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UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

Titel: UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER
Autoren: Susan Wiggs
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und deren Hochzeiten in der „New York Times“ bekannt gegeben wurden. Jene Leute, die nie auch nur einen Gedanken daran verschwendeten, wie das Leben wohl für das Zimmermädchen war, das ihnen die Betten frisch bezog. Oder für die Fischer, die mit ihrem Fang täglich die Restaurants belieferten, oder die Zugehfrauen von Sea Isle, die ihnen die Baumwollblusen bügelten.
    Vince stupste sie unauffällig an. „Die kommen direkt vom Jachthafen. Ihr Styling schreit förmlich nach dem ‚Bailey’s Beach Club‘.“
    Rosa musste zugeben, dass die Frauen am exklusiven Privatstrand am Ende der Newport-Strandpromenade tatsächlich nicht fehl am Platz wirken würden. „Sei nett zu ihnen“, ermahnte sie Vince.
    „Ich bin von Natur aus nett.“
    Die Tür ging wieder auf, und drei Männer gesellten sich zu den Frauen. Rosa begrüßte sie mit dem üblichen freundlichen Lächeln. Dann allerdings, als ihr Blick auf einen großen, blonden Mann fiel, blieb ihr für einen Moment das Herz stehen. Kurz hoffte – betete – sie, dass ihre Augen sie im gedämpften Licht täuschten. Doch so war es nicht. Rosa erstarrte.
    Nur die Ruhe, dachte sie, während sie versuchte, gleichmäßig ein- und auszuatmen. Früher oder später wäre er ihr ohnehin über den Weg gelaufen.
    „Oh-oh“, murmelte Vince und nahm automatisch eine Art Verteidigungshaltung ein. „Hier kommen die Montagues.“
    Rosa versuchte gegen die Panik anzukämpfen, die in ihr aufstieg, doch vergebens. Du bist eine erwachsene Frau, sagte sie sich, du hast dich selbst absolut unter Kontrolle.
    Doch das war gelogen. Im Nu war sie wieder achtzehn und traurig und verzweifelt wegen des Jungen, der ihr das Herz gebrochen hatte.
    „Ich sage ihnen, dass wir schon geschlossen haben“, flüsterte Vince.
    „Du wirst nichts dergleichen tun“, zischte Rosa. „Du führst sie an einen Tisch, und zwar an einen besonders schönen.“ Sie straffte die Schultern und guckte wieder hinüber zu den Neuankömmlingen. Und dann sah sie jenem Mann in die Augen, den sie seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hatte. Jenem Mann, den sie nie mehr wiederzusehen gehofft hatte.

2. KAPITEL
    „Okay, du hast es so gewollt.“ Vince schaltete sofort wieder auf Charme-Modus und ging den neu eingetroffenen Gästen zur Begrüßung entgegen. „Willkommen im ‚Celesta’s‘! Haben Sie reserviert?“
    „Nein, wir möchten uns nur betrinken“, entgegnete einer der Männer, und die Frauen quittierten seine für sie offenbar furchtbar witzige Antwort mit unbändigem Kichern.
    „Gerne“, sagte Vince und machte eine einladende Handbewegung in Richtung Bar. „Bitte nehmen Sie Platz.“
    Die Männer und ihre Begleiterinnen steuerten auf den Tresen zu. Rosa dachte an die Nautilusmuschel, die prominent und unübersehbar über der Bar platziert war wie ein wertvolles Kunstwerk im Museum. Würde er sie wiedererkennen? Würde es ihr etwas bedeuten, wenn er es tat?
    Gerade in dem Augenblick, als sie dachte, sie hätte die Überraschung gut überstanden, merkte sie, wie einer der Männer hinter dem Grüppchen zurückblieb. Er blieb einfach stehen und betrachtete sie mit einem so intensiven Blick, dass sie innerlich zu zittern begann.
    Es gab nur eine Möglichkeit zu reagieren. Rosa musste so tun, als würde sie seine Gegenwart völlig kalt lassen. Das war allerdings leichter gesagt als getan, denn sie hatte – wie so oft – ziemliche Mühe, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. Sie war und blieb ein wandelndes Klischee – eine temperamentvolle, vollbusige, italienische Amerikanerin mit Lockenkopf und viel Gefühl.
    Die einzige Botschaft, die sie ihm jetzt allerdings vermitteln wollte, war kühle Nonchalance. Denn sie wusste, dass das Gegenteil von Liebe nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit war.
    „Hallo, Alex“, sagte sie.
    „Rosa …“ Er verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln.
    Er war betrunken. Rosa wusste nicht genau, warum sie sich dessen so sicher war. Sie betrachtete sein zerzaustes blondes Haar und sein Gesicht, das zwar gereifter, aber immer noch irgendwie jungenhaft wirkte. Die Art, wie er sie mit seinen tiefblauen Augen ansah, ging ihr auch jetzt noch durch und durch. In seinem Oxford-Hemd, den lässigen Khakihosen und den Segelschuhen sah er heute allerdings ziemlich zerknautscht aus.
    Sie ertrug dieses Wiedersehen nicht. Und ja, sie hasste die Art, wie sie innerlich auf sein Auftauchen reagierte. Statt sich so aufwühlen zu lassen, hätte sie den Part der selbstbewussten Rosa
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