundigten sich oft, woher die Muschel käme und ob sie denn echt sei. Rosa kannte die Antwort auf diese Fragen, doch sie verriet sie niemandem.
    Unauffällig sah sie auf dem Monitor auf die Uhr. Keiner der Mitarbeiter im Service trug eine Armbanduhr, und im Lokal war ebenfalls keine Uhr zu sehen. Die Gäste sollten sich hier entspannen, die Zeit vergessen. Doch auf dem kleinen Computerbildschirm war zu erkennen, dass es 22 Uhr war. Rosa rechnete nicht damit, dass ab jetzt noch viel Betrieb sein würde – außer vielleicht an der Bar.
    Sie ließ den Blick noch einmal über die Gäste schweifen und war sich sicher, dass die Einnahmen des heutigen Abends außerordentlich erfreulich sein würden. „Ich bin schrecklich froh, dass es endlich Sommer ist“, wandte sie sich an Vince.
    „Tja, für normale Menschen bedeutet Sommer Ferienzeit und Urlaub. Für uns heißt es, dass wir mit Haut und Haaren dem ‚Celesta’s‘ gehören.“
    „Das ist normal.“ Harte Arbeit hatte Rosa nie etwas ausgemacht. Außerhalb des Restaurants gab es in ihrem Leben nicht viel, doch sie war zu der Überzeugung gekommen, dass sie alles so mochte, wie es war. Natürlich gab es da Paps, der mit seinen fünfundsechzig Jahren noch genauso selbstständig und unabhängig war wie eh und je und ihr ständig vorhielt, sie würde ihn zu sehr bemuttern. Ihr Bruder Roberto war in der Navy und derzeit gemeinsam mit seiner Familie im Ausland stationiert. Ihr anderer Bruder Sal, ein katholischer Geistlicher, war ebenfalls in der Navy und arbeitete dort als Priester. Ihr Vater, ihre Brüder und ihre Nichten und Neffen waren ihre Familie.
    Das „Celesta’s“ aber war ihr Leben.
    Sie guckte verstohlen zu Jason und Linda und meinte, in den Augen der beiden tatsächlich die Sterne funkeln zu sehen. Manchmal, wenn Rosa die glücklichen Paare sah, die im Restaurant Händchen hielten, spürte sie einen bittersüßen Schmerz. Um dann sofort – auch vor sich selbst – so zu tun, als hätte dieser Schmerz keinerlei Bedeutung.
    „Ich gebe dir jedes Jahr zwei Monate Urlaub“, erinnerte sie Vince.
    „Ja, Januar und Februar …“
    „Die schönste Zeit des Jahres in Miami“, sagte sie. „Oder wäre es dir und Butch lieber, eure Eigentumswohnung aufzugeben?“
    „Schon gut, schon gut, ich verstehe, was du damit sagen willst. Ich bin ja auch zufrieden und möchte es gar nicht anders …“
    Sie wurden vom Geräusch zufallender Autotüren unterbrochen. Rosa schaute wieder unauffällig hinunter auf den Bildschirm. 22 Uhr 15.
    Sie trat einen Schritt zurück, während Vince sein typisches gewinnendes Lächeln aufsetzte. „So viel dazu, dass wir heute früher Schluss machen können“, murmelte er und machte gleichzeitig ein so freundliches Gesicht, als hätte er sein ganzes Leben lang nur auf die Gäste gewartet, die gerade durch die Tür kamen.
    Rosa erkannte sie sofort. Natürlich nicht mit Namen. Dafür gab es zu viele Sommergäste hier an der Küste. Nein, sie erkannte sie, weil sie einem ganz bestimmten Typ Mensch angehörten. Reich und schön. Die Frauen strahlten eine fast adelige, selbstbewusste Eleganz und Schönheit aus. Die größte von ihnen hatte ihr goldblondes, seidiges, glattes Haar mit einem dünnen Band sehr schlicht und edel nach hinten gebunden und trug einen engen schwarzen Designerrock, eine Seidenbluse und flache Sandaletten aus Ziegenleder. Ihre beiden Begleiterinnen wirkten mit ihrem ebenfalls sehr glatten, glänzenden Haar, dem dezenten Make-up und den lässig hochgekrempelten Ärmeln wie ihre modischen Klone. Sie sahen alle genau so aus, wie es nur Leute konnten, die aus schwerreichen, alteingesessenen Familien stammten.
    Rosa und Vince hatten Zeit ihres Lebens die Sommermonate mit Leuten wie diesen verbracht, denen die vornehmen alten Häuser und Villen an der Küste gehörten. Für die Sommergäste, die ihre Ferien hier verbrachten, existierten Normalsterbliche seit Generationen zu dem einzigen Zweck, ihnen jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Es waren jene Leute, deren Charity-Galas vom „Town & Country“-Magazin gesponsert
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